Hauptmann, Gerhart - Die Weber (Inhaltsangabe)

Schlagwörter:
Gerhart Hauptmann, Epoche und Gattungsart, Aufbau, Bedeutung von Ort und Zeit, Sprache und Stil, Charakterisierung, Interpretationsansatz, Referat, Hausaufgabe, Hauptmann, Gerhart - Die Weber (Inhaltsangabe)
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Referat

Inhaltsangabe zu „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann

Die Geschichte beginnt im Raum in Dreißigers Haus in Peterswaldau in Niederschlesien, in dem die WeberInnen ihre Heimarbeit abliefern. Expedient Pfeifer nimmt diese entgegen, wiegt sie und gibt den jeweiligen Lohn aus. Dieser wird allerdings immer geringer und reicht kaum zum Überleben, was man den abgezehrten und erschöpften ArbeiterInnen auch ansieht. Jegliche Bitten nach Vorschüssen weist Pfeifer barsch und herrisch ab. Alle lassen diese Prozedur zwar klagend, aber ohne großen Widerspruch über sich ergehen. Nur Bäcker protestiert lautstark, woraufhin Pfeifer Herrn Dreißiger zur Hilfe ruft. Dieser versucht vergeblich, Bäcker zur Ruhe zu bringen und entlässt ihn. Doch bevor dieser aus dem Zimmer gehen kann, fällt ein achtjähriger Junge vor Schwäche in Ohnmacht zu Boden. Beschämt lässt Dreißiger diesen in seine Privaträume bringen. Die WeberInnen beklagen sich über ihre schwierige Lebenslage, bis Dreißiger wieder in den Raum tritt und versucht die Anwesenden zu beschwichtigen, indem er ihnen einen die Tatsachen verdrehenden Vortrag über Verantwortung hält und ihnen verspricht, 200 neue ArbeiterInnen einzustellen. Diese Maßnahme dient allerdings nur dazu, die Löhne wieder zu senken. Im Hause von Wilhelm Ansorge, in dem auch die Familie Baumert lebt, sieht man dagegen das harte Leben der WeberInnen: Mutter Baumert, Emma und die erst fünf zehnjährige Bertha sitzen an ihren Webstühlen und gehen ihrer Arbeit nach. Vater Baumert ist gerade dabei, seinen Hund zu braten. Er hat beim Besorgen eines Garns Moritz Jäger getroffen, der beim Militär gedient hatte. Dieser erzählt über die gute Lebenslage im Dienst und der Fabrikanten. Vater Baumert isst das Hundefleisch, kann es allerdings nicht behalten – er und seine Frau fangen zu weinen an. Jäger ruft zum Aufstand auf und liest das „Lied vom Blutgericht“ vor, welches als Widerstandslied gegen die Fabrikanten bekannt ist.

Dieses Lied spielt auch in der Schenkstube Welzels eine wichtige Rolle: hier unterhalten sich erst ein Reisender und der Tischler Wiegard anlässlich eines Todes eines Webers über die Unruhen unter den WeberInnen, über die sie nicht begeistert sind. Schließlich tritt eine Gruppe von Webern, sie anführend Bäcker und Jäger, ein und kommen in eine Diskussion mit dem Reisenden, sodass dieser in ein Nebenzimmer geht. Sie stimmen das Weberlied an, woraufhin der Gendarm Kutsche hineinkommt und ihnen nach einigen Rangeleien mitteilt, dass das Lied verboten sei und schnell verschwindet. Daraufhin erheben sich die Weber erst recht und laufen, das Lied singend, auf die Straße.

Währenddessen hält der Fabrikant Dreißiger bei sich Zuhause eine Abendgesellschaft ab. Der Hauslehrer Weinold stellt den jetzigen Gesellschaftszustand in Frage, woraufhin er empört entlassen wird. Die aufständischen WeberInnen sind inzwischen bei Dreißigers Haus angelangt. Ihr Anführer Jäger wurde festgenommen und verteidigt sich mit höhnischen Antworten. Beim Versuch, ihn in ein Gefängnis zu bringen, wird er befreit und die ihn bewachenden Polizisten verprügelt. Dreißiger und seine Abendgesellschaft flüchten, während die WeberInnen beginnen, in das Haus einzudringen. Als sie die gesuchten Hassobjekte Pfeifer und Dreißiger nicht finden, randalieren sie und demolieren sie die Inneneinrichtung, einige interessieren sich aber auch für Luxusgegenstände, wie z.B. einen Spiegel.

