Die Rolle Deutschlands in der NATO
Die Aufgaben und Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland haben sich seit dem Beitritt im Jahre 1955 erheblich gewandelt. Bis 1990 hatte die Bundeswehr den Stand einer Bündnisarmee ohne nationale Führungsstrukturen, welche im Bündnisfall dem Kommando der NATO-Befehlsgeber unterstanden hätte. Teile der Luftwaffe und der Bundesmarine unterlagen während des gesamten Kalten Krieges den NATO-Befehlsgebern.
Raketenabwehrsysteme wurden an den Grenzen zum Ostblock stationiert um möglichen Angriffen vorzubeugen. Als Folge des NATO-Doppelbeschlusses wurden in Deutschland weitere Waffen stationiert und erstmals wurden Proteste mit mehreren 100.000 Teilnehmern bezüglich der Rüstungsanstrengungen der NATO-Staaten deutlich. Noch heute existieren die zur Zeit des Kalten Krieges in Deutschland aufgestellten Atomwaffen.
Aktuell sind rund 20 Nuklearwaffen im Rahmen der NATO-Friedenssicherung in Deutschland stationiert.
Seit 1990 hat die Bundeswehr ausschließlich die Aufgabe das eigene Staatsgebiet zu verteidigen. Allerdings hat sich Deutschland ebenfalls dazu entschlossen an friedenserhaltenden und friedenssichernden Maßnahmen auch außerhalb des Bündnisgebietes teilzunehmen. Folgende solcher Einsätze wurden seit den 90er Jahren von der Bundeswehr durchgeführt:
- 1992–1996 Operation Sharp Guard: Embargo gegen das ehemalige Jugoslawien in der Adria durch Marineverbände – Im Einsatz waren stets zwei deutsche Fregatten oder Zerstörer und außerdem Seefernaufklärer.
- 1992-1996 Operation Deny Flight: Operation während des Bosnienkrieges, die die Durchsetzung der Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina vorsah.
- seit 1995 SFOR17: Einsatz von 1700 deutschen Soldaten. Die Operation wurde 2004
in EUFOR umbenannt und von der Europäischen Union übernommen.
- 1999: Teilnahme an Luftangriffen im Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Kosovo-Krieg, Belgrad), mit Tornado-Jagdbombern.
- 1999 KFOR18: bis zu 4700 deutsche Soldaten befinden sich im friedenssichernden Einsatz im Kosovo.
- 2001 Essential Harvest: In Mazedonien führen 600 deutsche Soldaten die Entwaffnung von albanischen Extremisten durch.
- seit 2001 ISAF: Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan; zeitweise wurde durch Deutschland die Führung des NATO-Kontingentes übernommen.
- seit 2003 Active Endeavour: Deutsche Fregatten und Schnellboote beteiligen sich an der Aufklärung terroristischer Bedrohungen und dem Schutz des Seeverkehrs im Mittelmeer.
Deutschland trägt mit 122 Millionen Euro über 18% des NATO-Militärhaushaltes und ist somit der zweitgrößte Beitragszahler hinter den USA, gefolgt von Frankreich und Großbritannien.