Wir saßen am Fischerhause von Heinrich Heine
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Wir saßen am Fischerhause, |
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Und schauten nach der See; |
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Die Abendnebel kamen, |
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Und stiegen in die Höh’. |
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Im Leuchtthurm wurden die Lichter |
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Allmählig angesteckt, |
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Und in der weiten Ferne |
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Ward noch ein Schiff entdeckt. |
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Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch, |
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Vom Seemann, und wie er lebt, |
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Und zwischen Himmel und Wasser, |
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Und Angst und Freude schwebt. |
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Wir sprachen von fernen Küsten, |
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Vom Süden und vom Nord, |
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Und von den seltsamen Menschen, |
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Und seltsamen Sitten dort. |
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Am Ganges duftet’s und leuchtet’s |
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Und Riesenbäume blüh’n. |
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Und schöne, stille Menschen |
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Vor Lotosblumen knie’n. |
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In Lappland sind schmutzige Leute, |
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Plattköpfig, breitmäulig und klein; |
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Sie kauern um’s Feuer, und backen |
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Sich Fische, und quäken und schrei’n. |
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Die Mädchen horchten ernsthaft, |
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Und endlich sprach Niemand mehr; |
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Das Schiff war nicht mehr sichtbar, |
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Es dunkelte gar zu sehr. |
Details zum Gedicht „Wir saßen am Fischerhause“
Heinrich Heine
7
28
137
1823–1824
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Wir saßen am Fischerhause“ stammt von Heinrich Heine, einem der einflussreichsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Vermutlich wurde es während der Hochblüte der literarischen Strömung des Vormärz und der Romantik zwischen 1830 und 1840 verfasst.
Beim ersten Durchlesen entsteht ein ruhiges, beschauliches, aber auch geheimnisvolles Bild. Die Atmosphäre, die Heine konstruiert, wird durch das Eindunkeln der Szene und das gemeinsame Beobachten der See verstärkt.
Das Gedicht erzählt die Situation, in der das lyrische Ich und andere Personen (wahrscheinlich Mädchen) vor einem Fischerhaus sitzen und auf das Meer hinaus blicken. Sie betrachten das Einsetzen der Dämmerung, das Anzünden der Leuchtturmlichter und das langsam verschwindende Schiff. Sie sprechen über das Leben der Seeleute und über ferne Küsten, die sowohl faszinierende, exotische Orte (wie Ganges) als auch weniger attraktive Gegenden (wie Lappland) umfassen.
Durch die Beschreibung von entfernten Orten und dem Leben von Seeleuten, transportiert das lyrische Ich Sehnsucht, Fernweh und die Neugier auf fremde Welten. Vielleicht kann man interpretieren, dass das lyrische Ich den Wunsch verspürt, aus seinem Alltag auszubrechen. Gleichzeitig liegt auch eine gewisse Melancholie in den Versen, ausgedrückt durch die Dämmerung und das Verschwinden des Schiffes.
Formal besteht das Gedicht aus sieben vierzeiligen Strophen in einem regelmäßigen, ruhigen Versmaß, durchzogen von einem einheitlichen Reimschema (Kreuzreim), was dem Gedicht einen ruhigen Fluss gibt.
Darüber hinaus verwendet Heine bildhafte, deutliche und einfache Sprache. Die Adjektive und Verben (duftet, leuchtet, blühen, kauern, backen, quäken, schreien etc.), die er benutzt, geben dem Leser ein klares, lebendiges Bild der Szene und der Orte, über die gesprochen wird. Das Gedicht zeichnet sich durch eine deutliche Sprache und präzise Bilder aus und ist daher leicht verständlich und zugänglich.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Wir saßen am Fischerhause“. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1824 entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 137 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Als ich, auf der Reise, zufällig“, „Alte Rose“ und „Altes Lied“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wir saßen am Fischerhause“ weitere 535 Gedichte vor.
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