Leopardi! Deine Augen von Marie Eugenie Delle Grazie

Leopardi! Deine Augen
Folgen mir, wohin ich geh’,
Dieser Blick, so tief, wie deiner
Seele hoffnungsloses Weh!
 
Diese Stirn, die schmerzgeadelt,
Was du sangst, so herb erzählt,
Daß sie selbst des Lorbeers Krone
Nur beschattet, nicht erhellt!
 
Immergrüne Eichen rauschen
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Dir zur Seite und das Licht
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Strömt in warmen, gold’nen Fluthen
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Schmeichelnd über dein Gesicht –
 
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Doch es küßt nur eines Lächelns
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Schmerzliche Entsagung wach,
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Das um deine Lippen zittert,
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Trostlos, wie ein heimlich „Ach!“
 
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Dieses Lächeln, das uns Allen
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Eigen, sei’s auch noch so stumm,
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Seit die erste Menschenlippe
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Bang zum Himmel schrie: „Warum?!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Leopardi! Deine Augen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Leopardi! Deine Augen“ wurde von Marie Eugenie Delle Grazie verfasst, einer österreichisch-ungarischen Dichterin, die von 1864 bis 1931 lebte. Erschienen im ausgehenden 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert, ist das Werk literarisch der Epoche des Symbolismus/Expressionismus bzw. des literarischen Fin de Siècle zuzuordnen. Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr emotional und tiefgründig, da es Schmerz, Leid und Verzweiflung thematisiert.

Beim inhaltlichen Verständnis zeigt sich der Bezug zu Leopardi, der als der italienische Dichter Giacomo Leopardi (1798–1837) identifiziert werden kann. Delle Grazie verleiht ihren Eindrücken und Empfindungen gegenüber Leopardi Ausdruck, wobei sie ein bildgewaltiges Porträt des Dichters entwirft - sie spricht seine Augen, seine Stirn und sein Lächeln an. Dabei wird der Fokus auf seine begangenen Leiden und die damit verbundene Hoffnungslosigkeit gesetzt. Die Erwähnung von Leopardis „hoffnungslosem Weh“, dem „schmerzgeadelt“ Stirn und einem „heimlich 'Ach!'“ reflektieren eine tiefe Verzweiflung und Traurigkeit.

Delle Grazie verwendet bildhafte Sprache und Metaphern, um Leopardis emotionale Zustände zu beschreiben. Die Eiche, die seine Seite „rauscht“, könnten als Symbol für Beständigkeit und Kraft betrachtet werden, während die „gold'nen Fluthen“ welches sein Gesicht „schmeichelt“, als Symbol für Wärme und Hoffnung interpretiert werden könnten. Die Form des Gedichts folgt einem klaren, regelmäßigen Schema mit jeweils vier Versen pro Strophe. Reim und Metrik tragen zu einer fließenden und angenehmen Leseerfahrung bei, die jedoch durch den schweren Inhalt kontrastiert wird.

Die Wiederholung von bestimmten Begriffen und Motiven, wie das der Augen oder des Schmerzes betont die Tragik, die Leopardi bei Delle Grazie auslöst. Insbesondere das abschließende „Warum?!“, das alle Menschen miteinander teilen, wird zu einem starken, eindringlichen Ausdruck der universellen menschlichen Erfahrung von Leid und Verzweiflung.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Leopardi! Deine Augen“ ist Marie Eugenie Delle Grazie. Die Autorin Marie Eugenie Delle Grazie wurde 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1892. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Die Schriftstellerin Delle Grazie ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Die Gedichte „Abend (Delle Grazie)“, „Abend wird es“ und „Abendsonnenschein“ sind weitere Werke der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie. Zur Autorin des Gedichtes „Leopardi! Deine Augen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 71 Gedichte veröffentlicht.

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