Kafka, Franz - Der Prozess (Inhalt, Personen, Hintergrund)

Schlagwörter:
Franz Kafka, Chronologie und Schauplätze, Inhaltsangabe, Personen, Zeitgeschichtlicher Hintergrund, Stil und Sprache, Leitmotive, Reaktionen, Referat, Hausaufgabe, Kafka, Franz - Der Prozess (Inhalt, Personen, Hintergrund)
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Referat

Der Prozess von Franz Kafka

  1. Entstehung und Veröffentlichung
  2. Chronologie und Schauplätze
  3. Inhalt
  4. Personen
  5. Zeitgeschichtlicher Hintergrund
  6. Stil und Sprache
  7. Leitmotive
  8. Die Türhüterlegende
  9. Reaktionen

1. Entstehung und Veröffentlichung

  • 1925 posthum von Max Brod veröffentlicht und 1914/1915 entstanden
  • geprägt von persönlichen Erfahrungen
    • Verlobung und Entlobung mit Felice Bauer 1914
    • seine ungeliebte Arbeit als Versicherungsangestellter
    • Ausbruch des 1. Weltkrieg
    • seineSchreibphase versiegte Ende 1914/ Anfang 1915 → Roman blieb daher unvollendet

2. Chronologie und Schauplätze

  • Roman spielt innerhalb eines Jahres
  • Beruflicher und privater Lebensbereich Josef Ks
  • Sitzungssaal, Kanzleien, Wohnung des Advokats, der Dom → Örtlichkeiten, an die er zu gehen veranlasst wird

3. Inhalt

  • Verhaftung – Gespräch mit Frau Grubach – dann Fräulein Bürstner
    • Josef K, Bankangestellter, wird an seinem 30en Geburtstag morgens in seinem Bett von den Wächtern Franz und Willem verhaftet
    • erfährt weder den Grund, noch wer ihn angeklagt hat
    • den Gedanken, seinen Freund den Staatsanwalt Hasterer anzurufen, verwirft er gleich
    • Josef K soll normal zur Arbeit fahren
    • abends sucht er das Gespräch mit seiner Vermieterin Frau Grubach → kann die Geschehnisse nicht einordnen, versucht aber K. zu beruhigen
    • nachts will sich K. bei Fräulein Bürstner dafür entschuldigen, ihr Zimmer als Verhörraum benutzt zu haben
    • wird aufdringlich und küsst sie, danach geht er beruhigt ins Bett
  • Erste Untersuchung
    • K. wird telefonisch aufgefordert, am kommenden Sonntag vor dem Gericht zu erscheinen → Adresse liegt in einem Armenviertel
    • K. findet den Raum in einem heruntergekommenen Mietshaus, wo sich viele Menschen versammelt haben
    • Josef K. hält eine Rede über die Willkür der Verhaftung und beleidigt den Richter und die Komission und erklärt sich für unschuldig → dennoch kein Verhör
  • Im leeren Sitzungssaal / Der Student / Die Kanzleien
    • K. erscheint am nächsten Sonntag erneut im Gerichtssaal → leer
    • Ehefrau des Gerichtsdieners bietet ihm Hilfe an und flirtet mit ihm
    • doch der Student Berthold und führt die Frau zum Richter
    • der Gerichtsdiener überredet K. zum Besuch der Kanzleien, stickige Luft → Schwächeanfall
    • K. beschließt seine Sonntage in Zukunft anders zu verbringen
  • Die Freundin der Fräulein Bürstner
    • K. sucht nach einer Möglichkeit sich vor Bürstner zu rechtfertigen, doch diese weicht ihm aus
    • ihre Freundin, Fräulein Montag erklärt ihr in ihrem Namen die Nutzlosigkeit seiner Aussprache
  • Der Prügler
    • eines Abends werden die Wächter Franz und Willem in einer Rumpelkammer von einem dritten Wächter verprügelt → K. hatte sich über jene beschwert
    • K. besticht Prügler erfolglos, fühlt sich verantwortlich
    • Fordert Bankdiener auf, die Kammer zu räumen
  • Onkel Leni
    • K.s Onkel Albert eilt zu seinem Neffen und sucht mit ihm seinen Schulfreund Huld auf (Anwalt) → jener ist sehr krank und Pflegerin Leni sorgt für ihn
    • während der Kanzleidirektor, Huld und Albert den Fall diskutieren, lockt Leni K. aus dem Zimmer, rät ihm zu einem Geständnis und verführt ihn
    • vor dem Haus wartet K.s Onkel auf ihn → Vorwurf der Abwesenheit bei der Besprechung
  • Advokat – Fabrikant – Maler
    • K. entscheidet nun aktiv am Prozess teilzunehmen
    • geht deswegen unkonzentrierter seiner Arbeit nach, gibt Aufgaben an den Stellvertreter der Bank ab
    • ein Bankkunde empfiehlt, sich mit dem Maler Titorelli zu treffen und diesen um Rat zu fragen
    • erfährt von Titorelli, der Vertrauensmann des Gerichts ist, dass es quasi unmöglich sei eine Freispruch zu bekommen, trotz Unschuld K.s
    • K solle zeitnah wiederkommen um weitere Möglichkeiten zu besprechen
  • Kaufmann Block – Kündigung des Advokaten
    • K. erscheint bei Huld um ihn das Mandat zu entziehen
    • bei Huld befindet sich der Kaufmann Block, dessen Prozess bereits im sechsten Jahr ist
  • Im Dom
    • im Herbst bekommt K. den Auftrag in der Bank, einem italienischen Geschäftsfreund den Dom zu zeigen → dieser erscheint nicht
    • stattdessen begegnet K. dem Gefängniskaplan
    • jener informiert ihn, dass der Prozess nicht gut für ihn ausgehen würde
    • der Kaplan erzählt ihm die Türhüterlegende
    • diese Geschichte verwirrt K. und er diskutiert mit dem Kaplan über die Bedeutung der Geschichte
  • Ende
    • am Abend vor seinem 31. Geburtstag führen zwei Männer ihn wortlos ab
    • währenddessen bemerkt K., dass das Gericht noch gar kein Urteil über ihn gefällt hat
    • sie bringen ihn zum Steinbruch außerhalb der Stadt
    • er wird mit einem Fleischermesser hingerichtet

