Beatrice Cenci von Marie Eugenie Delle Grazie

Augen giebt’s, die das Verhängnis
Rufen.... klugen, wehdurchzuckt,
Drin wie ein Gespenst die Ahnung
Künftigen Entsetzens spukt;
 
Lippen, deren hellstes Lächeln
So von Müdigkeit umweht,
Wie im Mund des Hoffnungslosen
Ein verröchelndes: „Zu spät!“
 
Ach, und einer Schönheit Zauber,
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Wie sie Grabgeweihte schmückt,
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Eh’ der Tod sein hehres Siegel
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Auf die Stirn der Opfer drückt –
 
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Aber daß du sie vernichtest
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Und besudelst fürchterlich,
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Diese Märtyrer der Schönheit, –
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Dran, o Welt, erkenn’ ich dich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Beatrice Cenci“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Beatrice Cenci“ wurde von Marie Eugenie Delle Grazie verfasst, die von 1864 bis 1931 lebte. Damit kann ihr Werk der Epoche des Naturalismus bzw. der frühen Moderne (Ende 19. Jahrhundert - Anfang 20. Jahrhundert) zugeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch, düster und hoffnungslos. Es scheint sich um die Beschreibung einer Person zu handeln, vermutlich der namensgebenden Beatrice Cenci, die anscheinend ein tragisches Schicksal erlitten hat.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich zuerst die Augen (Strophe 1) und Lippen (Strophe 2) einer Person und schildert dabei deren emotionale Verfassung, welche von Verhängnis, Leid und Hoffnungslosigkeit geprägt ist. In der dritten Strophe scheint diese Person bereits ihrem Schicksal ergeben zu sein - die Beautät wird als eine Art Vorahnung des Todes interpretiert. In der letzen Strophe drückt das lyrische Ich seine Verachtung für die Welt aus, die solch eine Schönheit vernichtet hat.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch, geprägt von dunklen, schweren Bildern und Ausdrücken. Die verwendeten Metaphern und die Auswahl des Vokabulars spiegeln den düsteren, tragischen Charakter der dargestellten Szenen wider. Ein auffälliges Merkmal ist der wiederholte Einsatz von Personifikationen (z.B. „das Verhängnis“, „die Ahnung“, „die Opfer“, „die Welt“).

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit je viere Versen, also einer sehr gängigen Form, dem Quartett. Der Wechsel von trüber Stimmung, Agonie und Todesahnung ist durch diesen Viertel-Rhythmus strukturiert. Diese formale Strenge steht in starkem Kontrast zum emotional aufgeladenen Inhalt und verstärkt so das düstere Gefühl des Gedichts. Jede Strophe fügt der Erzählung eine neue Ebene des Schmerzes und des Leids hinzu, das der namensgebenden Hauptfigur widerfährt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht „Beatrice Cenci“ auf eindrucksvolle Weise die Tragödie um die historische Figur der Beatrice Cenci, eine junge Frau, die im Rom des 16. Jahrhunderts nach der Ermordung ihres gewalttätigen Vaters hingerichtet wurde, aufgreift. Es wird das Bild einer Welt gezeichnet, die Schönheit nicht zu schätzen weiß und diese sogar vernichtet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Beatrice Cenci“ der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie. Geboren wurde Delle Grazie im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1892 zurück. Erschienen ist der Text in Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Delle Grazie handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Atlantis“, „Campo Santo“ und „Capri, Capri, könnt’ ich je vergessen“ sind weitere Werke der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Beatrice Cenci“ weitere 71 Gedichte vor.

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