Literaturwissenschaft - Überblick über die Methoden der Literaturwissenschaft

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Referat

Überblick über die Methoden der Literaturwissenschaft

1. Positivismus

  • Wilhelm Scherer: Geschichte der deutschen Literatur. Berlin 1883.
  • Versuch, den exakten Naturwissenschaften nachzueifern; daher: Gegenstand ist das Meß- und Registrierbare in der Literatur.
  • Vgl. Historismus: „darstellen, wie es gewesen ist“. Scherer: „das Ererbte, Erlebte und Erschaute“.
  • Hauptleistungen: Quellenforschung und Editionstechnik
  • Fehlformen: Überbetonung des Deutschen

2. Geistesgeschichte

  • Wilhelm Dilthey: Das Erlebnis und die Dichtung. 1906.
  • G. will „das Wesenhafte“ ergründen, will verstehen, nicht nur Herkunft erklären.
  • Ziel: Herausarbeitung des Sinngehaltes der Dichtung, des Gehaltes an Lebensdeutung. Wesentlich sind die überzeitlichen Werte der Dichtung, der „rote Faden“ (vgl. mimetischer Literaturbegriff).
  • Leistung: Entwicklung größerer Überblicke, Epochenmerkmale, Ideengeschichte, Gattungsgeschichte (z.B. H.A. Korff: Geist der Goethezeit)
  • Kritik: ahistorisch, Ablehnung der Naturwissenschaften, Textverständnis als Selbst- und Endzweck.

3. Psychologische Methoden (Literaturpsychologie)

  • Sigmund Freud: Der Dichter und das Phantasieren. 1900.
  • Entstehen des Werkes als Sublimierung von in der Realität unerfüllt gebliebenen Wünschen. Auch die Konfliktschemata des einzelnen Werkes sind daher – als Manifestation des Unterbewußten – nach dieser Methode zu erklären.
  • Leistung: Überwindung des falschen Kunstidealismus, der als Ursache von Kunst nur die „Muse“, den „göttl. Einfall“ usw. kennt.
  • Kritik: führt immer wieder zu wenigen Grundmotiven und Grundsituationen.
  • Kunst wird nur als frustriert verstanden.

4. Formale Methoden

  • Russische Formalisten um 1915, New Criticism in USA um 1930, Strukturalismus seit 1960
  • Ziehen sich zurück auf Form und Struktur des Werkes, befassen sich mit dessen Machart.

5. Werkimmanente Methode, „Interpretation“

  • Emil Staiger: Die Kunst der Interpretation. 1951.
  • Wolfgang Kayser: Das sprachliche Kunstwerk. 1954
  • Entsteht als Reaktion auf Verstrickungen der Germanistik in Nazizeit. Tendenz zum völligen Rückzug aus der Welt. Die Interpretation soll „immanent“ im Werk bleiben, sie versagt sich jedes außerliterarische Urteil, Literatur soll auch nicht in die Welt wirken. Endzweck ist Verstehen und Bewundern des Kunstwerkes.

6. Literatursoziologie

  • a) empirisch-positivistische L.: Lit. Und Buch auf dem Markt.
  • b) materialistisch-dialektische L., marxistische L. u.ä.
  • Literatur als Element des Überbaus, weitgehend von der sozi-ökonomischen Basis abhängig: Widerspiegelung. Ideologiekritik als wesentliche Aufgabe. Prinzip der Parteilichkeit.

7. Rezeptionsästhetik, Wirkungsgeschichte, Pragmatische Texttheorie

  • Literatur nur denkbar als Objekt, gesehen durch ein Subjekt („Hermeneutischer Zirkel“). Text als kommunikativer Prozess, kein fester Begriff. Prozess des Interpretierens wird bewusst gemacht, ist wichtiger als verbindliches Resultat. Feststellen des Erwartungshorizonts: einstiges und heutiges Verstehen. Wechselwirkung auf neue Produktion.
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