Am Rheine schweb ich her und hin von Clemens Brentano

Am Rheine schweb' ich her und hin
Und such' den Frühling auf
So schwer mein Herz, so leicht mein Sinn
Wer wiegt sie beide auf.
 
Die Berge drängen sich heran,
Und lauschen meinem Sang,
Sirenen schwimmen um den Kahn,
Mir folget Echoklang.
 
O halle nicht, du Widerhall,
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O Berge kehrt zurück,
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Gefangen liegt so eng und bang
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Im Herzen Liebesglück.
 
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Sirenen tauchet in die Flut,
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Mich fängt nicht Lust nicht Spiel,
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Aus Wassers Kühle trink' ich Glut,
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Und ringe froh zum Ziel.
 
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O wähnend Lieben, Liebeswahn,
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Allmächtiger Magnet,
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Verstoße nicht des Sängers Kahn,
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Der stets nach Süden geht.
 
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O Liebesziel so nah so fern,
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Ich hole dich noch ein,
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Die Frommen fahrt der Morgenstern,
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Ja all zum Krippelein.
 
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Geweihtes Kind erlöse mich,
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Gieb meine Freude los,
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Süß Blümlein ich erkenne dich,
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Du blühest mir mein Los,
 
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In Frühlingsauen sah mein Traum
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Dich Glockenblümlein stehn,
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Vom blauen Kelch zum goldnen Saum
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Hab' ich zu viel gesehn,
 
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Du blauer Liebeskelch in dich,
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Sank all mein Frühling hin,
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Vergifte mich, umdüfte mich,
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Weil ich dein eigen bin.
 
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Und schließest du den Kelch mir zu
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Wie Blumen abends tun,
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So lasse mich die letzte Ruh',
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Zu deinen Füßen ruhn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Am Rheine schweb ich her und hin“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
195
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Clemens Brentano, ein deutscher Schriftsteller der Romantik, der von 1778 bis 1842 lebte. Anhand des Datums können wir das Gedicht zeitlich in das 19. Jahrhundert, genauer gesagt in die Epoche der Romantik einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts wirkt schwermütig und gleichzeitig hoffnungsfroh. Es ist ein melancholisches aber hoffnungsvolles Bild der Natur und der inneren Gefühlswelt, das Brentano malt.

Inhaltlich geht es im Gedicht um das lyrische Ich, das auf dem Rhein hin und her schwebt und nach dem Frühling sucht. Es handelt von der Suche nach der Liebe und dem Finden dieser Liebe. Dem lyrischen Ich ist sein Herz schwer, sein Sinn jedoch leicht. Es sucht im Frühling nach Trost und Freude. Es spricht von der drängenden Anwesenheit der Berge, der Sirenen im Fluss, und dem Echo seines eigenen Gesangs. Es sinnbildet das tief in ihm gefangene Liebesglück und beschreibt seine Gefangenschaft als eng und beängstigend. Es geht auf seine Suche nach Liebe ein und zeigt seine Entschlossenheit und seinen Willen, dieses Ziel zu erreichen. Das Gedicht endet mit der Anerkennung der Liebe gegenüber und dem inneren Wunsch des lyrischen Ichs, in der Liebe aufzugehen und in ihrer Ruhe zu ruhen.

Formal besteht das Gedicht aus zehn vierzeiligen Strophen, jeder Vers hat einen eigenen Rhythmus und Reim, was typisch für die Gedichte der Romantik ist. Außerdem nutzt Brentano einprägsame und bildhafte Sprachbilder, die der Romantik zuzuordnen sind und die inneren Gefühle des lyrischen Ichs widerspiegeln. Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und Symbolen. Der Rhein, die Berge, die Sirenen und das Echo sind Symbole für verschiedene Aspekte der Liebe und des Lebens. Der Rhein steht für den Fluss des Lebens, die Berge für Hindernisse, die Sirenen für Verführungen und das Echo für die innere Stimme und den Widerhall der eigenen Gefühle.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht von Clemens Brentano ein typisches Beispiel für die romantische Lyrik ist. Es ist eine melancholische und gleichzeitig hoffnungsvolle Darstellung der Liebe und der Natur in Verbindung mit dem individuellen Gefühlsleben des lyrischen Ichs. Es spiegelt die Sehnsucht nach der Verschmelzung von Sein und Dasein, Individualität und Allgemeinheit, Vergänglichkeit und Ewigkeit wider, die in der Romantik ein zentrales Thema ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am Rheine schweb ich her und hin“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 195 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“, „Im Wetter auf der Heimfahrt“ und „Die Abendwinde wehen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Rheine schweb ich her und hin“ weitere 298 Gedichte vor.

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