Dem Vater Jahn von Louise Otto-Peters
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Mein Deutschland war zertreten und verachtet, |
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Zerrissen und ein Spielball fremder Mächte, |
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Das deutsche Volk von Sklaverei umnachtet |
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Und selber seine Fürsten waren Knechte, |
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Da that es not aus seinem Schlaf es wecken, |
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Da that ein Wort voll deutschen Sinnes not, |
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Da war es Zeit ihm seine Schmach entdecken |
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Und jede künft’ge die ihm droht. |
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Da riß Verzweiflung stürmisch in die Saiten |
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Der Harfen, die an deutschen Eichen hangen. |
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Da galt’s mit Worten, wie mit Thaten streiten |
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Und auch die Dichter kämpften wie sie sangen. |
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Und deutsche Kraft galt’s in der Jugend nähren: |
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Das Volk stand auf – „der Sturm bricht los –“ brach los! |
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Das war das Werk den deutschen Sinn zu nähren |
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Und deutsche Kraft wuchs riesengroß! |
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Der Tapfren viele sind im Kampf geblieben |
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Der deutschen Jugend Führer fehlen viele, |
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Doch fehlt darum nicht unser brünstig Lieben |
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Für sie, die uns gezeigt den Weg zum Ziele; |
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Für sie, die aus der Hand die Fahne geben, |
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Damit die Jugend unsrer neuen Zeit |
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Sie selber lerne triumphierend heben |
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Zu neuer Siege Herrlichkeit. |
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So rauschte jetzt, gleich wie durch mächt’ge Eichen |
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Ein Abendwind erinnrungsflüsternd geht, |
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Dein Name aus den Blättern, aus den Zweigen |
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Darin der Geist der neuen Zeiten weht |
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Und an dem stillen Abend Deines Lebens |
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Bezeugt es Dir die deutsche Nation: |
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Du lebtest nicht, für sie auch nicht vergebens, |
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Der Deutsche ist auch jetzt dein Sohn. |
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Drum fühlt ich stolzer jetzt das Herz mir schlagen |
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Als ich Dein väterliches Wort empfangen; |
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Du wolltest mir den Segen nicht versagen |
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Zu meines Strebens brünstigem Verlangen; |
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Gleich wie dem Epheu an der Säule Fuße, |
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Die eines Tempels Hallen trägt und schmückt, |
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Vor seinem Eingang mit lebendgem Gruße |
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Die hohe Eiche flüsternd nickt. |
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Der deutschen Einheit und dem deutschen Sinne |
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Ist solch ein heilger Tempel aufgerichtet. |
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Du grüßt als mark’ge Eiche seine Zinne, |
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Ich hab als Epheu mich an ihn gedichtet. |
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Und lustig will ich um die Säulen steigen |
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Und fröhlich spielen mit dem grünen Kranz: |
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Den deutschen Schwestern will ich Deutschland zeigen, |
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Des deutschen Vaterlandes Glanz. |
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Du wollst dein Volk als deutsche Männer sehen |
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Und deutsche Männer sind dem Volk erstanden – |
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Doch ich will meines Deutschlands Töchter flehen, |
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Die ab den Blick vom Vaterlande wandten, |
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Ich will sie flehn, dies Vaterland zu ehren |
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Mit aller Kraft der Herzen stark und rein |
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Bis sie mit Stolz es ihrem Volke schwören: |
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Wir wollen deutsche Mädchen sein! |
Details zum Gedicht „Dem Vater Jahn“
Louise Otto-Peters
7
56
395
1840-1850
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Dem Vater Jahn“ wurde von Louise Otto-Peters verfasst, einer bedeutenden Schriftstellerin und Frauenrechtlerin des 19. Jahrhunderts. Vor dem Kontext ihrer Epoche können wir annehmen, dass es zwischen der Mitte und dem Ende des 19. Jahrhunderts verfasst wurde - eine Zeit, die von Umbrüchen, Nationalismus und dem Streben nach Einheit gekennzeichnet war.
Auf den ersten Blick erscheint die Ode als eine Dichtung, die den Nationalismus und das Streben nach deutscher Einheit feiert. Sie berührt Themen wie die Überwindung von Not und Sklaverei und spricht von der Macht der Worte und Taten im Kampf für die Einheit.
Inhaltlich vermittelt das lyrische Ich eine Botschaft der Bewunderung und Dankbarkeit an eine Figur (vermutlich Friedrich Ludwig Jahn, ein Turnvater und Nationalist), der im Gedicht als Inspirationsquelle und Vorbild präsentiert wird. Es appelliert auch an die Deutschen, insbesondere die Frauen, ihre Nation zu ehren und zu stärken.
Aus formaler Sicht ist das Gedicht in sieben Strophen zu je acht Versen unterteilt, was eine rhythmische und strukturierte Darstellung ermöglicht. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und emotional, was dazu beiträgt, Stimmungen der Ehrfurcht, des Stolzes und der Entschlossenheit zu erzeugen. Einige wiederkehrende Motive sind Bilder von Harfen und Eichen, die deutsche Kraft und Kontinuität symbolisieren, und die Metapher des Tempels, der die Nation und den Sinn der Einheit darstellt.
Insgesamt ist „Dem Vater Jahn“ ein emotionales und energiegeladenes Gedicht, das die Würdigung von führenden Persönlichkeiten und die Rolle von Frauen in der Stärkung der deutschen Nation vereint. Es ist auch ein Zeugnis der politischen und sozialen Umwälzungen seiner Zeit und der Rolle, die die Nationbildung und der Nationalismus im 19. Jahrhundert spielten.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dem Vater Jahn“ der Autorin Louise Otto-Peters. 1819 wurde Otto-Peters in Meißen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1850 zurück. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 395 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 56 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Louise Otto-Peters sind „An Alfred Meißner“, „An August Peters“ und „An Byron“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Dem Vater Jahn“ weitere 106 Gedichte vor.
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Zum Autor Louise Otto-Peters sind auf abi-pur.de 106 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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