Christbescherung von Louise Otto-Peters

Der Christnacht heilig’ Offenbaren,
Das einst an alles Volk erging,
Die Kunde, die durch Engelscharen
Zuerst das arme Volk empfing:
 
„Die Liebe ist zur Welt gekommen,
Um einen neuen Bund zu weihn,
Ein reines Licht ist hell entglommen
Ein Stern mit wunderreichem Schein!“ –
 
Die Kunde klingt aufs neue wieder
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Zu uns in jeder Weihnachtszeit
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Sie tönt durch alle Festeslieder
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In jedem Gruß von nah und weit.
 
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„Die Liebe soll die Welt regieren!“
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Das ist die Losung allerwärts,
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Die Lichter, die den Christbaum zieren
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Wie strahlen sie in jedes Herz;
 
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Und all die Gaben, lichtumschwommen,
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Für jung und alt, für groß und klein:
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Vom Himmel scheinen sie gekommen
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In einer Wundernacht zu sein! –
 
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Doch all das Wunder zu vollenden,
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Viel Sorgen gab es Tag und Nacht.
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Viel Mühen von geschäft’gen Händen,
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Viel Opfer freudig dargebracht.
 
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Die Liebe soll die Welt regieren,
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Und Weihnacht zeigt, daß sie’s vermag,
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Doch höhres Ziel muß sie sich küren,
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Als schaffen nur für einen Tag,
 
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Der eine Tag soll allen lehren;
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Solch Mühn und Opfern wohl uns ziert,
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Die wir das Wort der Weihnacht ehren:
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Daß Liebe nur die Welt regiert –
 
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Auch Völkerwünsche sich erfüllen
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Nicht durch das Wunder einer Nacht,
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Drum mühe jeder sich im stillen
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Bis einst das Liebeswerk vollbracht;
 
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Bis daß im ganzen Vaterlande
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Der Freiheit Christbaum leuchtend glüht –
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Solch Wunder kommt gewiß zu Stande
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Wenn alles Volk darum sich müht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Christbescherung“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
230
Entstehungsjahr
1860-1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Der dargestellte Text ist das Gedicht „Christbescherung“ von der Autorin Louise Otto-Peters, die von 1819 bis 1895 lebte. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich der Epoche des Realismus zuordnen.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass es sich um ein Weihnachtsgedicht handelt, das die Atmosphäre und die Botschaft der Weihnachtszeit einprägsam darstellt. Themen wie Liebe, Licht und Opfer sind zentrale Bestandteile dieses Gedichts und formen einen emotionalen und feierlichen Ton.

Innerhalb des Inhalts des Gedichts beginnt Otto-Peters mit dem Bezug auf die Weihnachtsgeschichte, wo die Geburt Jesu durch Engel verkündet wurde. Dieses Ereignis und seine Bedeutung, besonders die Liebe, die mit der Ankunft Jesu auf die Erde gebracht wurde, werden in jeder Weihnachtszeit erneut gefeiert und durch Symbole wie den Christbaum verdeutlicht. Darüber hinaus betont das lyrische Ich im Gedicht die daran gekoppelten Geschenke und das Licht des Christbaums als Zeichen der Freude und Hoffnung. Doch nicht nur die Schönheit und Freude der Feierlichkeiten werden thematisiert, die Autorin weist auch auf die Anstrengungen und Opfer hin, die zur Vorbereitung des Festes notwendig waren. Damit erörtert sie die Kehrseite des idyllischen Bildes der Weihnachtszeit.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus zehn vierzeiligen Strophen, wobei der Reimschema abcb folgt. Die Sprache des Gedichts ist gängig und leicht verständlich, geprägt von einer feierlichen Stimmung und einer positiven Haltung gegenüber der Weihnachtszeit und ihrer Bedeutung.

In Bezug auf die Aussagen des lyrischen Ichs stellt Otto-Peters klar, dass die Freude und Liebe, die während der Weihnachtszeit manifestiert werden, über einen Tag hinaus Bestand haben sollten. Sie fordert, dass diese Liebe und Anstrengungen, die während der Weihnachtszeit ausgeübt werden, auch in das normale Leben einfließen sollten und nicht nur auf die Feierlichkeiten beschränkt sein sollten. Aus diesem Grund kann das Gedicht auch als Aufruf zu fortwährender Nächstenliebe und Anerkennung von Anstrengungen verstanden werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Christbescherung“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Louise Otto-Peters. Otto-Peters wurde im Jahr 1819 in Meißen geboren. Im Jahr 1870 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 230 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Die Dichterin Louise Otto-Peters ist auch die Autorin für Gedichte wie „Am längsten Tage“, „An Alfred Meißner“ und „An August Peters“. Zur Autorin des Gedichtes „Christbescherung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 106 Gedichte veröffentlicht.

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