Eichendorff, Joseph von - Motiv der Sehnsucht in der Romantik

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Joseph von Eichendorff, Analyse der Gedichte Die zwei Gesellen Sehnsucht, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Motiv der Sehnsucht in der Romantik
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Referat

Das Motiv der Sehnsucht in der Romantik

veranschaulicht an dem Vergleich zweier Gedichte von Joseph von Eichendorff

zum Autoren Joseph von Eichendorff
Joseph Freiherr von Eichendorff (Übersicht Gedichte des Autoren) wurde am 10. März 1788 geboren und verstarb am 26. November 1857. Er war ein preußischer Dichter, Schriftsteller, Dramatiker, Literaturkritiker, Übersetzer und Anthologe. Eichendorff war einer der großen Schriftsteller und Kritiker der Romantik. Seit der Veröffentlichung seiner Werke und bis heute sind einige seiner Werke in Deutschland äußerst beliebt. Berühmt wurde Eichendorff zunächst durch seine 1826 erschienenen Novellen "Aus dem Leben eines Taugenichts" und seine Gedichte. Die Memoiren eines Taugenichts sind eine typische romantische Novelle, deren Hauptthemen Fernweh und Liebe sind. Der Protagonist, der Sohn eines Müllers, lehnt das Handwerk seines Vaters ab und wird Gärtner in einem Wiener Schloss, wo er sich anschließend in die Tochter des Herzogs verliebt. Da sie mit seinem niedrigen Status für ihn unerreichbar ist, flieht er nach Italien - nur um zurückzukehren und zu erfahren, dass sie die Adoptivtochter des Herzogs ist, und damit in seiner sozialen Reichweite. Mit seiner Kombination aus Traumwelt und Realismus gilt Memoirs of a Good-for-Nothing als Höhepunkt der romantischen Fiktion. Ein Kritiker stellte fest, dass Eichendorffs Taugenichtse die "Personifizierung der Naturliebe und die Besessenheit vom Wandern" sei. Thomas Mann nannte Eichendorffs Nichtsnutz eine Kombination aus "der Reinheit des Volksliedes und des Märchens". Viele von Eichendorffs Gedichten wurden zuerst als integraler Bestandteil seiner Novellen und Geschichten veröffentlicht, wo sie oft von einem der Protagonisten gesungen werden. Allein die Novelle Taugenichtse enthält 54 Gedichte.

zur Literaturepoche Romantik
Die Romantik war im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert die dominierende intellektuelle Bewegung im deutschsprachigen Raum, die Philosophie, Ästhetik, Literatur und Kritik beeinflusste. Im Vergleich zur englischen Romantik entwickelte sich die deutsche Variante relativ spät und fiel in den ersten Jahren mit der Weimarer Klassik (1772-1805) zusammen. Im Gegensatz zur Ernsthaftigkeit der englischen Romantik schätzte die deutsche Variante der Romantik vor allem Witz, Humor und Schönheit.

Die Frühzeit, etwa 1797 bis 1802, wird als Frühromantik oder Jenaer Romantik bezeichnet. Die zentralen Philosophen und Schriftsteller der Bewegung waren Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798), Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854), Friedrich Schleiermacher (1768-1834), Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772-1829), August Wilhelm Schlegel (1767-1845), Ludwig Tieck (1773-1853) und Friedrich von Hardenberg (1772-1801).

Die frühen deutschen Romantiker bemühten sich um eine neue Synthese von Kunst, Philosophie und Wissenschaft, indem sie das Mittelalter als eine einfachere Periode der integrierten Kultur betrachteten; die deutschen Romantiker wurden sich jedoch der Schwäche der von ihnen angestrebten kulturellen Einheit bewusst. Die deutsche Spätromantik betonte die Spannung zwischen der Alltagswelt und den irrationalen und übernatürlichen Projektionen des kreativen Genies. Insbesondere kritisierte der Kritiker Heinrich Heine die Tendenz der frühen deutschen Romantiker, in der mittelalterlichen Vergangenheit nach einem Modell der Einheit in Kunst und Gesellschaft zu suchen.

