Volk und Nation als Identifikationsmuster

Schlagwörter:
Französische Revolution und Nationalstaatsbildung, Erbfeindschaft, Hermann, der Befreier, Arminius, der Mythos und seine Instrumentalisierung, Referat, Hausaufgabe, Volk und Nation als Identifikationsmuster
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

„Volk“ und „Nation“ als Identifikationsmuster

Französische Revolution und Nationalstaatsbildung

Historische Fakten

  • Aufklärung: Veränderung der Denkweise
  • Ständegesellschaft: 3. Stand trägt alle Last
    • Eine Gesellschaft, die in sich gespalten ist, kann sich nicht als Einheit fühlen.
    • verhindert weitgehend die Identitätsbildung
  • Beendung der Ständegesellschaft durch die frz. Revolution (in Etappen, Ringen um Gleichheit, Einigkeit, Brüderlichkeit)
  • Napoleon: erneut Monarchie in Frankfurt, aber Herrschaft über eine Nation
    • Volksabstimmungen
  • 19. Jahrhundert: Jahrhundert der Nationalstaatsgründungen
    „Nationalismus“ meint ursprünglich nur die politische Gesinnung, die einen einheitlichen Nationalstaat anstrebt.
    • inklusive Form des Nationalismus
    • exklusive Form des Nationalismus
  • Frankreich: Staatsnation (Nation innerhalb einer bereits bestehenden Grenze)
    Deutschland: Kulturnation (keine gemeinsame Grenze nach 1806 → also muss man Nation anders definieren → alle, die aufgrund von Sprache und Kultur zusammen gehören)
  • Ab 1815: Deutscher Bund (multinationales Gebilde)
  • 1848/49: Revolution → Versuch, einen Nationalstaat zu gründen, scheitert
  • 1871: nach dem dt.-frz. krieg eint Preußen das Land von oben
    • Nationalstaat (aber: deutschsprachiges Österreich nicht dabei, stattdessen frz./dänische/polnische Minderheiten → Nation?)
  • Eine politische Einheit zu sein, prägt natürlich das Einheitsgefühl, die gemeinsame Identität!

Nationalstaatsgründungen können…

  • staatsbildend (Deutsches Kaiserreich)
  • staatszersetzend (Jugoslawien / Sowjet Union)
  • staatsstärkend (Frankreich nach 1789)

… sein

Die deutsch-französische „Erbfeindschaft“

Historische Fakten

  • Nationalismus steigt im 19. Jh. auf zur „politischen Religion“ → Aufwertung des eigenen, Abwertung der anderen Völker (Fremdenhass)
  • 1817: Wartburgfest; 1837: Hambacher Fest → nationale Kundgebungen
  • Deutsche Einigungskriege 1864 – 1871 (Dt.-Frz.-Krieg 1870/71)
    • Erbfeindschaft vorher von Preußen proklamiert, Preußen als Vorkämpfer für Befreiung Deutschlands aus frz. Vorherrschaft = MYTHOS!

Selbst- und Fremdbilder

  • Einen gemeinsamen Feind zu haben, stärkt den Zusammenhalt
  • Deutsches Selbstbild:
    • Natürlichkeit
    • Empfindungsreichtum
    • Fantasie
  • Französisches Bild der Deutschen:
    • Barbaren, Militaristen
    • brutal, aggressiv
    • unzivilisiert
    • herablassend
    • „boches“
  • deutsches Bild über die Franzosen:
    • rational
    • ungeordnet
    • arrogant

→ Förderung der Erbfeindschaft zum Zweck, den inneren Zusammenhalt zu stärken.

Hermann, der Befreier

Historische Fakten

  • Arminius war Cherusker und Römischer Staatsbürger, Befehlshaber einer Hilfstruppe innerhalb des Römischen Heeres.
    • Hermann war nicht sein Name, er ist ihm im Nachhinein angedichtet worden.
  • Arminius gründete die antirömische Koalition zw. germanischen Stammesfürsten.
  • In der Schlacht im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) besiegt er eine röm. Truppe unter Varus → Beginn des germanischen Aufstandes gegen Römer
  • Aufgrund seiner Machtbestrebungen innerhalb Cherusker-Stammes wird Arminius ermordet.

Der Mythos und seine Instrumentalisierung

  • Aufgreifen der Schlacht durch Tacitus („Germania“)
    • Stilisierung zum Helden
  • Renaissance: erneutes Aufgreifen (14.-16. Jh.): Versuch, die Anfänge der „deutschen“ Geschichte als Ursprung des deutschen Volkes
  • 17.-19. Jh.: Verarbeitung in allen Bereichen der Kunst
    • Hermann als Symbol der Einheit des Volkes
  • 19. Jh.: Entstehung des Nationalismus
    • Hermann-Verehrung als Symbol der Nation
    • Vorbild für die Befreiung aus der frz. Unterdrückung
    • Aus Rom-Feindbild wird frz. Erbfeindschaft
    • Politische Instrumentalisierung zur Nationalstaatsgründung
  • 1875: Errichtung des Hermann-Denkmals
  • Immer mehr: Verklärung und Stilisierung
  • 1918: Instrumentalisierung zum Aufruf nach Selbstbehauptung und Zusammenhalt wegen Versailler-Vertrag
  • NS-Zeit: Untermauerung des Rassenwahns durch den Germanenmythos
  • Nach 1945: Bedeutungsverlust des Mythos nach jahrhundertelanger Wandlungsfähigkeit

Der Begriff „Mythos“

Definition: Überlieferung, überlieferte Dichtung, Sage, Erzählung o.Ä. aus der Vorzeit eines Volkes, bzw. Person/Sache/Begebenheit, die (aus meist verschwommenen, irrationalen Vorstellungen heraus) glorifiziert wird, legendären Charakter hat.

  • Politische Mythen = 1. Ursprungsmythen / 2. Gründungsmythen
  • Interpretation des historischen Ereignisses aus einer deutlich späteren Situation heraus und zum Zweck der Instrumentalisierung → Geschichtsverfälschung
  • Inhalt von Mythen meist Erfolge oder Niederlagen im Sinne von Opfern
  • Integrative Wirkung auf die, die zu der Gruppe gehören, ausschließende Wirkung auf Außenstehende.

Identitätsstiftung in Römischer Zeit und unter den Franken

Historische Fakten

  • Germanische Stämme ließen sich in der ausklingenden Antike auf römischen Boden nieder.
  • Die Stämme werden als „Frahei“ bezeichnet, sind aber kein einheitliches Volk.
  • Erst nach & nach Verschmelzungsprozess („Ethnogenese“ = Entstehung eines Volkes), 4.-7. Jahrhundert
  • Aufstieg der Franken innerhalb des Römerreichs
  • Unter Chlodwig I. wird das Kleinkönigtum zum Fränkischen Großreich (alle Stämme unter einem Volk vereint)
  • Taufe Chlodwigs (496/498) → anschließend Massentaufe unter den Franken
    → gemeinsame Religion
  • Chlodwig bleibt auch nach dem Untergang des Römischen Reiches Herrscher

Werkzeuge der Identitätsbildung unter den Franken

  • Gemeinsamer Glauben (verbunden mit Mythos)
    → äußerst bedeutend für das Gefühl der Zusammengehörigkeit
  • In dem Fall nicht: gemeinsame Sprache
  • Chlodwig-Mythos v.a. für Frankreich als Ursprungsmythos
  • Gemeinsame Führung als Mittel der Ethnogenese
Zurück