→ Kafka entwirft eine groteske und scheinbar irreale Welt. Er konfrontiert den Leser mit Rätseln, ohne Lösungen anzubieten. Jeder soll sich seine Fragen selbst beantworten.

4. Personen

  • Josef K.
    • Karrierebeamter
    • selbstzufrieden, überheblich
  • Frau Grubach
    • einfach, mütterlich
    • vorwitzig
  • Fräulein Bürstner
    • selbstbewusst, modern
    • emanzipiert
  • Leni
    • dominant
    • sexuell-animalisch
  • Advokat Huld
    • alt, krank
    • dominant
  • Maler Titorelli
    • Lebenskünstler
    • geschickter Taktierer
  • Staatsanwalt Hasterer
    • angesehen
    • gefürchtet

5. Zeitgeschichtlicher Hintergrund

  • Franz Kafka: 1883-1924, lebte die meiste Zeit in Prag
  • Leben in Prag von Konflikten zwischen Tschechen, Deutsch-Österreichern und Juden geprägt
  • aus dem tschechischen Nationalismus entsteht Antisemitismus (mögliches Thema vom „Prozess“)
  • 1. Weltkrieg → Zerfall von Österreich-Ungarn
  • „Der Prozess“ → einer der drei fragmentarisch gebliebenen Romane

6. Stil und Sprache

  • nüchterner, sachlicher und unbeteiligter Sprachstil
  • von seiner Arbeit als Jurist geprägt
  • gezielter Einsatz sprachlicher Mittel
  • monoperspektivisches, personales Erzählen

