Zweifel von Joseph von Eichendorff

Könnt es jemals denn verblühen,
Dieses Glänzen, dieses Licht,
Das durch Arbeit, Sorgen, Mühen
Wie der Tag durch Wolken bricht,
Blumen, die so farbig glühen,
Um das öde Leben flicht?
 
Golden sind des Himmels Säume,
Abwärts ziehen Furcht und Nacht,
Rüstig rauschen Ström und Bäume
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Und die heitre Runde lacht,
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Ach, das sind nicht leere Träume,
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Was im Busen da erwacht!
 
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Bunt verschlingen sich die Gänge,
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Tost die Menge her und hin,
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Schallen zwischendrein Gesänge,
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Die durchs Ganze golden ziehn,
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Still begegnet im Gedränge
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Dir des Lebens ernster Sinn.
 
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Und das Herz denkt sich verloren,
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Besser andrer Tun und Wust,
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Fühlt sich wieder dann erkoren,
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Ewig einsam doch die Brust.
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O des Wechsels, o des Toren,
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O der Schmerzen, o der Lust!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Zweifel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zweifel“ wurde von Joseph von Eichendorff geschrieben, einem der bedeutendsten deutschen Lyriker und Schriftsteller der Romantik. Er wurde 1788 geboren und starb 1857, daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen.

Der erste Eindruck, den dieses Gedicht hinterlässt, ist der einer melancholischen und reflektierenden Stimmung. Es werden Bilder von Natur, Licht und Dunkelheit genutzt, um Gefühle von Zweifel, Hoffnung und Verwirrung zum Ausdruck zu bringen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von den Zweifeln und inneren Kämpfen des lyrischen Ichs. In der ersten Strophe fragt es sich, ob die leuchtenden Momente des Lebens – erzeugt durch Arbeit, Sorgen und Mühen – jemals aufhören werden. In der zweiten Strophe spricht es von der Hoffnung, die im Herzen erwacht, symbolisiert durch das Vergolden des Himmels und das Zurückweichen von Angst und Dunkelheit. Die dritte Strophe beschreibt das chaotische Geschehen des Lebens, durchzogen von Gesängen, die einen goldenen Faden darstellen. Trotzdem begegnet das lyrische Ich dem ernsten Sinn des Lebens. Die vierte und letzte Strophe beschreibt einen inneren Konflikt: Das lyrische Ich fühlt sich verloren im Tumult anderer, dann wieder auserwählt, und doch immer einsam. Es reflektiert die wechselnden Schmerzen und Freuden des Lebens.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je sechs Versen, alle im Kreuzreim verfasst. Die Sprache ist für Eichendorffs Zeit typisch, mit einer Mischung aus archaischen und metaphorischen Ausdrücken. Die sprachlichen Bilder sind stark, mithilfe der Natur beschreibt Eichendorff komplexe emotionale Zustände. Er benutzt den Kontrast von Licht und Dunkelheit, um die Dualität von Hoffnung und Verzweiflung darzustellen.

Zusammenfassend thematisiert das Gedicht „Zweifel“ die inneren Kämpfe und emotionalen Zustände des lyrischen Ichs, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Schmerz. Dabei nutzt Eichendorff die Natur und ihre Elemente als Metaphern für diese emotionalen Zustände und das Auf und Ab des Lebens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zweifel“ ist Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 122 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zweifel“ weitere 395 Gedichte vor.

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