Zur gleichen Zeit erfährt im Nachbardorf der alte Weber Hilse, von Arbeit und Hunger lebensmüde, von den Revolten. Dieser ist wie fast die gesamte Familie entsetzt und sieht den jetzigen Zustand als gottgegeben an. Nur seine Schwiegertochter Luise ist begeistert von den Aufständen und Luise ruft dazu auf, Veränderungen selbst in die Hand zu nehmen. Ihr Mann Gottlieb sympathisiert damit, traut sich aber nicht, es zuzugeben. Erst als die Aufständischen in die Nähe ihres Hauses kommen und Luise sich ihnen anschließt, eilt auch er hinterher. Der alte Hilse dagegen setzt sich störrisch an seinen angeblich von Gott zugeschriebenen Platz, dem Webstuhl, direkt ans Fenster und wird von einer verirrten Kugel tödlich getroffen.

Informationsblatt zu „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann


I. Epoche und Gattungsart
Das Werk „Die Weber“ lässt sich eindeutig als soziales Schauspiel bezeichnen. Es wird auf gesellschaftliche Missstände hingewiesen. Allerdings ist hier nicht das Ziel, politische Kämpfe auszutragen oder zu verstärken, sondern das soziale Drama wirkt sich eher durch sein Mitleidscharakter aus. Dies ist ein Merkmal des Naturalismus, welchen man dem Drama eindeutig zuordnen kann. Das Ziel des Naturalismus war es, die Realität so genau und naturgetreu wie möglich darzustellen. „Die Weber“ ist ein Musterbeispiel für ein naturalistisches Drama. Die Wirklichkeit wird genau abgebildet, was durch detaillierte Regieanweisungen, dadurch genaue Beschreibungen und den Dialekt erreicht wird. Durch den Sekundenstil wird dies noch verstärkt, außerdem gelingt es, möglichst hohe Authentizität zu erlangen.


II. Aufbau
Man kann den Aufbau als epische Reihung bezeichnen, da hier fünf scheinbar zufällige Wirklichkeitsausschnitte gezeigt werden, die sich aneinander reihen, allerdings auch miteinander verzahnt sind.

Erster Akt (Exposition): führt die Konfliktparteien Fabrikanten – WeberInnen ein. Die prekäre Lebenssituation der WeberInnen wird dargestellt und das Weberlied erstmals durch Dreißiger erwähnt.

Zweiter Akt (steigende Handlung): Erscheinen Jägers als wichtige Person des Aufstandes und Vorlesen des Weberlieds durch ihn. Dritter Akt : Das Lied erfasst die Masse der WeberInnen; Verkündung des Verbots durch den Gendarm Kutsche, daraufhin Aufbruch und Beginn der Revolte

Vierter Akt: Eindringen und Randalieren in Dreißigers Villa. Dabei wird das Weberlied als Zeichen der Unzufriedenheit und als Kampflied gesungen.
Fünfter Akt (Höhepunkt und offener Schluss): Ziehen in die Nachbarstadt, nun schon als große Masse WeberInnen. Das Weberlied erklingt vielstimmig, daraufhin Sieg der WeberInnen und Tod des alten Hilse.

III. Bedeutung von Ort und Zeit
Die Handlungsorte befinden sich alle in Niederschlesien, welches aufgrund der dort herrschenden extrem schlechten Bedingungen der WeberInnen ausgewählt wurde und natürlich, weil dort die wahre Handlung stattgefunden hatte. Wichtige Orte dort sind die Wohnung der Baumerts, die die Wohnsituation in ärmlichen Verhältnissen darstellt, und Dreißigers Villa, die mit Prunk und Reichtum den Kontrast dazu bildet. Dadurch werden die beiden Gruppen und deren Antagonismus dargestellt.

Die Geschichte spielt vom 29. Mai (1. und 2. Akt) bis zum 4. Juni 1844 (3.-5. Akt), also in Zeiten der Industrialisierung und Mechanisierung, was sich auf die Lebensumstände der WeberInnen auswirkt. Die Geschichte basiert auf tatsächlich an diesem Zeitpunkt geschehenen Ereignissen, dem schlesischen Weberaufstand. Es werden genaue Zeitangaben gemacht, z.B. „Die Uhr zeigt zwölf“ (S.7), was als Bedrohung gedeutet werden kann und ein typisches Merkmal des Naturalismus ist.


VI. Sprache und Stil
Die meisten Dialoge sind im schlesischen Dialekt gesprochen, der – typisch für den Naturalismus – die ärmliche Bevölkerung möglichst genau darstellen soll. Die WeberInnen sprechen durchgehend im Dialekt, wohingegen der Fabrikant Dreißiger und seine Abendgesellschaft in Hochsprache reden. Es wird also einerseits der Gegensatz dieser beiden Gruppen betont, andererseits auch die Überlegenheit der Fabrikanten durch die leichter verständliche und gesellschaftlich mehr geachtete Sprache. Ausnahme hierfür ist Frau Dreißiger, die Dialekt redet. Der Gegensatz ihrer Sprache und ihrer Garderobe wird besonders betont (vgl.S.45) und lässt auf einen ärmlicheren Hintergrund deuten. Auffallend ist die Verwendung von Symbolen. Das herausragendste ist das Weberlied, welches in allen Akten auftritt und sich somit wie ein roter Faden durch das gesamte Drama zieht. Es wird zum Zeichen des Widerstands, dessen Entwicklung man auch an dem Lied erkennen kann. Dieses wird immer (text-)sicherer und selbstbewusster eingesetzt. Durch dieses Lied, welches oft voller Wut oder Hoffnung gesungen wird, kommen die Emotionen der einzelnen Personen voll zur Geltung.

