Die Türen fort, die eure Häuser wahren von Dante Alighieri

Denn sie soll einziehn, die die andren ehrt:
Die holde Fraue, reich an hohem Wert,
In der sich Macht und Tugendzierde paaren!
 
Dichter.
Weh Armem mir!
 
Minne.
Sag’, was in dich gefahren!
 
Dichter.
Ich zittre, alle Kraft ist mir verzehrt.
 
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Minne.
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So fasse Mut; durch mich wird dir gewährt
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Stets Hilf’ und Leben – das sollst du erfahren.
 
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Dichter.
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Ich fühle jede Willenskraft gebunden
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Von der verborgenen Macht; ich muß es dulden
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Durch sie – und Minne wird mein Leid verschulden!
 
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Die Fraue.
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So wende dich zu mir, ich bin voll Hulden!
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Nur aus vergangnen Zeiten trägst du Wunden;
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Doch zweifle nicht: bald sind auch sie verschwunden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Türen fort, die eure Häuser wahren“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
nach 1281
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Dante Alighieri, einem der bedeutendsten Dichter des Mittelalters. Da er von 1265 bis 1321 lebte, lässt sich das Gedicht zeitlich in das Mittelalter einordnen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht in Dialogform geschrieben ist. Es werden verschiedene Sprechrollen eingenommen - das lyrische Ich spricht sich als Dichter aus, es tritt eine weibliche Gestalt auf, die als die „holde Fraue“ und „Minne“ bezeichnet wird und schließlich spricht die Stimme der „Fraue“ selbst.

Inhaltlich scheint es um einen inneren Kampf des lyrischen Ichs zu gehen, das in einer Art Scheu oder Furcht gefangen ist, die durch eine höhere Macht ausgelöst wird - möglicherweise durch die Macht der Liebe, was die Bezeichnung „Minne“ nahelegt. Dieser Kampf wird durch den Dialog mit der weiblichen Gestalt, die sowohl mütterlich tröstend als auch ermahnend auftritt, zum Ausdruck gebracht. Dabei gibt sie dem Dichter den Rat Mut zu fassen und verspricht Hilfe und Leben.

In Bezug auf die Form fällt die ungeregelte Strophenstruktur auf - die Strophen haben keine konstante Versanzahl. Darüber hinaus scheint das Gedicht kein traditionelles Reimschema zu folgen, was zur Unstetigkeit und Unregelmäßigkeit beiträgt, die das lyrische Ich empfindet.

Die Sprache des Gedichts ist hochpoetisch und mittelalterlich angehaucht, was sich in Formulierungen wie „holde Fraue“, „Tugendzierde“ oder „Willenskraft gebunden“ ausdrückt. Sie transportiert die Ernsthaftigkeit und Schwere des inneren Kampfes, den das lyrische Ich durchlebt.

Insgesamt kann man sagen, dass das Gedicht einen tiefen inneren Konflikt darstellt, der durch den Dialog mit einer höheren, möglicherweise göttlichen oder überirdischen Frauenfigur, möglicherweise stellvertretend für die Liebe oder die Dichtung selbst, bearbeitet und letztlich gelöst wird.

Weitere Informationen

Dante Alighieri ist der Autor des Gedichtes „Die Türen fort, die eure Häuser wahren“. Alighieri wurde im Jahr 1265 in Florenz geboren. Zwischen den Jahren 1281 und 1321 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Dante Alighieri ist auch der Autor für Gedichte wie „Von jenem Stern, der seines Laufes Bogen“, „Von Frauen sah ich eine holde Schar“ und „Zwei Frauen sind, um Minne dort zu künden“. Zum Autor des Gedichtes „Die Türen fort, die eure Häuser wahren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 20 Gedichte veröffentlicht.

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