Zweifel von Otfried Krzyzanowski

Ach, wir wissen von keinem Gedanken, wann er
Neu war, von keiner Schönheit, wann sie
Schwand und erschien, von keiner Tat, wir erkennen
Unsre Schuld nicht.
 
Darum laßt uns verehren, es wäre ja schmählich,
Wollten wir deshalb verehren, weil wir wüßten:
Denn von jeher liebte ein Mensch, ins Hirn dem
Andern zu spucken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Zweifel“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
nach 1902
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht wurde von Otfried Krzyzanowski verfasst. Krzyzanowski, geboren am 25. Juni 1886 und gestorben am 30. November 1918, zählt zur Epoche des Expressionismus, einer Kunstrichtung, die zwischen 1905 und 1925 ihre Blütezeit erlebte. Daher würde ich dieses Gedicht ebenfalls dieser Epoche zuordnen.

Schon beim ersten Durchlesen des Gedichts wird ein generelles Gefühl von Unsicherheit und Unwissenheit vermittelt. Der Titel, „Zweifel“, gibt einen klaren Hinweis darauf, dass das lyrische Ich mit konzeptionellen oder existenziellen Fragen ringt.

Inhaltlich beklagt das lyrische Ich im ersten Abschnitt das mangelnde Wissen und Verständnis über die Ursprünge und das Verschwinden von Gedanken, Schönheit und Taten. Es betont weiterhin, dass wir unsere eigene Schuld nicht erkennen, was darauf hindeutet, dass das Ich sich der fehlenden Selbstreflexion bewusst ist.

Im zweiten Abschnitt argumentiert das lyrische Ich, dass wir trotz unserer Unkenntnis Verehrung ausdrücken sollten und dass es schändlich wäre, nur aufgrund unseres Wissens zu verehren. Das könnte eine Kritik an dogmatischen Glaubenssystemen sein, die blindes Vertrauen und Unterwerfung erfordern. Der letzte Satz des Gedichts ist etwas konfrontativ und zeigt ein gewisses Misstrauen gegenüber den Motiven und Absichten des anderen.

Der Rhythmus des Gedichts scheint fließend zu sein, ohne ein strenges Schema zu folgen, was die Ausdrucksform des Expressionismus widerspiegelt, in dem Emotion und persönliche Erfahrung im Vordergrund stehen. Die Sprache ist relativ einfach und unprätentiös, was dazu beiträgt, die tiefe Unsicherheit und Skepsis, die das lyrische Ich erlebt, zu vermitteln. Es ist ein inniges Bekenntnis zur Unwissenheit und zur gleichzeitigen Wertschätzung dessen, was über die Grenzen des Verstehens hinausgeht.

Die vollständige Interpretation dieses Gedichts würde weitere Analysen erfordern, insbesondere unter Berücksichtigung des Kontexts, in dem es entstanden ist. Als Werk des Expressionismus repräsentiert es jedoch zweifellos die inneren Kämpfe und die Suche nach Bedeutung in einer zunehmend komplexen und unverständlichen Welt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Zweifel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Otfried Krzyzanowski. 1886 wurde Krzyzanowski in Starnberg geboren. In der Zeit von 1902 bis 1918 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 53 Worte. Weitere Werke des Dichters Otfried Krzyzanowski sind „Abschied“, „Aristogeiton“ und „Ästhetik des Kriegs“. Zum Autor des Gedichtes „Zweifel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 37 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Otfried Krzyzanowski (Infos zum Autor)

Zum Autor Otfried Krzyzanowski sind auf abi-pur.de 37 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.