Gambia - der kleinste Flächenstaat Afrikas

Schlagwörter:
Geographie, Entwicklungsland, Verstädterung in Gambia, Pull Faktoren, Tourismus, Referat, Hausaufgabe, Gambia - der kleinste Flächenstaat Afrikas
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Referat

Gambia

Klasse: 12 II
Fach: Geographie

Gewähltes Land: Gambia
Einleitend möchte ich erwähnen, dass Gambia der kleinste Staat Afrikas ist und nur 1 270 000 Einwohner hat. Dennoch hat der Kleinstaat Gambia eine der größten Bevölkerungsdichten in Afrika mit 112,3 EW/km2. Der westafrikanische Staat befindet sich in Westafrika und ist abgesehen vom Westen völlig vom Staat Senegal umgeben. Im Westen hat Gambia als Grenze den atlantischen Ozean.


Aufgabe 1: Beschreibe und begründe die Verteilung der Bevölkerung in dem selbst gewählten Entwicklungsland und leite Tendenzen der Verstädterung ab! Erläutere die Auswirkungen der Verstädterung!

Einst war die Bevölkerung relativ gleichmäßig verteilt im Land, 1973 lebten 85% auf dem Land. Doch heute ist das längst nicht mehr so. Gambia verzeichnet eine hohe Urbanisierungsrate, sprich die städtischen Siedlungen wachsen, die städtische Bevölkerung wächst und es ist ein Wachstum der Städte nach Einwohner/km2 festzustellen. 1997 lag die Verstädterungsrate bei 25% und 3 Jahre später ist sie bereits auf 37% gestiegen. Die meisten Städte befinden sich im Südwesten des Landes wie die Hauptstadt Banjul, Bakau, das Handelszentrum Serekunda, Beferet, Sibanor, Bulok, Somita und Brikama. Im Nordwesten gibt es weniger Großstädte und Städte als im Südwesten, dort sind mehr kleine Dörfer vorzufinden. Ebenso nimmt die Anzahl der Städte Richtung Osten ab. In diesem Teil des Landes gibt es kaum Städte, eher viele kleine Dörfer. Zusammenfassend ist zu sagen, dass der größte Teil der Bevölkerung im Westen des Landes lebt bzw. dort hin siedelt.

Die Verteilung der Bevölkerung und der damit verbundenen zunehmenden Verstädterung im Westen des Staates lässt sich mit den Push - Faktoren, gemeint ist die abstoßende Wirkung des Hinterlandes, und den Pull – Faktoren, der magnetisierenden Wirkung der Stadt, erklären. Die Push – Faktoren lassen sich in einzelne Gebiete unterteilen. Ein agrarsozialer Faktor ist die Monokultur der Erdnussökonomie, einweiterer die Subsistenzwirtschaft des Gemüse– und Getreideanbaus. Somit hat die schwere Landarbeit eine abstoßende Wirkung auf die ländliche Bevölkerung. Auch naturgeografisch wirken einige Faktoren soweit, dass die Landflucht zunimmt. Gambia ist ein von der Landwirtschaft und vom Tourismus abhängiges Land, da es kaum verarbeitende Industrie aufweist, nur sehr wenige Erdnussverarbeitende Betriebe. Ungunstfaktoren bedrohen die Existenz der Einwohner. Vorwiegend fruchtbare Böden sind in Flussnähe zu finden. Da der Gambia im Westen breiter ist, gibt es dort fruchtbarere Böden. Aus diesem Grund nennt man den Fluss auch Lebensader des Landes. Des Weiteren weist das Land im Norden die Trockensavanne auf und im Süden die Feuchtsavanne, welche bessere Bedingungen für den Anbau aufweist. Außerdem ist es im Osten des Landes durch das kontinentale subtropische Klima sehr heiß mit starken täglichen Temperaturschwankungen. Auch so wird der landwirtschaftliche Anbau erschwert, da viele Pflanzen an diese Bedingungen nicht angepasst sind.

