Der Mensch von Matthias Claudius
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Empfangen und genähret |
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vom Weibe wunderbar, |
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kömmt er und sieht und höret |
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und nimmt des Trugs nicht wahr; |
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gelüstet und begehret |
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und bringt sein Tränlein dar; |
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verachtet und verehret; |
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hat Freude und Gefahr; |
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glaubt, zweifelt, wähnt und lehret, |
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hält nichts und alles wahr; |
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erbauet und zerstöret |
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und quält sich immerdar; |
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schläft, wachet, wächst und zehret; |
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trägt braun und graues Haar, |
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und alles dieses währet, |
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wenn's hoch kommt, achtzig Jahr. |
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Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder, |
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und er kömmt nimmer wieder. |
Details zum Gedicht „Der Mensch“
Matthias Claudius
1
18
82
1740 - 1815
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht trägt den Titel „Der Mensch“ und wurde von Matthias Claudius verfasst. Claudius lebte von 1740 bis 1815, weshalb wir das Gedicht der Epoche der Aufklärung zuordnen können.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass der Dichter in einfachen, klaren Versen ein umfassendes Bild vom Leben eines Menschen zeichnet. Zugleich findet sich in den wenigen Zeilen eine gewisse Melancholie wieder, die sich insbesondere am Ende des Gedichtes zeigt.
Inhaltlich spannt Claudius einen weiten Bogen: Vom Empfangen und Genährtwerden beim Eintritt in die Welt über das Kennenlernen und Erforschen der Welt, die Freuden und Gefahren des Lebens, Zweifel und Glauben, das Schaffen und Zerstören, bis hin zum Älterwerden und schließlich dem Tod – all das wird in wenigen, prägnanten Worten beschrieben. Das lyrische Ich scheint die Unvollkommenheit und Vergänglichkeit menschlichen Lebens zu betonen. Es stellt dabei insbesondere auch die Vergänglichkeit des Lebens in den Fokus und die damit einhergehende Endlichkeit aller menschlichen Erfahrungen und Emotionen.
Die Form des Gedichtes ist recht schlicht und folgt keinem strikten Reimschema. Es besteht aus 18 Versen, die sich auf eine Strophe verteilen. Auch das Metrum ist nicht durchgehend gleich. Die Sprache des Gedichtes ist überwiegend einfach und es werden viele Verben und Tätigkeitsworte verwendet, die den Aktionsradius und die Aktivität des Menschen symbolisieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass Claudius in „Der Mensch“ die Vielseitigkeit und Vergänglichkeit des menschlichen Lebens in einfacher, klarer Ausdrucksweise darstellt. Es ist ein Gedicht, das sowohl die Freude als auch die Tragik der menschlichen Existenz vermittelt. Es regt dazu an, über das eigene Leben und dessen Endlichkeit nachzudenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Mensch“ des Autors Matthias Claudius. 1740 wurde Claudius in Reinfeld (Holstein) geboren. Zwischen den Jahren 1756 und 1815 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Claudius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 82 Worte. Der Dichter Matthias Claudius ist auch der Autor für Gedichte wie „Urians Reise um die Welt“, „Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher“ und „Bei dem Grabe meines Vaters“. Zum Autor des Gedichtes „Der Mensch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 83 Gedichte vor.
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Zum Autor Matthias Claudius sind auf abi-pur.de 83 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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