An Bodmer von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Der die Schickungen lenkt, heißet den frömmsten Wunsch, |
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Mancher Seligkeit goldnes Bild |
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Oft verwehen, und ruft da Labyrinth hervor, |
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Wo ein Sterblicher gehen will. |
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In die Fernen hinaus sieht, der Unendlichkeit |
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Uns unsichtbaren Schauplatz, Gott! |
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Ach, sie finden sich nicht, die füreinander doch, |
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Und zur Liebe geschaffen sind. |
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Jetzo trennet die Nacht fernerer Himmel sie, |
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Jetzo lange Jahrhunderte. |
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Niemals sah dich mein Blick, Sokrates Addison, |
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Niemals lehrte dein Mund mich selbst. |
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Niemals lächelte mir Singer, der Lebenden |
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Und der Toten Vereinerin. |
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Auch dich werd' ich nicht sehn, der du in jener Zeit, |
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Wenn ich lange gestorben bin, |
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Für das Herz mir gemacht, und mir der ähnlichste, |
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Nach mir einmal verlangen wirst, |
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Auch dich werd, ich nicht sehn, wie du dein Leben lebst, |
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Werd, ich einst nicht dein Genius. |
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Also ordnet es Gott, der in die Fernen sieht, |
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Tiefer hin ins Unendliche! |
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Oft erfüllet er auch, was sich das zitternde |
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Volle Herz nicht zu wünschen wagt. |
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Wie von Träumen erwacht, sehn wir dann unser Glück, |
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Sehns mit Augen, und glaubens kaum. |
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Also freuet' ich mich, da ich das erstemal |
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Bodmers Armen entgegenkam. |
Details zum Gedicht „An Bodmer“
1
28
181
1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Bodmer“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock geschrieben, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 18. Jahrhunderts. Anhand der Lebensdaten Klopstocks kann man eine zeitliche Einordnung in die Epoche der Aufklärung vornehmen.
Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht sehr philosophisch und reflektiert über das Schicksal und die Fügungen des Lebens. Es wirkt nachdenklich, vielleicht sogar etwas melancholisch und sehnsüchtig.
Das lyrische Ich spricht von der Schicksalslenkung durch Gott, den Ungewissheiten des Lebens und der Schwierigkeit, seine sehnlichsten Wünsche und wahren Verbindungen zu finden. Es wird die Distanz und die Trennung durch Zeit und Raum thematisiert, in dem es historische Persönlichkeiten wie Sokrates oder Addison anspricht, die es nie treffen konnte. Auch wird das Leid über die Unfähigkeit geäußert, die zukünftigen Gleichgesinnten zu treffen. Doch auch die Hoffnung und die Überraschung des unerwarteten Glücks sind zentrale Themen. Das wird besonders zum Ende des Gedichts sichtbar, wenn das lyrische Ich von der Freude erzählt, Bodmer, wahrscheinlich Johann Jakob Bodmer, einem Schweizer Dichter und Literaturtheoretiker, begegnet zu sein.
Auf der formalen Ebene besteht das Gedicht aus einer einzigen, umfangreichen Strophe mit 28 Versen. Die Versform ist nicht streng geregelt was eine gewisse freie Assoziation und Betrachtung der Themen erlaubt. Die Sprache des Gedichts ist anspruchsvoll und bildreich mit vielen metaphorischen Ausdrücken und Anspielungen. Es dominieren ein bedächtiger, nachdenklicher Ton und eine gewisse Melancholie.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Friedrich Gottlieb Klopstocks Gedicht „An Bodmer“ eine tiefgründige Betrachtung über Schicksal, Wunsch und Wirklichkeit darstellt. Es thematisiert die menschliche Sehnsucht nach Verbindung und gegenseitigem Verständnis und fasst gleichzeitig die Freude und Überraschung ein, wenn diese Verbindung unerwartet erreicht wird.
Weitere Informationen
Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „An Bodmer“. Der Autor Friedrich Gottlieb Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren. Zwischen den Jahren 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Bei dem Schriftsteller Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 181 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock sind „Das Wiedersehn“, „An die nachkommenden Freunde“ und „Das verlängerte Leben“. Zum Autor des Gedichtes „An Bodmer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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