Selbstgespräch von Gabriele von Baumberg
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Was ist ein Leben ohne Liebe? |
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Ein ödes Dasein, dumpf und trübe, |
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Das uns nicht Schmerz, nicht Lust gewährt, |
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Das kein Gefühl, als Unmut nährt; |
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Ein martervolles Nichtbehagen |
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An allem, was uns sonst entzückt, |
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Ein frost'ger Quell von steten Klagen, |
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Der jeder Freude Keim erstickt, |
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Ein kalter Hinblick auf die Scenen |
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Der allbelebenden Natur, |
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Ein Mittelding von Scheu und Sehnen |
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Beim Anblick jeder Kreatur. |
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Ein dämmernd Licht, das auf die Wonne |
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Des Lebens Riesenschatten streut, |
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Und eines künft'gen Glückes Sonne |
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Schon zweifelhafte Flecken leiht. |
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Ein Unkraut, das der Hoffnung Blüthen |
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Im Herzen nicht gedeihen läßt, |
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Ein Kaltsinn, der der Menschen Bitten |
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Mit harter Stirne von sich stößt, |
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Von keiner Schönheit angezogen, |
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Von keinem Gegenstand gerührt, |
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Zu keiner edlen That bewogen, |
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Nie duldsam für die Schwachheit wird; |
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Ein Zustand, der das Herz entstellet, |
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Ein leerer, finstrer, weiter Raum, |
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Den nie ein Strahl des Lichts erhellet, |
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Und nie erfüllt ein süßer Traum; |
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Dem stillen Sumpfe gleich, der immer träge, |
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Von Wind und Wetter nie getrübt, |
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Aus seinem dichten Schilfgehege |
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Nur faule Dünste von sich giebt. |
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So ist ein Leben ohne Liebe! |
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Ein ödes Dasein, dumpf und trübe, |
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Das uns nicht Schmerz, nicht Freude giebt |
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Doch ach! was ist es, wenn man liebt? |
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Ein Schweben, einem schwanken Schiffe |
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Am hohen Meere gleich, das jetzt |
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Uns in die fürchterlichste Tiefe, |
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Und drauf in Wolken übersetzt, |
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Bald auf ein wüstes Eiland treibet, |
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Bald wieder in die Flut versenkt, |
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An Felsenklippen hängen bleibet, |
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Und dann die Schiffenden ertränkt. |
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Was soll man thun? Soll man sein Leben wagen? |
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Und Stürmen trotzen? - Oder ganz entsagen |
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Dem göttlichen, dem liebevollen Ruf, |
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Wozu der Schöpfer seine Menschen schuf? |
Details zum Gedicht „Selbstgespräch“
Gabriele von Baumberg
4
48
269
1768 - 1839
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das gegebene Gedicht trägt den Titel „Selbstgespräch“ und stammt von der Dichterin Gabriele von Baumberg, die zwischen 1768 und 1839 lebte. Dies lässt das Gedicht in die Epoche der Romantik einordnen.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine tiefe Reflexion über das Konzept der Liebe und deren Wirkung auf das menschliche Leben zu sein. Es lädt uns ein, sowohl die Licht- und Schattenseiten der Liebe zu betrachten und stellt die Überlegung an, wie ein Leben ohne Liebe aussehen würde und inwiefern Liebe Risiken und Belohnungen mit sich bringt.
Inhaltlich spricht das lyrische Ich in den ersten beiden Strophen über ein Leben ohne Liebe, das es als öde, trübe und unerfüllt beschreibt. Ein solches Dasein wird als kalt, gefühllos und unerfüllt dargestellt, ohne die Möglichkeit von Freude oder Glück. In der dritten Strophe wird das Leben mit Liebe beschrieben, das einer Achterbahnfahrt gleichkommt, mit Höhen und Tiefen, Unsicherheiten und Gefahren. Die abschließende Strophe stellt die Frage, ob es besser ist, die Risiken der Liebe einzugehen oder dem Ruf der Liebe ganz zu entsagen.
In Bezug auf die Form des Gedichts handelt es sich um ein recht einfaches Rhythmus- und Reimmuster. Die Verse sind in Reimpaaren gehalten, was zur lyrischen Qualität des Gedichtes beiträgt. Das Gedicht ist in Vierzeilern (Vierzeiler) geschrieben, was eine übliche Versform in der Lyrik ist. Es ist klar strukturiert und gut organisiert, was die deutliche Vorstellung von Leben mit und ohne Liebe unterstützt.
Die Sprache des Gedichtes ist metaphorisch und bildhaft, was dem Text Tiefe und emotionale Resonanz gibt. Das lyrische Ich verwendet viele Naturmetaphern, um die Gefühle und Zustände zu schildern, die mit Liebe und dem Fehlen von Liebe einhergehen. Besonders eindrücklich ist zum Beispiel die Beschreibung des Lebens ohne Liebe als „frost'ger Quell von steten Klagen“ oder „stiller Sumpfe“, der „nur faule Dünste von sich giebt“, welche die trostlose Leere eines lieblosen Lebens veranschaulicht. Im Gegensatz dazu wird das Lieben als „Schweben, einem schwanken Schiffe“ dargestellt, was die Unsicherheit und das Risiko der Liebe verdeutlicht.
Zusammenfassend betrachtet, stellt das Gedicht „Selbstgespräch“ von Gabriele von Baumberg eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe dar und fordert den Leser heraus, über die Bedeutung und die Herausforderungen der Liebe in seinem eigenen Leben nachzudenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Selbstgespräch“ der Autorin Gabriele von Baumberg. Baumberg wurde im Jahr 1768 in Wien geboren. In der Zeit von 1784 bis 1839 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 269 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Dichterin Gabriele von Baumberg ist auch die Autorin für Gedichte wie „Glückwunsch an einen Freund zum Neujahrstage“, „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ und „Als ein süßes Herrchen seinen Hut“. Zur Autorin des Gedichtes „Selbstgespräch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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