Eichendorff, Joseph von - Sehnsucht

Schlagwörter:
Joseph von Eichendorff, Gedichtinterpretation, Analyse, Romantik, Lyriker, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Sehnsucht
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Referat

Sehnsucht – Joseph von Eichendorff (Gedichtinterpretation)


Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.

Eichendorff wird zu den bedeutenden und immer noch bewunderten deutschen Lyrikern gezählt, zahlreiche seiner Gedichte wurden vertont (O Täler weit o Höhen) und vielfach gesungen. Er zählt mit etwa 5.000 Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter bis heute präsent. Seine Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts gilt als ein Höhepunkt und zugleich Ausklang der Romantik. Typisch für seine Werke ist, dass sie häufig in religiösem Zusammenhang stehen, was auf seiner eigenen starken Bindung zum Glauben beruht.

Das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff lässt einen träumen. Von weiten Bergen, rauschenden Bächen und schönen, wunderhaften Sommernächten. Es weckt den Wunsch zu entfliehen, davonzufliegen in wunderbare Lande dessen Karten Morpheus zeichnet. 

Das lyrische Ich scheint ein, dem romantischen Zeitgeist entsprechender, Jüngling zu sein, der von der weiten Ferne träumt. Die Grenzen zwischen Realität und Vision sind dabei nicht klar bestimmbar.
Die erste Strophe ist in der Gegenwart verankert. Der jüngling beobachtet die Sterne und wird eines Posthorns aus weiter Ferne gewahr. In ihm entbrennt das typisch romantische Verlangen nach der Fremde, nach dem Unbestimmten. Diese Sehnsucht wird verdeutlicht durch das typisch romantische Motiv des Fensters als Tor zur weiten Welt. 

Der weitere Verlauf des Gedichtes kann nicht mehr klar dem Wachzustand zugeschrieben werden. Keineswegs sicher ist nämlich, dass wirklich zwei Gesellen singend am Berhang entlang gehen, stehen diese Wanderer doch für die ideale und wünschenswerte Lebensweise eines jeden Romantikers. Ihr Lied, das in der Mitte der zweiten Strophe beginnt, nimmt traumartige, phantastische Züge an. Eichendorff gebraucht in diesem Teil viele beschreibende Wörter, die diesen Gesang einen Traum werden lassen, der prächtige Paläste und geheimnissvolle Gärten, schöne Mädchen und liebliche Lauteklänge zum Inhalt hat. 

Eichendorff gibt dem Gedicht durch diese Wörter die für ihn typische Weite und Grösse. Die Höhe der schwindelnden Klüfte und die rauschenden Wälder suggerieren Bilder von grosser Schönheit und mächtiger Natur. Dieser Gesang der Gesellen ist zugleich die Vision des Jünglings, sein Ziel, sein Traum. Und dieser Traum ist nicht so sehr realitätsfern, da dort wie auch im Hier und Jetzt die prächige Sommernacht existiert. Diese Phrase, welche am Ende der Ersten und der dritten Strophe steht, soll einerseits Verbindung zwischen Vision und Realität sein -die Gewissheit dass der Jüngling nicht völlig in die Traumwelt entgleitet -und andererseits um zu zeigen, dass das traumartig Schöne und Mystische der Sommernacht auch im wirklichen Leben existiert. 

Die Form des Gedichtes korrespondiert sehr gut mit dem Inhalt. Die äussere, starre Form des Volksliedes mit einem konsequenten Kreuzreim, stumpfe und klingende Kadenz wechseln sich in jeder Zeile ab, steht scheinbar im Gegensatz zum unruhigen Innenleben, das überhaupt kein Metrum aufweist, bis auf einen gelegentlichen Daktylus. Die Unruhe ist jedoch wieder von der Regelmässigkeit der drei Hebungen pro Zeile durchbrochen. Die Physiognomie des Gedichtes ist nicht weit von der Physiognomie der Seele des Protagonisten entfernt: Seinem Leben, dem wahrscheinlich durch Ort, Beruf und nicht zuletzt durch den eigenen Körper eine starre Form und Grenze gegeben ist, trachtet er durch wilde Reisen in seinem Inneren zu entfliehen, was ihm aber, ob zum Vor- oder zum Nachteile sei dahingestellt, nicht gelingt. Er findet sich am Schluss wieder zurück in der prächtigen Sommernacht.

Dieses Gedicht ist wirklich sehr typisch für die Romantik.

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