Zum Einschlafen zu Sagen von Rainer Maria Rilke

Ich möchte Jemanden einsingen,
bei Jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der einzige sein im Haus
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald. –
Die Uhren rufen sich schlagend an,
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und man sieht der Zeit auf den Grund.
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Und unten geht noch ein fremder Mann
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und stört einen fremden Hund.
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Dahinter wird Stille. Ich habe groß
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die Augen auf dich gelegt;
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sie halten dich sanft und lassen dich los
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wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Zum Einschlafen zu Sagen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Zum Einschlafen zu Sagen“ stammt von dem deutschen Lyriker Rainer Maria Rilke, welcher im Zeitraum von 1875 bis 1926 lebte und somit atmosphärisch und stilistisch der literarischen Epoche der Moderne zugeordnet werden kann.

Auf den ersten Blick entfaltet das Gedicht eine ruhige, liebevolle und schützende Atmosphäre. Es scheint eine Art Gutenachtlied oder Schlafenszeitritual zu sein, welches das lyrische Ich einer anderen Person widmet.

Zum Inhalt: Das lyrische Ich spricht von seinem Wunsch, jemanden in den Schlaf zu „singen“ und zu „wiegen“, jemandem nahe zu sein und dabei der einzige zu sein, der die nächtliche Kälte wahrnimmt. Es möchte in die andere Person, die Welt und den Wald hineinhorchen. Im Laufe der Nacht hört es die schlagenden Uhren, sieht die Zeit und bemerkt einen fremden Mann, der einen Hund stört. Die Strophe endet mit dem Versprechen des lyrischen Ichs, die andere Person sanft zu halten und loszulassen, wenn sich etwas im Dunkeln bewegt.

Das lyrische Ich drückt hier seinen tiefen Wunsch aus, für eine andere Person da zu sein, sie zu trösten und zu schützen. Es zeigt eine intensive und liebevolle Beziehung, in der es sich als Hüter und Beobachter sieht, während die andere Person schläft.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen und hat keine festgelegte Reimstruktur, was typisch für die Freie Verse ist, die in der Moderne oft verwendet wurden. Dies vermittelt ein Gefühl von Fließfähigkeit und Freiheit in der Struktur. Was die Sprache betrifft, verwendet Rilke einfache, aber bildhafte Ausdrücke wie „wiegen und kleinsingen“, „der Nacht war kalt“ oder „ein Ding sich im Dunkel bewegt“. Dadurch wird eine sinnliche und gefühlvolle Atmosphäre geschaffen, die die emotionalen Zustände des lyrischen Ichs widerspiegelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilkes Gedicht „Zum Einschlafen zu Sagen“ eine zärtliche und eindringliche Darstellung einer liebevollen, beschützenden Beziehung ist und die Wichtigkeit von Nähe und Präsenz im gefühlvollen Kontext der Nacht betont. Gleichzeitig offenbart es die Stille und Einsamkeit, die das lyrische Ich inmitten der Welt wahrnimmt, wenn es allein bleibt, um über die schlafende Person zu wachen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Zum Einschlafen zu Sagen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Im Jahr 1906 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 99 Worte. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Zum Autor des Gedichtes „Zum Einschlafen zu Sagen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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