In vielerlei Hinsicht kann man die deutsche Romantik als Vorwegnahme Sigmund Freuds in ihrer Betonung des durchdringenden Einflusses des Unbewussten auf die menschliche Motivation sehen.
Charakteristische romantische Motive wie Nacht, Mondlicht, Träume, Halluzinationen, unfertige Sehnsüchte und ein melancholisches Gefühl von Mangel oder Verlust sind direkte Reflexionen dieses Interesses am Unbewussten.
Nach Ansicht der Romantiker sind einige Geister besonders geeignet, das verborgene Wirken der Natur zu erkennen. Dichter, so glaubten sie, besitzen die Fähigkeit, die "Stimme der Natur" zu hören und in die menschliche Sprache umzusetzen.

Die Lyrik der Romantik war geprägt von Autoren wie Ludwig Tieck , Joseph Eichendorff und Clemens Brentano.

Joseph Freiherr von Eichendorff war ein Romancier der späteren deutschen Romantikschule. Eichendorffs poetisches Leitmotiv war, dass der Mensch das Glück in voller Aufnahme der Schönheiten und wechselnden Stimmungen der Natur finden sollte. Im späteren Leben schrieb er auch mehrere Werke der Geschichte und Kritik der deutschen Literatur. Die Lyrik von Eichendorffs Gedichten wird viel gelobt, und seine Gedichte wurden von vielen Komponisten vertont, darunter Schubert, Schumann, Mendelssohn, Brahms, Hugo Wolf, Richard Strauss, Friedrich Nietzsche und Hans Pfitzner.

Eichendorff gilt als einer der bedeutendsten deutschen Romantiker und seine Werke erfreuen sich von der Produktion bis heute großer Beliebtheit in Deutschland.

Motiv der Sehnsucht in der Romantik - Vergleich der Gedichte "Die zwei Gesellen" & "Sehnsucht"
Der Frage, was der richtige Lebensweg sei und wie man ihn meistert kann und dabei nach Möglichkeit auch noch das eigene Glück findet ist in der literarischen Epoche der Romantik eine essentielle Frage und leitet auch die Toleranz für die unterschiedlichen Möglichkeiten sein Leben zu meistern ein.

Joseph von Eichendorff beschäftigte sich, wie viele zeitgenössische Dichter auch, mit dem Weg in ein Leben welchen für einen selbst Sinn ergibt, wie auch immer man es ausleben will. In den beiden von ihm geschriebenen Gedichten „Die zwei Gesellen“, von 1818 und „Sehnsucht“, welches er 16 Jahre später verfasste, werden sowohl die Themen Unsicherheit und Entscheidungen, als auch Natur, Verlockung und letztendlich ebenfalls Sehnsucht behandelt.