Auch ökologische Faktoren sind Ursache für die zunehmende Landflucht in Richtung Westen. So droht durch die Versalzung der Böden durch die Gezeiten, die zunehmende Desertifikation, die Brandrodung und die seit Jahren abnehmende Niederschlagsmenge eine ökologisch – ökonomische Katastrophe. Ein sehr bedeutender Push – Faktor ist demografischen Ursprungs. In Gambia ist ein starker Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. So waren es 0,9 Mio. Einwohner 1987 und schon 1, 2 Mio. 1998. In den nächsten 2 Jahren ist die Einwohnerzahl noch mal um 70 000 gestiegen. Doch die jährliche Wachstumsrate ist bereits gesunken, so lag sie 1987 bei 5, 6 %, 1995 bei 5,3% und 2000 „nur“ noch bei 3,7%. Dennoch ist die Bevölkerungsdichte gestiegen. Vor 14 Jahren war sie bei 80 Einwohner/km2, 1997 bei 100 Einwohner/km2 und im letzten Jahr bei 112,3 Einwohner/km2. Außerdem steigt die Bevölkerungszahl, weil Libanesen, Inder und Einwohner anderer westafrikanischer Staaten Gambia als Zufluchtsort sehen aufgrund seiner stabilen politischen Lage. Auch im infrastrukturellen Gebiet sind Ungunstfaktoren zu vermerken. So sind der Norden und der Osten des Landes durch mangelnde Verkehrsanbindung gekennzeichnet. Der Bevölkerung, die dort lebt wird der Zugang zu Gütern erschwert. So fühlen sich die dortigen Einwohner abgeschieden.

Des Weiteren gibt es im sozialen Familienleben im Dorf Aspekte, die einigen Einwohnern missfallen. So besteht ein Dorf aus mehreren Compounds. Ein Compound ist eine Gemeinschaft aus der Gründerfamilie und mehreren Kernfamilien – Mann, Frau, Kinder – aus der Verwandtschaft des Mannes und unverheirateten Mitgliedern, ebenso können Fremde auch in diesen Compound mit integriert sein. Der gesamte Besitz gehört dem Compound – Ältesten. Das Oberhaupt dieser Gemeinschaft ist verantwortlich für das Wohlergehen aller Mitglieder. So fühlen sich vorwiegend junge Menschen abhängig von diesem Compound.

Um diesen Begebenheiten zu entkommen, zum Teil subjektiv für negativ empfunden, ziehen vorwiegend junge Menschen in den Westen des Landes, dort wo viele Städte sind.


Die Pull – Faktoren sind wie folgt:
Man hofft im Westen durch den zunehmenden Tourismus an der Atlantikküste und aufgrund der besseren Bedingungen für die Landwirtschaft auf Arbeit und somit Verdienstmöglichkeiten. Außerdem ersehnt man sich eine gute medizinische und soziale Versorgung, weil in diesem Teil des Landes die Infrastruktur besser ausgebaut ist. Des Weiteren sehnt man sich nach Bildungs- und Aufstiegschancen, denn nur in den Städten gibt es Schulen und nur in Banjul und Serekunda besteht Schulpflicht. So erklärt sich auch die mit 65% hohe Analphabetenquote. Viele Dorfbewohner schicken auch ihre Kinder in die Stadt zu Verwandten wegen der Schulausbildung. Ebenso träumt man von der sozialen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Compound; man erhofft sich eigenen Besitz und Reichtum von westlichen Komfortgütern. Die Folge ist, dass viele in die westlichen Städte und überwiegend junge Leute wandern.

Die Tendenzen der Verstädterung sind, dass bis 2010 die Einwohnerzahl auf 1,4 Mio. Einwohner steigt. Damit würden die bisherigen Großstädte weiter wachsen und andere Großstädte würden vermutlich entstehen. Außerdem ist anzunehmen, dass eine noch stärkere Zunahme der Disparitäten bezüglich Dorf- und Stadtleben und West- und Ostgambia erfolgt.

Doch diese Zunahme der Bevölkerung und die hohe Urbanisierungsrate hat auch Folgen, positive wie negative. Banjul, die Hauptstadt des Kleinstaates, hat zur Zeit ca. 60 000 Einwohner. Doch da die Stadt auf einer Schwemmlandinsel befindet, kann sie sich nicht weiter ausdehnen. So hat sich das Wachstum auf Städte wie Serekunda, Bakau und Fajara verlagert. Inzwischen hat sich Serekunda zur größten Stadt mit etwa 150 000 Einwohnern und zum Handelszentrum des Landes entwickelt. Die Stadt ist so groß geworden aufgrund zahlreicher Eingemeindungen und des starken Bevölkerungszustromes. Da der zunehmende Tourismus am der Atlantikküste schafft, wie Zimmermädchen, Hotelboys, Taxifahrer und Souvenirverkäufer, haben auch einige Landflüchtige gute Chancen auf Arbeit. Ebenso bringt der Verkauf von lokalen Kunstwerken ein relativ gesichertes Einkommen. Man ist bemüht die Infrastruktur auszubauen, was positiv ist für die Versorgung des Hinterlandes jedoch auch negativ, weil sich so die ökologischen Auswirkungen verschärfen.

