Abendlandschaft am Genfersee von Friederike Brun

Spiegelnd ruht
Hier die Flut.
Kreisend seh ich Fischlein blinken;
Aus dem Busche singen Finken.
 
Still im Tau
Ruht die Au.
Dämmrung hüllt die schwanken Wipfel,
Deckt der runden Hügel Gipfel.
 
Veilchenduft
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Füllt die Luft;
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Grünlich knospen junge Bäume,
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Und der Hain treibt braune Keime.
 
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Purpurn blinkt,
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Traulich sinkt
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Dort am Jura hin die Sonne,
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Und im Tal lacht Abendwonne.
 
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Hoch verschwebt,
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Gold umbebt,
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Ragt weit in des Äthers Grenzen,
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Weißer Berg! Dein reines Glänzen.
 
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Nächtlich schwer,
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Um mich her,
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Stehn Savoyens Felsenmauern,
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Überwallt mit Nebelsschauern.
 
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Weit und breit,
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Blaß verstreut,
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Starren Zacken, Häupter, Trümmer;
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Nur den Dom kränzt Rosenschimmer.
 
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Stets zurück
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Kehrt mein Blick.
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Süßer Anblick! O ich sehe
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Tief im See die Strahlenhöhe.
 
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Ruhig wallt
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Mild umstrahlt
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Jetzt der Mond am Azurhimmel;
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Um ihn her das Sterngewimmel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Abendlandschaft am Genfersee“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das hier analysierte Gedicht „Abendlandschaft am Genfersee“ wurde von Friederike Brun verfasst, einer Dichterin der sogenannten Empfindsamkeit und Frühromantik, die von 1765 bis 1835 lebte. Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ausgesprochen atmosphärisch und bildreich. Es ruft wunderschöne Szenerien vor das geistige Auge und erzeugt eine Stimmung der Ruhe und Ehrfurcht vor der Natur.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich die Landschaft um den Genfersee während der Abenddämmerung in neun Strophen zu je vier Versen. Es nimmt die Dinge um sich herum intensiv wahr: die reflektierende Flut, Fische, die im Wasser zwinken, Vögel (Finken), die aus dem Busch singen, eine ruhig liegende Wiese, umhüllt von Dämmerung und Tau, die jungen Bäume, die zu knospen beginnen und das Aufkommen von Keimen im Hain. Die Sonne sinkt am Jura, einem Gebirge in der Nähe, herab und der Abend lächelt im Tal. Ein weißer Berg ragt in die Weite des Himmels, während die Felsenmauern von Savoyen durch Nebelschwaden unsichtbar gemacht werden. Dennoch ist das rosafarbene Leuchten der Kathedrale erkennbar. Das lyrische Ich kehrt immer wieder den Blick zurück, verliebt in das süße Schauspiel von Licht und Reflexion im See. Schließlich erscheint der Mond, umgeben von einem Sternenhimmel.

Die Aussage des Gedichts könnte darin bestehen, die Schönheit, Ruhe und Harmonie der Natur hervorzuheben und den Respekt und die Bewunderung, die ihr gebührt, zum Ausdruck zu bringen.

Die Form des Gedichts ist durch kurze, knappe Viervers-Strophen geprägt, die in ihrer klaren Struktur der Betonung der Naturbilder zuträglich sind. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und blumig, mit vielen Adjektiven und Verben, die Farben, Bewegungen und Empfindungen evozieren. Sie arbeitet mit zahlreichen Gegensätzen und Spiegelungen (Sonnenuntergang und Mond, Berge und Täler, Nebel und Klarheit, Bewegung und Ruhe). Alles in allem trägt die Form und Sprache des Gedichts dazu bei, die Schönheit, Größe und Harmonie der Natur zu vermitteln.

Zusammenfassend betrachtet scheint Friederike Bruns „Abendlandschaft am Genfersee“ ein Ausdruck ihrer tieferen Verbundenheit und Wertschätzung gegenüber der Natur zu sein. Durch ihre detailreiche und sinnliche Beschreibung schafft sie es, die Leser in die Szenerie zu transportieren und sie an ihrer Ehrfurcht vor der Natur teilhaben zu lassen.

Weitere Informationen

Friederike Brun ist die Autorin des Gedichtes „Abendlandschaft am Genfersee“. Im Jahr 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1781 bis 1835 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 129 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Friederike Brun ist auch die Autorin für das Gedicht „An meine Freundinn Charlotte, Gräfin von Dernath, geborne Bernstorf“, „An meinen Brun“ und „An meinen Mann auf der Reise“. Zur Autorin des Gedichtes „Abendlandschaft am Genfersee“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 58 Gedichte vor.

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