„Es zogen zwei rüst´ge Gesellen (z)um einstenmal von Haus, (…)“ (V.1f), mit diesen Versen beginnt Eichendorff im Alter von 30 Jahren sein Gedicht „Die zwei Gesellen“. Er vermittelt eine gewisse Aufbruchsstimmung. Es ist von zwei jungen Gesellen die Rede, die sehr gut gelaunt, euphorisch jubelnd (vgl.V.3), in die Welt hinaus wandern. Diese Stimmung wird bei ihnen wahrscheinlich noch unterstützt dadurch, dass grade Frühling ist. Alles blüht und sprießt, die Tage werden länger und es wird wärmer. Diese Helligkeit wird von hellen Wörtern wie „(…) hellen“ (V.3) oder „(k)lingenden, singenden (…)“ (V.4) unterstützt und auf den Leser übertragen. Die beiden Gesellen sind voller Begeisterung und Motivation (vgl.V.6) und stecken damit ohne weiteres ihre Umgebung an, was die Verse neun und 10 „(…) (u)nd wem sie vorübergingen, (d)em lachten Sinnen und Herz.-”. Der Gedankenstrich lässt die Vermutung zu, dass zwischen der zweiten und dritten Strophe etwas Zeit vergangen sein könnte. So handeln die Strophen eins und zwei vom Aufbruch der zwei Männer, aber auch von ihrer Gleichheit. Beide gingen sie mir den identischen Voraussetzungen: jung, von der Gesellschaft akzeptiert und motiviert ihren Lebensweg zu finden. In der Strophe drei wird deutlich, dass tatsächlich ein Zeitsprung beschrieben wurde. Es wird vom Schicksal des ersten Gesellen berichtet, welcher ein „(…) Liebchen,“ (V.11) mit „(…) Bübchen,“ (V.13) und „(…)Stübchen“ (V.14) bekam. Diese Diminutive vermittelt eine Art der Ironie. Es erscheint einem fast so, dass das perfekte, stereotypische Leben (aus der gegenwärtigen Ansicht aus dem Jahr 1818), mit einem eigenen Haus, welches die Schwiegereltern bezahlten (vgl.V.12) und sogar einem Sohn als Kind welcher in dieser Zeit als großes Glück galt, da damit ein Stammhalter geboren war, ins Lächerliche gezogen wird.

Schließlich ist er einst mit seinem Gesellen in die weite Welt hinaus gezogen um Abenteuer zu erleben. Doch scheint der Geselle ganz und gar zufrieden zu sein mit seiner Entscheidung, so „(…) sah [er] aus [seinem] heimlichen Stübchen (b)ehaglich ins Feld hinaus.“ (V.14f). Obwohl es erst durch den Blick durch das Fenster so wirkt, als hätte er Sehnsucht nach etwas (zum Beispiel seinem alten Leben), welches ein gängiges Stilmittel in der Romantik ist, so scheint es doch als hätte Geselle Eins sein Glück gefunden und schwelge nur in Erinnerungen.

Während ihm allerdings nur eine Strophe gewidmet wird, so erlangt der zweite Geselle die doppelte Anzahl. Dieser bestritt einen komplett anderen Weg als sein ursprünglicher Begleiter. Er entschied sich für das abenteuerliche, aber letztendlich auch einsame Leben eines Junggesellen. Zunächst aber wird der Eindruck von einem tollen Leben direkt am Anfang der Strophe mit den Worten „Dem zweiten sangen (…)“(V.16) erweckt, welcher aber sogleich mit den nächsten Worten , „(…) und logen“ (V.16) wieder aufgehoben wird, was dem zweiten Gesellen aber nicht aufzufallen scheint. Es wird beschrieben wie den Zweiten die „(v)erlockend´ Sirenen (…)“ (V.18) betörten und „(i)hn in der buhlenden Wogen (f)arbig klingenden Schlund.“ (V.19f) zogen. Die Sirenen stehen hierbei nicht nur für das weibliche Geschlecht und die sexuelle Verführung, sondern auch für andere Verlockungen, die den zweiten Gesellen reizten, täuschten und ihn letztendlich in den Schlund sogen, der verspricht farbig und wundervoll zu sein, es aber gar nicht ist. Hierbei wird sehr passend das Stilmittel der Synäthesie angewendet (typisch für die Romantik) indem mehrere Sinne angesprochen werden und somit etwas fantastisches versprochen wird, es aber dann eben doch nur in den „(f)arbig klingenden Schlund.“(V.20) führt. Der Sog wird durch die durchgehenden Enjambements deutlich, die sich in der dieser Strophe durchläuft vorfinden lassen, was, obwohl sich dieses rhetorische Mittel durch das gesamte Gedicht zieht, in keine anderen Strophe der Fall ist. Was danach passierte, entspricht ganz den indirekten
Vorwarnungen. Kaum hat sich der Geselle versehen, da ist er alt und müde (vgl.V.22) und auch sein „(…)Schifflein (…)“ (V.23), womit sein Körper gemeint sein könnte, lag nun so still (vgl.V.24) im Grunde. In dieser Strophe wurde das anfänglich benutzte Motiv des Wandern durch das der Schifffahrt ersetzt. Man könnte meinen es bedeutet er ist auf seinem Wege weiter getragen worden, als er wollte. Der Zweite scheint untergegangen zu sein, was die negativen Adjektive müde, still und kalt unterstreichen.

