Liebesglück von Emanuel Geibel

O wie so leicht in seligen Genüssen
Sich mir die Stunden jetzt dahin bewegen!
Ins Auge schau ' ich dir, bist du zugegen,
Und von dir träum' ich, wenn wir scheiden müssen.
 
Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,
Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,
Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen,
Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.
 
Der erste weckt Begier nach tausend neuen,
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Es folgt auf Liebeszeichen, Liebeszeichen,
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Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.
 
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Nun erst begreif' ich ganz den Lenz, den reichen,
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Wenn er nicht endet, Rosen auszustreuen,
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Die alle schön sind und sich alle gleichen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Liebesglück“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Liebesglück“ wurde von Emanuel Geibel verfasst, einem deutschen Dichter der Romantik, der von 1815 bis 1884 lebte. Seine poetischen Arbeiten fielen in den Zeitraum der deutschsprachigen Lyrik, die ein starkes Interesse an Themen wie Liebe, Natur und Menschlichkeit zeigte.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von der Glückseligkeit und intensiven Verliebtheit, die das lyrische Ich in Gegenwart seiner Geliebten empfindet. Das lyrische Ich erzählt von seiner Zuneigung und Sehnsucht, die sowohl in der physischen Anwesenheit des geliebten Menschen als auch im Traum ausgelebt wird.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich die Stimmung verliebter Ekstase. Es verweist auf eine Art extatische Zeitlosigkeit („O wie so leicht in seligen Genüssen / Sich mir die Stunden jetzt dahin bewegen!“). Weiters zeigt es auf, dass die Sehnsucht, auch wenn sie durch Entscheidungen eingeschränkt wird, durch immer neue Verlangen aufgefrischt wird. Dabei betont das lyrische Ich die nonverbale Kommunikation („Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen, / Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen“). Die weiteren Verse thematisieren das Verlangen, das sich in tausend neuen Begierden äußert und die Freude an wiederholter Zuneigung. Abschließend wird die Gleichförmigkeit der Liebe mit der endlosen Blüte der Rosen im Frühling verglichen.

Die Form des Gedichts spiegelt den klassischen Stil der Romantik wider, indem es aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl besteht. Die ersten beiden Strophen bestehen aus jeweils vier Versen, die letzten beiden aus drei Versen. In der Sprache werden metaphorische Begriffe verwendet, wie beispielsweise „Liebeszeichen“ für intime Gesten oder die Metapher des Frühlings als Symbol für die ständige Erneuerung der Liebe. Der Vers „Die alle schön sind und sich alle gleichen“ ist ein starkes Zeichen für die Gleichförmigkeit und Schönheit der Liebe, die das lyrische Ich empfindet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Emanuel Geibels „Liebesglück“ ein lyrisches Bild von intensiven Emotionen, vom Glück und von der Zärtlichkeit innerhalb einer romantischen Beziehung zeichnet, indem es die Sprache der Metaphern und das klassische Formschema der Romantik nutzt.

Weitere Informationen

Emanuel Geibel ist der Autor des Gedichtes „Liebesglück“. Im Jahr 1815 wurde Geibel in Lübeck geboren. In der Zeit von 1831 bis 1884 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 104 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Emanuel Geibel sind „An Georg Herwegh“, „Mittagszauber“ und „Hoffnung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Liebesglück“ weitere 67 Gedichte vor.

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