Aus der Gefängniszeit 1850-1856 von Louise Otto-Peters

Bruchsal, im August 1851

Zwei Eisengitter scheiden Dich von mir! –
Dazwischen schreitet auf und ab der Wächter –
Die Liebe schwingt ihr heiliges Panier,
Ein Talisman für Dich und mich, ein echter!
 
Kein Händedruck, kein Kuß! – kein Gitter fällt
Und keine Hand kann durch die Stäbe langen,
Und selbst das Wort von Laurern rings umstellt,
Es bleibt im Bann, es ist wie Du gefangen. –
 
Die Ihr Euch liebt in Freiheit hoch beglückt:
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Vermögt Ihr wohl ein solches Wiedersehen?
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Euch auszumalen, Herz an Herz gedrückt,
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Wie möchtet Ihr vor solchem Gitter stehen?
 
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Wir standen so: Wir sahn uns Aug in Aug, –
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Ein Siegeszeichen strahlt von unsren Stirnen.
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So zieht im Sturm ein Sonnenaufgangshauch
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Um ferner Alpen hochgetragne Firnen.
 
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Und Sonnenaufgang war’s und Lerchenruf
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Und Hallelujahsang aus höhern Sphären!
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Noch einmal Gott die schöne Welt erschuf –
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Und es ward Licht; die Schöpfung zu verklären.
 
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Und es ward Licht! die Augen wurden hell,
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Das Seel’ um Seele auf den Grund sich schauten
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Und jubelnd flog das Herz zum Herzen schnell,
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Daß sie sich so das Seligste vertrauten.
 
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Zwei Eisengitter zwischen Dir und mir –
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„Vorbei die Stunde!“ mahnt der rauhe Wächter –
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Die Liebe schwingt ihr heiliges Panier
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Ein Talisman für Dich und mich, ein echter.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Aus der Gefängniszeit 1850-1856“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1850-1860
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht trägt den Titel „Aus der Gefängniszeit 1850-1856“ und stammt von der Autorin Louise Otto-Peters. Louise Otto-Peters ist eine bekannte Persönlichkeit aus dem 19. Jahrhundert und gilt als führende Vertreterin der Frauenbewegung ihrer Zeit. Angesichts der Titel und des Datums des Gedichts, das möglicherweise auf persönlichen Erfahrungen der Autorin oder einer Person in ihrer Nähe beruht, ist es vernünftig festzustellen, dass das Gedicht in einer Zeit des politischen und socialen Umbruchs in Deutschland verfasst wurde.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht emotional und intensiv, als wäre es eine Darstellung intensiver Gefühle von Trennung und Sehnsucht. Es handelt von einer Liebesbeziehung, die durch Eisengitter, ein Symbol für das Gefängnis, getrennt ist. Die Autorin spricht von der Liebe, die sie trotz der physischen Barrieren teilen, und wie sie ihr heiliges Banner als Talisman benutzen.

Das Gedicht ist in sieben Strophen unterteilt, jede Strophe besteht aus vier Versen, die alle die gleiche Botschaft vermitteln, nämlich die Unerschütterlichkeit der Liebe zueinander trotz der physischen Trennung. Das lyrische Ich spricht sowohl metaphorisch als auch buchstäblich, als es das Bild von „Eisengitter“ verwendet, um die Trennung und den Zustand der Isolation zu beschreiben. Gleichzeitig zeigt der Gebrauch der Wörter „Liebe“, „Talisman“, „Licht“ und „Sonnenaufgang“ das lyrische Ichs Hoffnung und Widmung, die Liebe aufrechtzuerhalten und das Dunkel zu überwinden.

Die Form und Sprache des Gedichts sind stark ausdrucksstark. Die Ausdrucksweise ist eindringlich, um die intensiven Gefühle der Akteure einzufangen. Die Wiederholung bestimmter Motive wie „Eisengitter“, „Liebe“ und „Licht“ innerhalb des Gedichts dient dazu, das zentrale Thema der bedingungslosen Liebe und der Überwindung von Hindernissen hervorzuheben.

Abschließend lässt sich sagen, dass Louise Otto-Peters Gedicht „Aus der Gefängniszeit 1850-1856“ ein kraftvolles Statement über die Ausdauer der Liebe in den Zeiten der Trennung und Prüfung ist. Obwohl es in einer Zeit großer politischer Unruhen geschrieben wurde, ist seine Botschaft universell und zeitlos.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Aus der Gefängniszeit 1850-1856“ ist Louise Otto-Peters. Otto-Peters wurde im Jahr 1819 in Meißen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1860 entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 197 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Allein“, „Am Schluß des Jahres 1849“ und „Am längsten Tage“ sind weitere Werke der Autorin Louise Otto-Peters. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Aus der Gefängniszeit 1850-1856“ weitere 106 Gedichte vor.

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