Die letzte Strophe bildet sowohl den Höhepunkt, als auch eine Abrundung des Gedichts. So wird erst jetzt das lyrische Ich erwähnt, welches möglicherweise der Erzähler der Geschichte dieser zwei Gesellen ist. Auch der Wechsel vom Präteritum ins Präsens lässt dies vermuten. „Es singen und klingen die Wellen (d)es Frühlings wohl über mir; Und seh ich so kecke Gesellen, (…)“ (V.26ff). Es ist nun wieder Frühling, neue, diesmal kecke, Gesellen machen sich zum Aufbruch in ihre Zukunft bereit. Ebenfalls werden in dieser Strophe die singenden und klingenden Wellen der Jahreszeit wieder aufgegriffen, bilden also einen Rahmen um die Schicksale der beiden Männer.

Auch durch die letzten zwei Verse schließt sich der Kreis; wo noch am Anfang Aufbruchsstimmung vermittelt wurde, bekommt man nun ein Gefühl der Vollendung der Reise. „Die Tränen im Auge mir schwellen - Ach Gott, führ uns liebreich zu dir!“ (V.29f). Die Tränen im Auge des lyrischen Ichs lassen auf eine gewisse Verzweiflung schließen. Weder der eine Geselle noch der Andere haben den 100 prozentig richtigen Weg eingeschlagen. Der Eine nahm den bürgerlich normalen Weg, womit seine Geschichte auch sehr schnell vorbei war. Der Andere wählte den Weg voller Abenteuer und Ungewissheiten und ist damit nicht glücklich geworden.

Das lyrische Ich bittet also nun Gott mit der Interjektion „Ach(…)“ (V.30) fast aufgewühlt darum, ihm eventuell den einzig richtigen Weg zu zeigen und ihn zu lenken. Während in diesem Gedicht alles noch für das lyrische Ich offen zu sein scheint, könnte man anmuten, dass es in „Sehnsucht“ bereits einen Weg eingeschlagen hat. So unterscheiden sich die beiden Gedichte formal betrachtet vor allem im Reimschema. „Die zwei Gesellen“ wurden in einem von einem Kreuzreim umgebenen Paarreim geschrieben, welcher zwar durchgängig, dennoch aber sehr unruhig ist. „Sehnsucht“ hingegen entspricht einem einfachen, fortlaufendem Kreuzreim, welcher Ruhe und Sicherheit demonstriert. Auch im Inhalt gibt es einige markante Unterschiede. Das Gedicht „Sehnsucht“, welches Eichendorf im Alter von 46 Jahren schrieb, gibt wenig Raum für Interpretation, so ist auch das zentrale Thema schon mit dem Titel festgelegt: „Sehnsucht“. Das lyrische Ich, welches in diesem Gedicht alle drei Strophen durchgängig erzählt, stand nachts einsam am Fenster (vgl.V.1f) „(u)nd hörte aus weiter Ferne (e)in Posthorn im stillen Land.“ (V.3f). Da die Post in der damaligen Zeit nicht nur als Kommunikationsbasis genutzt wurde, sondern eben auch als Reisemöglichkeit in
entfernte Städte und Länder ist dies, angesichts des Themas, wohn eher der Fall. Das im Titel gegebene Thema wird zum ersten mal im Vers 5 angesprochen, wo das lyrische Ich meinte: „(d)as Herz mir im Leib entbrennte,“ (V.5). Mit dieser Metapher wird aufgezeigt wie sehr sich das lyrische Ich danach gesehnt hat in die Ferne zu fliehen und wirklich davon überzeugt war. Doch dieses Verlangen nach dem Unbekannten äußerte das lyrische Ich anscheinend nur heimlich (vgl.V.6), was im Kontrast zur anfangs erwähnten Einsamkeit (vgl.V.2) steht. Das lyrische Ich scheint doch nicht alleine in seinem Häuschen hinter dem Fenster gewesen zu sein, konnte seine Wünsche und Träume aber offensichtlich nicht vor anderen ohne Weiteres äußern und fühlte sich auf Grund dessen einsam. Der Ausruf mit der vorangestellten Interjektion „Ach, wer da mitreisen könnte (i)n der prächtigen Sommernacht“ (V.7f) wirkt folglich nicht voller Vorfreude oder gar fröhlich, sondern viel mehr voller Sehnsucht, denn das lyrische Ich hatte wahrscheinlich nicht die Möglichkeit einfach einen neuen Weg einzuschlagen, da es die Wanderer als jung (vgl.V. 9) wahrnimmt und somit nicht höchstwahrscheinlich schon etwas älter war und nicht mehr über derart jugendliche Freiheiten verfügte.

