Mann und Menschfrau von Paul Boldt
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Der Park beleckt, ein grüner Katarakt, |
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Das weiße Haus, in dem wir nach uns greifen. |
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Du hast Angstaugen. Um die Fenster streifen |
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Ahorne braun und indianernackt. |
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Sturm hat die Nacht, die Negerin, gepackt. |
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— Du wirst doch diese Herzart nicht begreifen. |
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Laß aus dir trinken, und ich werde reifen. |
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Verdorrte Augen überschwemmt dein Akt. |
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Du kriegst ein Kind. Ich werde einsam sterben |
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In braunen Muskeln und vom Tag gedörrter. |
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Jetzt könnten deine Arme mich entfärben. |
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Orient und Eden machst du gegenwärtig. |
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Wir wandeln nackt durch baumige Hirnörter. |
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Engel — dein weißer Bauch ist dunkelbärtig. |
Details zum Gedicht „Mann und Menschfrau“
Paul Boldt
4
14
92
1914
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Mann und Menschfrau“ ist Paul Boldt, ein bedeutender Vertreter des Expressionismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Momentaufnahmen, Naturschilderungen und Stadtlandschaften gehörten zu den prägenden Motiven seiner lyrischen Arbeit.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von intensiven, oft kontrastreichen Bildern, die menschliche Beziehungen und Natur in einer fast schon surrealen Weise einfangen. Dies liegt auch an der expressionistischen Herangehensweise Boldts, der die individuelle Wahrnehmung und Erfahrung in den Mittelpunkt seiner Verse rückt.
Die Grundhandlung des Gedichts scheint zyklisch: Eine Beziehung zwischen Mann („Ich“) und Frau, geprägt von sexueller Intimität, Schwangerschaft (vielleicht sogar Geburt) und Tod. Das lyrische Ich scheint sich zugleich zu einer tiefen Verbundenheit mit der „Menschfrau“ hingezogen zu fühlen, aber auch die Angst vor dem Ende und der Isolation durch die Geburt eines Kindes zu verspüren.
Die Theatralik der Verdichtung und die Intensität der Sprache sind typische Kennzeichen des Expressionismus, die auch in Boldts Gedicht sichtbar werden. Die Handlung wird nicht geradlinig erzählt, sondern in Bildern und Metaphern verdichtet. Der Park als „grüner Katarakt“, der das weiße Haus „beleckt“, die Angstaugen der Frau, die „braunen Muskeln“ des Mannes sind nur einige Beispiele für Boldts metaphorischen Sprachgebrauch.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Länge (vier, vier, drei und drei Verse). Die Anordnung der Verse fördert den dynamischen Charakter des Textes und seine dezentrale Erzählstruktur. Es gibt keine festen Reimstrukturen oder ein strenges Metrum, was ebenfalls kennzeichnend für die formlose Ästhetik des Expressionismus ist.
Es lässt sich also zusammenfassen, dass Paul Boldts Gedicht „Mann und Menschfrau“ ein gutes Beispiel für die expressionistische Lyrik ist, die sich durch intensive, zumeist dunkle Bilder, formale Experimente und eine tiefgründige Reflexion auf persönliche Erfahrungen auszeichnet.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Mann und Menschfrau“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Boldt. Geboren wurde Boldt im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen). Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 92 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Paul Boldt sind „Das Gespenst“, „Das Wiedersehen“ und „Der Denker“. Zum Autor des Gedichtes „Mann und Menschfrau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.
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