Wo Bismarck liegen soll von Theodor Fontane

Geschrieben am 31. Juli 1898

Nicht in Dom oder Fürstengruft,
Er ruh’ in Gottes freier Luft
Draußen auf Berg und Halde,
Noch besser tief, tief im Walde;
Widukind lädt ihn zu sich ein:
„Ein Sachse war er, drum ist er mein,
Im Sachsenwald soll er begraben sein.“
 
Der Leib zerfällt, der Stein zerfällt,
Aber der Sachsenwald, der hält,
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Und kommen nach dreitausend Jahren
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Fremde hier des Weges gefahren
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Und sehen, geborgen vorm Licht der Sonnen,
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Den Waldrand in Epheu tief eingesponnen,
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Und staunen der Schönheit und jauchzen froh,
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So gebietet einer: „Lärmt nicht so! –
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Hier unten liegt Bismarck irgendwo.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wo Bismarck liegen soll“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1847
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wo Bismarck liegen soll“ stammt von dem deutschen Dichter Theodor Fontane, der von 1819 bis 1898 lebte. Es lässt sich somit in das Zeitalter des Realismus einordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts kommt wohl schnell die Assoziation auf, dass es sich hier um eine Art Grabrede oder Gedanken über das zukünftige Grab des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck handelt. Der Titel des Gedichts weist bereits auf diese Thematik hin und wird durch den Inhalt bestätigt.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um den Wunsch des lyrischen Ichs, dass der Leichnam von Bismarck nicht in einer Fürstengruft oder in einem Dom, sondern in freier Natur, genauer gesagt im Sachsenwald, begraben werden soll. Der Fürst Widukind, eine historische Gestalt des frühen Mittelalters, die symbolisch für das sächsische Volk steht, soll Bismarck, den Sachsen, demnach zu sich nehmen. Im zweiten Abschnitt wird die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers und materiellen Dingen wie einem Grabstein thematisiert und dem ewigen Bestand des Waldes gegenübergestellt. In der Zukunft, so die Vorstellung des lyrischen Ichs, soll eine nachkommende Generation an diesem Ort innehalten und ehrfurchtsvoll an Bismarck denken.

Das Gedicht ist in zwei Strophen mit jeweils sieben und neun Versen gegliedert. Die Sprache ist einfach und sehr bildhaft, was eine leicht verständliche Interpretation ermöglicht. Form und Sprache sind stark von typischen Merkmalen des Realismus geprägt: der Dichter bleibt in der Darstellung des realistischen Szenarios authentisch und nüchtern, überhöht die dargestellte Situation aber durch seinen Bezug auf die historische Figur Widukind und die in die Zukunft gerichtete Vorstellung.

Durch die Wahl des Sachsenwaldes als Grabstätte für Bismarck drückt das lyrische Ich seine Wertschätzung für Bismarck aus und verbindet ihn stark mit der Identität und dem Stolz des sächsischen Volkes. Zugleich wird durch den Bezug auf die Vergänglichkeit und den Bestand des Waldes die Endlichkeit des menschlichen Lebens und die Ewigkeit der Natur betont. So wird Bismarck in diesem Gedicht nicht nur als bedeutende historische Persönlichkeit, sondern auch als Teil der Natur und des sächsischen Volkes dargestellt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wo Bismarck liegen soll“ des Autors Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. 1847 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Marie“, „An meinem Fünfundsiebzigsten“ und „Auf der Treppe von Sanssouci“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wo Bismarck liegen soll“ weitere 214 Gedichte vor.

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