So lässt sich in der ersten Strophe erahnen wie es um das lyrische Ich stand. Darauf folgend hörte es zwei junge Gesellen singend durch die Lande wandern. Der Gesang entführte das lyrische Ich gedanklich ganz und gar in seine eigene Traumwelt, die sehr weit weg zu sein schien und die durch lauter Hyperbeln, Personifikationen und Metaphern ausgeschmückt wird: „(…) schwindelnde[ ] Felsenschlüfte[ ]“ (V.13), sacht rauschende Wälder (vgl.V.14) und sich stürzende Quellen (vgl.V.15f) beschreiben ein atemberaubendes, abenteuerliches Naturspektakel. An solchen Stellen ist gut zu erkennen, dass es sich nach den Zeiten sehnte in denen es selbst so etwas miterleben konnte. Sehr gut zu erkennen ist es daran, dass Erinnerungen in unseren Köpfen meistens bunter oder lustiger werden, sobald sie länger zurück liegen, wie es ja auch hier der Fall zu sein schien. In der dritten Strophe haben die Beschreibungen des lyrischen Ichs eher Ähnlichkeit mit einer Märchenwelt in der Marmorbilder (vgl.V.17) , „(…) Gärten, die überm Gestein (i)n dämmernden Lauben verwildern,“ (V.18f) und „Paläste[ ] im Mondenschein,“ (V.20) wohl der Realität entsprechen. Dies alles setzte das lyrische Ich so perfekt zusammen und nun tauchten auch noch die Mädchen in dem Lied der Gesellen auf. Sie singen davon, wie die Mädchen ihnen lauschen und sie um ihre Angebetete buhlen indem sie ihr auf der Laute die wunderschönsten Lieder vorspielen (vgl.V.21f), was einem typischen Szenario aus der romantischen Literatur entspricht.

Wo zunächst noch die Wälder rauschten (vgl.V.14), rauschte nun der Brunnen verschlafen (vgl.V.23), was sowohl eine Verknüpfung zwischen der zweiten und dritten Strophe darstellt, als auch zwischen Natur und Menschheit. Dies wird auch durch die Personifikation „(…)verschlafen(…)“ (V.23) im Bezug auf den Brunnen verdeutlicht. Sein Gedicht beendet Eichendorff mit einer Wiederholung des letzten Verses der ersten Strophe: „In der prächtigen Sommernacht.-“ (V.24). Was einst noch als Ausruf gemeint war, ist nun ein normaler Satz mit einem Punkt der das Ende der Träumerei darstellen könnte. Der Gedankenstrich nach dem Punkt könnte aber darauf schließen lassen, dass es durchaus noch längst nicht der Schluss sein muss und wahrscheinlich wird das lyrische Ich noch sehr viel darüber nachgedacht haben. Das Gedicht erscheint einem dadurch aber merkwürdig unzufrieden und nachdenklich zu enden.