Des Weiteren nehmen aufgrund des Bevölkerungszuwachses im Westen die Wohnungsprobleme zu und um diese zu beseitigen wächst die Fläche der Stadt, was wieder ökologische Auswirkungen hat. Wie schon erwähnt, werden viele Kinder wegen der Schulbildung in die Stadt zu Verwandten geschickt. Die Verwandten müssen für diese sorgen, was auch meist ihre finanziellen Mittel übersteigt. Die Folge ist Armut. Ein weiterer Aspekt ist, dass die vielen jungen Leute beruflich nicht ausreichend qualifiziert sind und sie so keine Arbeit finden. Außerdem sind die Städte mit der Massenzuwanderung überlastet bzgl. des Arbeitsplatzangebotes. Die Folgen sind, dass Elendssiedlungen wie Marginalsiedlungen, Squattersiedlungen und Slums entstehen. Kriminalität und Drogen werden zum weiteren Problem, weil viele keinen anderen Ausweg sehen. Wären sie in ihrem Compound, würde ihnen geholfen werden aufgrund des traditionellen Zusammenlebens und Füreinandersorgen.

Aber auch für die Landbewohner hat die hohe Urbanisierungsrate folgen. Denn auf dem Land verharren die übrig gebliebenen Bewohner in ihren alten Traditionen, was sie aber persönlich für positiv empfinden, weil diejenigen Leute gehen, die für die Einführung neuartiger Prozesse wichtig wären. Wie schon gesagt, will die ländliche Bevölkerung überwiegend keine kulturellen Veränderungen. Wenn Stadtbewohner Verwandte auf dem Land besuchen, oder gar für immer zurückkehren, stören sie das soziale Gleichgewicht im Compound und im Dorf. Sie haben ein relativ hohen Lebensstandart, wie zum Beispiel westliche Kleidung und mehr Lohn. Dies bringt die ursprüngliche soziale Gleichheit im Compound durcheinander, denn die jungen Städter werden so zum Mittelpunkt und die Autorität der Alten wird begraben.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass immer mehr Leute in Gambia Richtung Westen des Landes flieht aufgrund von Ungunstfaktoren in ihrem Ort. So nimmt die Verstädterung an der Atlantikküste immer mehr zu. Das führt zu großen Disparitäten zwischen Dorf und Stadt und Ost- und Westgambia. Die Verstädterung hat positive sowie negative Auswirkungen, wobei die negativen Folgen überwiegen.


Aufgabe 2: Erläutern Sie am selbst gewählten Beispiel ausgehend von den naturgeografischen Möglichkeiten die Rolle des Tourismus in dem Land. Beurteilen Sie für dieses Land den Entwicklungsansatz: “Tourismus contra Unterentwicklung“.

Um Gambia vom naturgeografischen Potenzial zu beurteilen, muss man wissen, dass es natürliche wie gesellschaftliche Aspekte beinhaltet. Zu den natürlichen Voraussetzungen gehören das Klima, das Relief, das Wasser und die Vegetation. Der Boden spielt für den Fremdenverkehr keine Rolle. In Gambia herrschen subtropisches Klima mit 2 Jahreszeiten, die längere Trockenzeit (November bis Mai) und die feuchte Periode(Mai bis November) mit einer kurzen Regenzeit von Juli bis September. Außerdem ist aufgrund der Lage zum Atlantik zwischen maritimen und kontinentalen Klima zu unterscheiden. So sind im Landesinneren starke tägliche Temperaturschwankungen, am Atlantik dagegen nur geringe. An Atlantikküste herrschen angenehme Temperaturen von 23° bis 27°C ganzjährig und im kontinentalen Bereich ist es während der Trockenzeit unerträglich heiß. So ist als Reiseziel für Bade- und Erholungstourismus nur die Atlantikküste zu empfehlen. Die beste Reisezeit ist dort von Dezember bis Februar, was auch die Hauptsaison ist, aber auch noch im März und Juli sind dort angenehme Temperaturen. Die hohen Temperaturen im Landesinneren sind für viele ein Problem, vor allem für diejenigen, die Kreislaufprobleme haben. Zum Relief ist zu sagen, dass entlang der 50 km langen Atlantikküste im Westen zahlreiche Sandstrände vorzufinden sind. Das Land ist kaum über 200m Höhe und ist somit für den Bergsteigertourismus ungeeignet.
Gambia ist ein Paradies für zoologisch und botanisch Interessierte, weil der westafrikanische Kleinstaat ein großes Artenreichtum aufweist. So gibt es über 400 Vogelarten in den Mangrovengebieten und ist so Ziel für viele Ornithologen. Im Nationalpark Abuko – Nature Reserve sind mit etwas Geduld Hyänen, Löwen, Antilopen zu beobachten. Die exotische Tier- und Pflanzenwelt ist wie schon gesagt, ein Paradies für botanisch und zoologisch interessierte Touristen.

