An – von Heinrich Kämpchen
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Du, von dem alle sagen, |
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Du hörtest Menschenfleh’n – |
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Vernahmst du nicht mein Klagen? – |
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Hast du mein Leid geseh’n? – |
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Und wenn du es vernommen, |
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Warum mit Göttermacht |
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Bist du dann nicht gekommen |
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Und hast mir Trost gebracht? – |
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Vergebens kniet’ ich nieder |
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Und nannte dich den Herrn – |
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Warum, ich frage wieder, |
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Blieb deine Hilfe fern? – |
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Und schlug mein Herz sonst bänger |
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Vor deiner Göttermacht – |
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Ich glaube nun nicht länger, |
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Die Zweifel sind erwacht. – |
Details zum Gedicht „An –“
Heinrich Kämpchen
4
16
73
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1847 bis 1912 lebte. Das legt nahe, dass es wahrscheinlich während des späten 19. bis frühen 20. Jahrhunderts verfasst wurde, einer Zeit, in der das traditionelle Glaubenssystem in Deutschland und Europa insgesamt stark herausgefordert wurde.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und klagend, es konfrontiert den Leser mit dem Leiden des lyrischen Ichs und mit seinem Zweifel an der göttlichen Gerechtigkeit oder Beistand.
Inhaltlich spricht das lyrische Ich eine höhere, göttliche Macht an und stellt Fragen nach Gerechtigkeit und Hilfeleistung. Es fühlt sich von dieser unsichtbaren Macht enttäuscht und verlassen und hadert mit seiner bisherigen Glaubensüberzeugung. Der Schmerz und das Leid, das es empfindet, wird durch die Fragen an das Göttliche besonders hervorgehoben und lässt den Verlust des Glaubens als Folge der erfahrenen Ungerechtigkeit und des Leidens erkennen.
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier gleich strukturierte Strophen mit je vier Versen unterteilt. Die Frage-Antwort-Struktur erzeugt einen Dialogcharakter, auch wenn nur eine Stimme zu hören ist. Das lyrische Ich stellt Fragen und liefert gleichzeitig in Form von rhetorischen Fragen, die keine Antwort erwarten, auch die Antworten. Die Wiederholung von Fragestellungen trägt dabei zur Betonung der existentiellen Verzweiflung und des Zweifels bei, den das lyrische Ich empfindet.
Die einfache, klare Sprache und der direkte Ton des Gedichts tragen zu seiner emotionalen Kraft bei. Kämpchens prägnante Fragetechnik und der häufige Gebrauch vom direkten Anreden ('Du') unterstreichen die Intimität und emotionale Intensität der Konfrontation zwischen dem lyrischen Ich und der göttlichen Entität. Dabei unterstreicht die Wiederholung der Worte 'Göttermacht' und 'Zweifel' die dominierenden Themen des Gedichts: das Ringen mit Glaubenszweifeln und der Suche nach göttlicher Gerechtigkeit inmitten von Leid und Qual.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An –“ des Autors Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. In Bochum ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Grabe der Mutter“, „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ und „Am Marienbrönnlein“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An –“ weitere 165 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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