Der Morgen von Joseph von Eichendorff

Fliegt der erste Morgenstrahl
Durch das stille Nebeltal,
Rauscht erwachend Wald und Hügel:
Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!
 
Und sein Hütlein in die Luft
Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
Nun, so will ich fröhlich singen!
 
Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
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Bangt dir das Herz in krankem Mut;
11 
Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,
12 
Der Morgen leicht macht's wieder gut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Morgen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1810
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Der Morgen“ stammt von dem deutschen Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff, geboren am 10. März 1788 und verstorben am 26. November 1857. Eichendorff gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Hochromantik. Er lebte und wirkte während des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der die Romantik eine bedeutende Rolle spielte.

Beim ersten Lesen des Gedichts fühlen wir eine gewisse Heiterkeit und eine leichte, erhebende Stimmung. Es vermittelt eine positive und optimistische Botschaft, indem es die Schönheit des Morgens betont und dazu ermutigt, trotz möglicher Schwierigkeiten neue Erfahrungen zu machen und das Leben zu genießen.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht den Beginn eines neuen Tages und deutet auf einen Neuanfang hin. Im ersten Vers fliegt der erste Morgenstrahl durch das stille Nebeltal, was ein Gefühl der Ruhe und Serenität vermittelt. Im nächsten Vers erwachen Wald und Hügel, dies suggeriert ein Erwachen der Natur und das Beginnen des Tages. Vers 4 ruft dazu auf, diese neue Chance zu nutzen und aktiv in den Tag zu starten.

In der zweiten Strophe wird der Mensch ins Zentrum gestellt. Das lyrische Ich beschreibt, wie der Mensch vor Freude sein Hütchen in die Luft wirft und singt. Aus diesem fröhlichen Verhalten kann man schließen, dass der Morgen auch Freude und Optimismus bringt.

Die dritte Strophe lädt den Menschen ein, sich in die Welt hinaus zu wagen, auch wenn er Angst hat oder niedergeschlagen ist („Bangt dir das Herz in krankem Mut“). Aber das Gedicht versichert, dass nichts so düster ist, wie es scheint („Nichts ist so trüb in Nacht gestellt“) und dass der Morgen alles wieder gut machen kann („Der Morgen leicht macht's wieder gut“).

Was die Form angeht, besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist einfach und verständlich, kennzeichnend für Eichendorffs Stil. Es benutzt eine lustige und scherzhafte Sprache („Und sein Hütchen in die Luft“ und „so will ich fröhlich singen!“), die zusammen mit den lebhaften Bildern von Morgenlicht und fliegender Kreatur sowie sich erhebender Natur eine reichhaltige und lebendige Atmosphäre schaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der Morgen“ von Eichendorff eine Huldigung an den neuen Tag und die Möglichkeiten, die er bringt, ist. Es erinnert uns daran, jeden Morgen als einen frischen Anfang zu sehen und das Beste aus unseren Tagen zu machen, ungeachtet der Widrigkeiten, die wir erleben mögen. Es ist ausdrucksstark, lebhaft und inspirierend, und besticht durch seine freudige und positive Haltung gegenüber dem Leben.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Morgen“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1810. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 71 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“. Zum Autor des Gedichtes „Der Morgen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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