7. Leitmotive

  • Frauen
    • K. wird von den ihn umgebenden Frauen verehrt (Ausnahme: Bürstner)
    • Drei Frauentypen
      • die verlockende Fremde (Leni, Frau des Gerichtsdieners)
      • die Mutterfigur (Frau Grubach)
      • die Unschuldige: Fräulein Bürstner, Fräulein Montag
  • Kleidung
    • dürftige Kleidung
      • Schwäche und Unterlegenheit (Wächter überraschen K. im Nachthemd)
    • gewagte Kleidung
      • Verruchtheit, homoerotische Attraktivität (der Prügler, der Italiener)
    • elegante Kleidung
      • Dominanz (Hasterer)
      • Täuschung (die Robe der Richter auf Titorellis Portraits)
    • theatralische Kleidung
      • Zugehörigkeit zum Gericht (Abzeichen, Zylinder)
    • Verhüllung
      • sexuelle Verlockung (Fräulein Bürstner)
  • Macht
    • K. erfährt häufig Situationen der Ohnmacht
      • der Macht des Gerichts unterworfen, das willkürlich festlegt, was Gesetz ist
      • ständig kontrolliert und überwacht
      • K. wird belehrt (vom Aufseher, vom Gefängniskaplan)
      • wird letztendlich abgeführt und getötet
  • Reinheit
    • Orte, die mit dem Prozess etwas zu tun habe, gelten als schmutzig
      • Pension, laut K., solange er sich dort aufhält
      • Rumpelkammer
      • die Vorstädte, in denen sich die Kanzleien befinden
  • Schuld
    • Merkmale der Schuld im „Prozess“
      • im Laufe des Prozesses wird K. zunehmend schuldig
      • Gericht wird von der Schuld angezogen
      • huld weist K. hin, man könne die Schuld eines Beklagten an dessen Lippen ablesen; der Antragsteller mit dem K. in den Kanzleien spricht, liest seine Lippen – und erschrickt!
      • Schuldige haben auf die Frau des Gerichtsdieners eine erotisierende Wirkung
    • K.s Schuld besteht in
      • der Weigerung, dem Gericht Folge zu leisten
      • der Unfähigkeit menschliche Bindungen aufrechtzuerhalten (Fräulein Bürstner, Onkel)
      • seinem egozentrischen Charakter
      • seinem Versagen als Mitmensch (Prügler, Frau des Gerichtsdieners)
      • der Weigerung seine Schuld anzuerkennen (Insistieren auf seiner Unschuld)
      • der Hingabe zum Beruf (Entfremdung vom Ich)
      • seiner Hingabe an den Prozess (Vernachlässigung anderer Pflichten)
      • seiner Unfähigkeit, seine existenzielle Schuld anzuerkennen
  • biographisch:
    • Leben Kafkas
  • historisch-kritisch:
    • vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und sozialen Spannungen in Österreich-Ungarn und dem Beginn des Ersten Weltkrieges
  • religiös:
    • vor allem in Bezug auf Kafkas jüdische Herkunft
  • psychoanalytisch:
    • der Prozess wird als Darstellung und Bewusstwerdung eines inneren Prozesses gesehen
  • politisch und soziologisch:
    • als Kritik an einer verselbstständigten und unmenschlichen Bürokratie und am Fehlen bürgerlicher Freiheitsrechte

8. Die Türhüterlegende

  • auch bekannt als „Vor dem Gesetz“ und wurde noch zu Lebzeiten Kafkas veröffentlicht
  • Gefängniskaplan erzähl K. diese im Dom
  • spiegelt 1. Die Situation K.s vor dem Gesetz, in das er nicht vordringt und 2. Die Situation des Leser vor dem Text, wider.
  • Parallelen zur Handlung
    • Fixierung auf ein unerreichbares Ziel
    • unendliche Hierarchie der Beamten/Türhüter
    • Scheitern und Tod des Protagonisten
    • Täuschung der Handelnden über die eigene Aufgabe
  • Merkmale
    • die Parabel ist unauflösbar (hermetisch)
    • der Leser bleibt in einem paradoxen Zirkel gefangen: Wenn der Eingang nur für den Mann bestimmt war, wieso wird er nicht eingelassen? Wenn er nicht eingelassen wird, inwiefern ist das Tor für ihn bestimmt?
    • gleitendendes Paradoxon: Die Voraussetzungen zur Deutung der Parabel wandeln sich ständig
    • Aufhebung der Polarität: „Richtiges Verstehen einer Sache und Missverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.“

9. Reaktionen

  • Reiner Stach, Kafka-Biograf: Kafkas Prozess ist ein Monstrum. Nichts ist hier normal, nichts ist einfach. Ob man sich mit der Entstehungsgeschichte, dem Manuskript, der Form, dem stofflichen Gehalt oder mit der Deutung des Romans beschäftigt: Der Befund bleibt stets derselbe: Finsternis wohin man blickt.
  • Peter-André Alt, Literaturwissenschaftler: K.s Geschichte ist der Traum von der Schuld – ein Angsttraum, der sich in den imaginären Räumen einer befremdlichen juristischen Ordnung als Widerschein psychischer Zustände abspielt.
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