An eine Feder 17. Jänner 1834 von Clemens Brentano

Danke, danke, süße Feder!
Liebchen ist es, die dich schnitte,
Solche Huld geschieht nicht jeder,
Denn sie hat nach Kindersitte
Dich mit ihrem Mund benetzet,
Ihre süße linde Lippe,
Die noch nie ein Kind verletzet,
Küßte lindernd deine Nippe,
Und du trankst auch eine Zähre,
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Die um mich sie hat vergossen,
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Federchen nicht mehr begehre,
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Du hast Lust und Leid genossen,
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Schwarz will ich dich nie betinten,
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Tinte ist so herb und bitter
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Und ein Linderkuß gleicht linden
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Rosen um ein Perlengitter
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Komm und schreib:
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Mit meinem Blute
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Das die Linde hat versüßet,
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O du Liebe, Süße, Gute!
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Sei vom treusten Herz gegrüßet
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Das an deinem Herzen ruhte
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Und gerungen und gebüßet
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Und geküßt die scharfe Rute
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Wie ein Kind, als sie erblühte
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Unter deinen linden Händen,
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O du Überfluß der Güte
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Willst du nicht dein Werk vollenden?
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Lasse doch die Dornenhiebe
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Rosen deiner Seele tragen,
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Daß mein Blut sich Ruh' erschriebe:
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Laß die linde Lippe sagen:
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Ich vergebe, denn ich liebe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An eine Feder 17. Jänner 1834“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
33
Anzahl Wörter
162
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An eine Feder“ wurde am 17. Januar 1834 von Clemens Brentano verfasst, einem bedeutenden Vertreter der Heidelberger Romantik, der von 1778 bis 1842 lebte. Brentanos Werk ist typisch für die Romantik, eine Epoche, die von einer tiefen Sehnsucht nach dem Unendlichen und einer Hinwendung zu Gefühlen und Fantasie gekennzeichnet ist.

Auf den ersten Blick fällt die zärtliche, leichte und doch tiefe Liebe zwischen dem lyrischen Ich und dem angesprochenen „Liebchen“ auf. Auch die zentrale Rolle der Feder, die sowohl ein Liebes- als auch ein Schreibsinnbild darstellt, ist bemerkenswert.

Das Gedicht handelt davon, wie die geliebte Person die Feder mit ihrem Mund benetzt und sie dadurch gewissermaßen in Liebe taucht. Diese Auseinandersetzung ist gepaart mit dem Gefühl des Dankes und der Wertschätzung. Indem das lyrische Ich darum bittet, dass die Feder niemals mit schwarzer Tinte betupft werden soll – ein Zeichen für Leid und Trauer –, drückt es die Hoffnung auf ein Fortbestehen der Liebessituation aus. Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Feder aufgefordert, mit dem versüßten Blut des lyrischen Ichs zu schreiben – eine starke Metapher für die dem Gedicht innewohnende intensive Emotion.

Die Form des Gedichts ist eher ungebunden, ohne erkennbares Reimschema oder festen Metrum. Im Gedicht finden sich Anaphern und Alliterationen, die einen angenehmen Klang und Rhythmus erzeugen. Die Worte sind einfach, aber bildhaft und eindringlich. Besonders der Gebrauch von Metaphern wie „Perlengitter“, „Dornenhiebe“ und „Rosen deiner Seele“ trägt zur Bildsprache des Gedichts bei.

Die Sprache des Gedichts ist durchzogen von Zartheit und Süße, die sich in Wörtern wie „Liebchen“, „linde“, „Süße“ und „Güte“ widerspiegelt. Darüber hinaus verwendet Brentano das Wort „linden“ mehrmals, wobei es eine Doppelbedeutung hat: es kann sowohl als sanft und mild, aber auch als Teil des Begriffs „Linde“ interpretiert werden, der in der germanischen Mythologie als Baum der Liebe gilt.

Zusammengefasst ist „An eine Feder“ ein poetisches Liebesbekenntnis, das in seiner zärtlichen und doch tiefen Emotion gegenüber dem geliebten Gegenüber typisch für die Romantik ist.

Weitere Informationen

Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „An eine Feder 17. Jänner 1834“. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Zwischen den Jahren 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 33 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 162 Worte. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“, „Zu Koblenz auf der Brücken“ und „Ihr himmlischen Fernen“. Zum Autor des Gedichtes „An eine Feder 17. Jänner 1834“ haben wir auf abi-pur.de weitere 298 Gedichte veröffentlicht.

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