Deutsche Außenpolitik

Schlagwörter:
Rückversicherungsvertrag, Rede in Damaskus, Rüstungswettlauf, Tripelentente, Marokkokriese, Referat, Hausaufgabe, Deutsche Außenpolitik
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Referat

Welche Fehler der deutschen Außenpolitik (1890 - 1914) führten Deutschland in die Isolation?

Aufgabe: Welche Fehler der deutschen Außenpolitik (1890 - 1914) führten Deutschland in die Isolation?

Das so genannte Drei – Kaiser – Jahr 1888 brachte innerhalb kürzester Zeit zwei Wechsel des Staatsoberhauptes des 2. Deutschen Reiches mit sich. Nachdem Wilhelm I gestorben war kam dessen Sohn Friedrich Wilhelm III an die Macht. Doch schon nach 99 Tagen musste er wieder abtreten, da er schwer erkrankt war, und sein Sohn Wilhelm II kam im Alter von 29 Jahren an die Regierung. Aufgrund zunehmender Differenzen mit Bismarck, hauptsächlich bezüglich der Sozialistengesetze, entließ Wilhelm II den Reichskanzler 1890. Das bedeutete einen drastischen Wendepunkt in der deutschen Politik.

Die Geschichte der deutschen Außenpolitik zwischen 1890 und 1914 lässt sich in 3 Phasen einteilen:

  1. eine Phase des bündnispolitischen Zickzackkurses zwischen Russland und England (1890- 1901)
  2. eine Phase der wachsenden Isolierung in Europa (1901-1906)
  3. eine Phase der sich verhärtenden Konfrontation mit den übrigen Mächten (1906-1914)

Der unter Wilhelm II. die Richtschnur politischen Handelns bildende „Neue Kurs“ lässt sich folgendermaßen charakterisieren:

  • Forderung nach einer imperialen Weltmachtstellung des Deutschen Reiches,
  • Verzicht auf das komplizierte Bismarcksche Bündnissystem
  • Vertrauen auf die eigene militärische und politische Kraft
  • Forcierte Flottenrüstung ( mehrere Flottenvorlagen im Deutschen Reichstag )
  • Nachhaltige Unterstützung der Balkanpolitik österreich- Ungarns ( unter Vernachlässigung des „guten Drahtes nach Petersburg“ )
  • Drohung mit dem Waffeneinsatz als Mittel der Diplomatie
  • Erheblicher Einfluss politischer Agitationsvereine

Die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland (1890) markierte den Wendepunkt in der europäischen Bündnispolitik. Der Kaiser war mit der neuen Regierung zu dem Schluss gekommen, dieser Vertrag widerspreche bereits geschlossenen Vereinbarungen, verhindere eine Verständigung mit England und schütze das Reich nicht vor einem französischem Angriff. Obwohl Russland zu Zugeständnissen bereit war, blieb die deutsche Seite bei ihrer ablehnenden Haltung. Woraufhin Russland 1894 eine Militärkonvention mit Frankreich einging, die wiederum die Verstärkung des deutschen Heeres nach sich zog. Das Deutsche Reich stand nun zwischen Frankreich und Russland und musste im Kriegsfall mit einem Zweifrontenkrieg rechnen – eine Situation, die Bismarck mit seinem Bündnissystem zu vermeiden versucht hatte.

Die Annäherung an Großbritannien, die das Deutsche Reich nun sinnvollerweise hätte suchen müssen, unterblieb weitgehend; stattdessen baute es auf eine Politik der Stärke, die davon ausging, dass vor dem Hintergrund der britisch-französischen Spannungen hinsichtlich der Kolonien und dem französisch-deutschen Gegensatz Großbritannien von sich aus die Annäherung an das Deutsche Reich suchen müsse. So beglückwünschte der Kaiser in seiner "Krüger-Depesche" 1896 den Präsidenten der Republik Transvaal dazu, dass er "die Unabhängigkeit seines Landes gegen einen Angriff von außen" bewahrt habe. Da nach britischem Verständnis Transvaal zum Empire zählte, verschlechterte diese Einmischung die deutsch-englischen Beziehungen erheblich.

Ab 1898 vertiefte Wilhelm II die Beziehungen zum Osmanischen Reich und handelte u.a. den Bau der Bagdadbahn aus. Das wirtschaftliche Engagement Deutschlands in der Türkei und die maßgebliche finanzielle Beteiligung deutscher Banken am Bau der Bagdadbahn ( seit 1903 ) wurden von England und Russland als eine Bedrohung ihrer Einflusssphären aufgefasst und führte zu deren Verbindung gegen das Deutsche Reich.

1898 hielt Wilhelm II eine viel beachtete Rede in Damaskus, in welcher er sich als „Freund der 300 Millionen Mohammedaner“ bezeichnete und so England brüskierte, in dessen Reich zahlreiche Mohammedaner lebten.

