Herbst von Nikolaus Lenau

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.
 
Von hinnen geht die stille Reise,
Die Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben ausgesungen,
Und dürre Blätter sinken leise.
 
Die Vögel zogen nach dem Süden,
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Aus dem Verfall des Laubes tauchen
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Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
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Die Blätter fallen stets, die müden.
 
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In dieses Waldes leisem Rauschen
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Ist mir als hör' ich Kunde wehen,
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daß alles Sterben und Vergehen
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Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herbst“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herbst“ ist von Nikolaus Lenau, einem österreichischen Lyriker der Romantik, der von 1802 bis 1850 lebte. Das Gedicht gehört somit zur Epoche der Romantik, die von etwa 1795 bis 1848 andauerte.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht eine stimmungsvolle Atmosphäre des Herbstes. Es vermittelt ein Gefühl der Stille, des Wandels und des Abschieds, das typisch für diese Jahreszeit ist.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seine Beobachtungen und Empfindungen im Herbst. Es schildert die Stille und das Verblassen der Natur, die sanften Herbstwinde, die das welke Laub von den Bäumen streicheln und den ruhigen Tod der Natur. Es spricht von der Abreise der Vögel in den Süden, dem Verfall des Laubes und den nun leeren Vogelnestern. Zuletzt gibt es eine positive Interpretation des Herbstes, indem es den Tod und das Vergehen als „heimlich still vergnügtes Tauschen“ bezeichnet, was auf den Kreislauf des Lebens und das unausweichliche Erneuern der Natur hinweist.

Die Stimme des lyrischen Ich könnte als melancholisch, aber auch als liebevoll gegenüber dem Herbst und dem natürlichen Zyklus des Lebens interpretiert werden. Es scheint den Herbst als notwendige Phase des Wachstums und der Erneuerung zu betrachten und findet Schönheit und Trost in dieser Zeit des Jahres.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klassische Gedichtform darstellt. Die Sprache des Gedichts ist eher einfach und unmittelbar, dabei aber sehr bildhaft und beschreibend. Der poetische und rhythmische Klang des Textes vermittelt den melancholischen und zugleich liebenden Ton der Stimme des lyrischen Ich.

Insgesamt beschreibt das Gedicht „Herbst“ von Nikolaus Lenau auf eindrucksvolle Weise die Atmosphäre des Herbstes und vermittelt eine tiefe Anerkennung für den Zyklus des Lebens und die Schönheit der Veränderung und der Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Herbst“ des Autors Nikolaus Lenau. Geboren wurde Lenau im Jahr 1802 in Csatád. Das Gedicht ist in der Zeit von 1818 bis 1850 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Der Schriftsteller Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Nikolaus Lenau sind „Herbstklage“, „Herbstgefühl“ und „Herbstentschluß“. Zum Autor des Gedichtes „Herbst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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Weitere Gedichte des Autors Nikolaus Lenau (Infos zum Autor)

Zum Autor Nikolaus Lenau sind auf abi-pur.de 51 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.