Ein weiteres stilistisches Mittel ist der Botenbericht. Oft werden Nachrichten von Boten an andere Personen getragen, zum Beispiel im fünften Akt, als der alte Hilse durch verschiedene Boten von den Aufständen erfährt (vgl.S.58 f.)


V. Charakterisierung
Anstelle eines einzelnen Helden tritt die Masse in ihrer sozialen Befindlichkeit. Sie entwickelt sich im Laufe des Dramas weiter: Organisation, Zielstrebigkeit, Ausdruckskraft und Militanz werden ausgeprägt. Doch diese Masse besteht aus Individuen, aus deren Entwicklung die der Masse überhaupt zustande kommen kann. Um dieser Masse ein Gesicht zu geben und sie dem Leser/der Leserin verständlich zu machen, muss es eine Hervorhebung einzelner Charaktere geben. Moritz Jäger, der „Bote aus der Ferne“ bringt durch seine Militärzeit Welterfahrung, Wissen, Selbstbewusstsein und militärische Fähigkeiten mit. Auch ist er im Besitz des gesamten Textes des Weberlieds und hat die Fähigkeit, diesen zu lesen. Dadurch manifestiert er sich nach und nach als einer der Anführer des Aufstands. Auch ein Anführer ist der rote Bäcker, ein junger Weber, der von Anfang an gegen die Missstände aufbegehrt und den Elan und die Ausstrahlung hat, andere mitzureißen. Die Baumerts sind eine typische Weberfamilie. Vor allem am alten Baumert, der in allen fünf Akten auftritt, lassen sich die Vorkommnisse nachvollziehen. Der alte Hilse ist ein gottergebener, lebensmüder Weber, der zwar die Not und das Elend erkennt und erlebt, die Revolte allerdings ablehnt. Dies tut er einerseits aufgrund seiner Erfahrungen in der französischen Revolution und seiner dahergehenden Abneigung gegen Gewalt, andererseits sieht er die Situation als gottgegeben an und hegt die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod.
Dreißiger ist ein repräsentativer Fabrikant, welcher Reichtum und Ausbeutung verkörpert und damit Hassobjekt der WeberInnen wird. Allerdings ist zu beachten, dass er womöglich selbst nur Opfer der Industrialisierung und der kapitalistischen Produktionsweise ist.


VI. Interpretationsansatz
Hauptmann gelingt es, die Armut und das Elend der WeberInnen der damaligen Zeit realistisch darzustellen. Obwohl es nicht in seiner Absicht lag, kann man das Werk einerseits als Aufruf zur Revolution sehen, vor allem weil es mit dem Erfolg der Aufständischen endet. Andererseits ist auch Kritik darin zu finden, welche im alten Hilse und dessen Ablehnung der Gewalt verkörpert wird. Hier sieht man allerdings, dass religiöse Demut nach Hauptmann auch nicht hilft, die bestehende Situation zu verbessern. Er stellt dar, dass eine Masse aus verschiedenen Individuen besteht und es gibt für fast jede Meinung eine Person, die diese vertritt.
Fest steht jedenfalls, dass durch sein vielleicht bedeutendstes Drama eine Menge Aufmerksamkeit auf den schlesischen Weberaufstand und die Umstände dessen gelenkt wurde und das Thema seine Aktualität heute noch nicht ganz verloren hat.


Quellenangaben:

  • Primärquelle:
    • Schwab-Felisch, Hans (Hrsg): Gerhart Hauptmann – Die Weber – Dichtung und Wirklichkeit, Berlin 2008
  • Sekundärquellen:
    • Bernhardt, Rüdiger: Königs Erläuterungen und Materialien zu Gerhart Hauptmann – Die Weber, Hollfeld, 2004
    • Mittler, Rudolf: Theorie und Praxis des sozialen Dramas bei Gerhart Hauptmann, Hildesheim 1985
    • Poppe, Reiner: Blickpunkt – Text im Unterricht – Gerhart Hauptmann – Die Weber, Hollfeld, 2001
    • http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart_Hauptmann, aufgerufen am 06.07.09, 18:54 Uhr
    • http://de.wikipedia.org/wiki/Sekundenstil, aufgerufen am 04.07.09, 23:28 Uhr
    • http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/weber/, aufgerufen am 07.07.09, 18:23 Uhr
    • http://www.tr62.de/1/weber2.html, aufgerufen am 05.07.09, 15:34 Uhr
    • http://www.youtube.com/watch?v=ECSikqaqwLE

 

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