Die Weltmachtstellung des Deutschen Reiches sollte nach den Vorstellungen Wilhelms II und seiner politischen Berater – insbesondere des Großadmirals Alfred von Tirpitz- durch den Bau einer gewaltigen Kriegsflotte erlangt und abgesichert werden. 1898 wurde im Deutschen Reichstag die erste Flottenvorlage eingebracht, der in rascher Folge weitere, umfassendere, nachgeschoben worden. Die deutsche Flottenrüstung verfolgte fünf Ziele:

  1. Schaffung eines Risikos für die eng. Flotte
  2. Verhinderung einer eng. Blockade der deutschen Nordseehäfen im Falle eines Krieges
  3. Beeinflussung der eng. Politik ( Druck auf Großbritannien zur Annäherung an das Deutsche Reich und zum Verzicht auf die Beteiligung an gegen Deutschland gerichtete Koalitionen.)
  4. Durchsetzung des deutschen Weltmachtsanspruches
  5. Stabilisierung des traditionellen Machtgefüges nach innen

Der deutsche Flottenausbau forderte England heraus, dessen Seeherrschaft und Weltreich durch den „two-power-standard“ ( die englische Flotte sollte größer sein als die der nächsten zwei Seemächte zusammen ) bisher ausreichend gesichert erschienen.

Die permanente Steigerung der deutschen Aufwendungen für die Flotte und die Entscheidung Englands im Jahre 1905 zum Bau von Großkampfschiffen führten zu einem verhängnisvollen Rüstungswettlauf, in welchem es Deutschland jedoch nicht gelang, den englischen Vorsprung aufzuholen.

Die Propaganda des Deutschen Flottenvereins und des Alldeutschen Verbandes sowie die überschätzung der durch die Flotte gewonnenen eigenen Stärke mobilisierten die Kriegsbereitschaft und die Kriegsbegeisterung in Deutschland.

Zwischen 1898 und 1901 sondierten britische Außenpolitiker ergebnislos die Möglichkeit eines Bündnisses mit Deutschland. Nach dem Scheitern der Bündnisorientierungen vollzog die britische Diplomatie eine Wendung, indem sie sich mit ihren bisherigen Hauptkonkurrenten Frankreich und Russland verständigte und für die wichtigsten offenen Streitfragen einen Ausgleich fand ( Entente cordiale 1904). Frankreich überließ den Briten ägypten und Großbritannien gewährte den Franzosen freie Hand in Marokko ( schwächt deutsche Position nachhaltig ). Das deutsch dominierte Gegenbündnis, der Dreibund, verlor dagegen durch die inneren Schwierigkeiten österreich-Ungarns sowie die Annexionskrise und die wenig eindeutige Haltung Italiens an Autorität und Stärke.

Drei Jahre später wurde die "Entente cordiale" durch den russisch-britischen Interessensausgleich zur Tripelentente erweitert. In Deutschland fühlte man sich nun von feindlichen Mächten "eingekreist" und sah den Hauptschuldigen dafür in Großbritannien.

Die Rede Wilhelms II in Tanger, in welcher dieser die Unabhängigkeit des Sultans von Marokko forderte, löste die erste Marokko-Krise (1905/06) aus. Auf der Konferenz von Algeciras erlitt das Deutsche Reich aufgrund der Geschlossenheit der Großmächte eine schwere diplomatische Niederlage und geriet in die Isolierung. Die Verschärfung der deutsch- englischen Flottenrivalität führte zu einer Annäherung zwischen Großbritannien und Russland.

Am 28. Oktober 1908 veröffentlichte das Londoner Massenblatt "The Daily Telegraph" ein Gespräch mit dem deutschen Kaiser, das in Großbritannien als anmaßend und in Frankreich und Russland als diplomatische Taktlosigkeit empfunden wurde. In Deutschland löste das Interview eine innenpolitische Krise aus.

Wilhelm II. betonte in dem Gespräch sein andauerndes Bemühen um ein gutes deutsch-britisches Verhältnis. Der britische Argwohn gegenüber dem Reich sei unangebracht, denn während des Burenkriegs habe er als deutscher Kaiser die Bildung eines anti-britischen Kontinentalbundes zwischen Russland, Frankreich und Deutschland verhindert. Er habe sogar der englischen Königin Viktoria, seiner Großmutter, einen Feldzugsplan geschickt, der dem tatsächlichen Vorgehen gegen die Buren entsprochen habe. Auch sei die deutsche Flotten- und Kolonialpolitik nicht gegen England gerichtet, sondern die deutsche Flotte böte die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Vorgehen in übersee.

2. Marokkokrise 1911

Wilhelm II. versuchte den Prestigeverlust wieder gutzumachen. Obwohl ein französisch- deutsches Abkommen die wirtschaftliche Gleichstellung des Deutschen Reiches in Marokko in Aussicht stellte, blieb die politische Vorrangstellung Frankreichs erhalten. Im Mai 1911 besetzte Frankreich Fez wegen innerer Unruhen. Die deutsche Regierung fasste dies als Affront auf und schickte das Kanonenboot „Panther“ nach Agadir, offiziell, um der Bitte deutscher Firmen um Schutz vor inneren Unruhen nachzukommen, inoffiziell, um Sus, ein erzreiches und landwirtschaftlich wertvolles Gebiet, zu besetzen. Als sich jedoch England und die anderen Großmächte (außer österreich) entschieden hinter Frankreich stellten, musste die deutsche Diplomatie erkennen, dass sie weitgehend isoliert war.

Note: 11 Punkte

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