Auch vom Wasser her ist Gambia für Touristen attraktiv. Der Atlantik und der Gambia eignen sich gut für den Wassersport und der Atlantik mit seinen Stränden für den Badetourismus.
Vom gesellschaftlichen Aspekt ist der westafrikanische Kleinstaat für Touristen durchaus ein gutes Urlaubsziel. Zwar haben 95% der Bevölkerung den islamischen Glauben, der aber in Touristenorten nicht so streng gesehen wird. So sind kurze Röcke und knappe T – Shirts der Touristinnen kein Verbrechen. 50% der Bevölkerung sprechen Englisch und Französisch ist häufig Handelssprache. Diese Sprachen sind Weltsprachen und fallen besonders den Europäern leicht. Auch die politische Lage ist stabil und für Touristen unbedenklich. Es gibt äußerst selten gewalttätige Auseinadersetzungen, da die Bevölkerung friedfertige und grundsätzlich nicht aggressiv ist.

Vor allem die Atlantikküste ist für den Erholungs- und Badeurlaub geeignet aufgrund der angenehmeren Temperaturen, der Bademöglichkeit und den kilometerlangen Stränden. Wie schon gesagt, eignet sich das gesamt Land auch für biologisch Interessierte aufgrund der exotischen Flora und Fauna. Für den Kultururlaub eignet sich vor allem der östliche Teil des Landes, da dieses Gebiet noch nicht so weit von komfortableren Lebensweisen geprägt ist. Hier leben auch noch die vielen unterschiedlichen Stämme wie schon vor vielen Jahrzehnten.
Jedoch noch kein Massentourismus aufzuweisen abgesehen von luxuriösen Hotels an der Atlantikküste. Außerhalb der Urlaubsgebiete am Atlantik ist die medizinische Versorgung aufgrund der schlechten Infrastruktur nicht gewährleistet. Wichtige Medikamente sollte man deshalb im Reisegepäck haben. Auch die Impfungen gegen Polio, Tetanus, Malaria und Gelbfieber sind ratsam. Man will jedoch die Infrastruktur ausbauen, was aber für die Ökologie negative Folgen hätte.

Gambia ist ein typisches Agrarland, was kaum über Bodenschätze verfügt. Es ist gekennzeichnet durch die Monokultur des intensives Erdnussanbaus und dass Gemüse nur für Eigenbedarf angepflanzt wird. Produzierendes, sowie verarbeitendes Gewerbe ist kaum entwickelt. Denn es gibt nur einen winzigen Binnenmarkt, es herrscht Kapitalmangel, es gibt viele unzureichend ausgebildete Arbeitskräfte und nur wenige Erdnussverarbeitende Betriebe. Der Tourismus dagegen schafft Arbeitsplätze wie Zimmermädchen, Hotelboys, Taxifahrer und Souvenirverkäufer. Ebenso bringt der Verkauf von lokalen Kunsthandwerken ein relativ gesichertes Einkommen. Der Tourismus ist zur Zeit der einzige Wachstumsbereich und mit der Ausweitung des Tourismussektors deuten sich wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven an. Denn irgendwie müssen die 500 Mio. US$ ja beglichen werden. Die anderen Sektoren der Wirtschaft bringen leider nicht genügend Einnahmen. Somit kann diesen Bereich durchaus als Entwicklungshilfe ansehen. Doch wenn dieser überhand nimmt, hat das auch negative Folgen für die Bevölkerung. Sie werden aus ihren eigentlichen Wohngebieten verdrängt um Platz für die Touristen zu schaffen. Ebenso hat Massentourismus Folgen für die Ökologie durch den erhöhten Wasser- und Energieverbrauch der Touristen. In dem Sinn, in dem der Tourismus zur Zeit in Gambia ist, kann man ihn durchaus als positiv werten. Denn so dient er als Entwicklungshilfe. Denn durch diese Einnahmen kann Gambia ein Kapital erlangen und es in andere Wirtschaftszweige sinnvoller umsetzen.

Doch kann man den Tourismus einfach so stoppen bzw. eingrenzen?

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