Setzt man diese beiden Gedichte nun in Kontrast zueinander, so ist eine Entwicklung erkennbar. Während das lyrische Ich im ersten Gedicht noch auf der Suche nach dem richtigen Lebensweg zu sein scheint, hat es im zweiten Gedicht offensichtlich schon längere Zeit einen eingeschlagen und ist mit der Wahl nun nicht mehr zufrieden. Es scheint fast widersprüchlich, dass der Geselle eins, der in „Die zwei Gesellen“ noch sehr zufrieden mit deiner Entscheidung sesshaft geworden zu sein war, in „Sehnsucht“ danach trachtet, den Weg des zweiten Gesellen einzuschlagen, welcher im ersten Gedicht doch aber sein Glück niemals fand. Es wäre möglich, dass Joseph von Eichendorff seine Beurteilung aufgrund persönlicher Erfahrungen änderte. Als er „Die zwei Gesellen“ 1818 verfasste, heiratete er nur knapp drei Jahre zuvor seine Frau und hatte bereits zwei Kinder mit ihr. Der Lebensweg für den er sich entschieden hatte, hatte grade erst begonnen und enthielt viele Neuheiten und Wendungen und hielt überall Überraschungen parat. 16 Jahre später sah die Situation möglicherweise schon etwas weniger rosig und aufregend aus. Der Alltagstrott und Langeweile könnten sich in sein Leben geschlichen haben. Zwar zog er kurz vor 1834 nach Berlin, war dort aber arbeitssuchend und wahrscheinlich frustriert. Zudem befand er sich in den Jahren, die wie heutzutage gerne als von der Midlifecrisis geprägt bezeichnen. Eichendorff könnte sich gefragt haben was er alles für aufregende Sachen hätte erleben können, wenn er nicht Frau und Kinder gehabt hätte. Er könnte auch die Sehnsucht nach Freiheit gehabt haben.

Dieses Motiv der immer wiederkehrenden Sehnsucht wird in verschiedenen Arten wiedergegeben in den beiden Gedichten. Zum einen geht es um das Bestreben nach Freiheit und Natur. Man will Abenteuer erleben, alles mal gesehen haben und sich niemandem anpassen müssen. Es kann auch die Sehnsucht nach dem anderen Weg sein. Man hat sich an einer „Kreuzung des Lebens“ für einen Weg entschieden und muss sich nun für immer die Frage stellen „Was wäre gewesen wenn …?“ und wäre das besser gewesen? In der Romantik scheint es fast so, als strebe man nach dem, was man nicht erreichen kann oder grade nach dem, was man nicht hat. So will das lyrische Ich am Ende des Ersten Gedichtes unbedingt weder den freien noch den sesshaften Weg einschlagen, sondern bittet Gott ihm noch eine Möglichkeit zu bieten, die nicht existent ist. Im zweiten Gedicht verliert sich das lyrische Ich in seinen Träumen für ein Leben, welches andere Menschen führen und es nie führen wird.

Letztendlich ist jedoch zusammenfassend zu sagen, dass in beiden Gedichten der Weg in die Glückseligkeit beschrieben oder zumindest gesucht wird und das es auf diesem Weg jene gibt die scheitern und die anderen, die am Ende jubeln. Im ersten Gedicht gibt es bestimmte Zeichen, die auf Toleranz, aber auch auf Unsicherheit hinweisen, wobei sich das zweite Gedicht auf das Verlangen nach dem Unerreichbaren beschränkt, was alles typische Themen für die Romantik sind.

So können wir nur hoffen, den richtigen Weg einzuschlagen und nicht am Ende traurig vor unserem Fenster zu sitzen und zu sehen, wie die Welt an uns vorbei zieht.

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