Junge Pferde von Paul Boldt

1	Wer die blühenden Wiesen kennt
2	Und die hingetragene Herde,
3	Die, das Maul am Winde, rennt:
4	Junge Pferde! Junge Pferde!
5	Über Gräben, Gräserstoppel
6	Und entlang den Rotdornhecken
7	Weht der Trab der scheuen Koppel,
8	Füchse, Braune, Schimmel, Schecken!
9	Junge Sommermorgen zogen
10	Weiß davon, sie wieherten.
11	Wolke warf den Blitz, sie flogen
12	Voll von Angst hin, galoppierten.
13	Selten graue Nüstern wittern,
14	Und dann nähern sie und nicken,
15	Ihre Augensterne zittern
16	In den engen Menschenblicken.

Details zum Gedicht „Junge Pferde“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Junge Pferde“ stammt von Paul Boldt. Boldt lebte von 1885 bis 1921, sein literarisches Schaffen fällt daher überwiegend in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts und ist der literarischen Strömung des Expressionismus zuzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist erfüllt von jugendlicher Energie und dem drängenden Drang nach Freiheit. Die Wörter und Bilder, die Boldt verwendet, sind einfache, naturnahe Elemente, die mithilfe ihrer symbolischen Wirkung den lyrischen Gehalt des Gedichts entfalten.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die Bewegung einer Herde junger Pferde durch eine ländliche Landschaft. Das lyrische Ich stellt eine Beobachtungsposition dar, schildert intensiv und bildreich die Dynamik und die Kraft der Tiere und die Reaktionen der Natur auf deren wildes Treiben. Die Poesie spielt auf eine corona von Jugend, Freiheit und Ungezähmtheit an und sympathisiert mit der spontanen und unbeschwerten Bewegung der Pferde. Zugleich thematisiert sie aber auch die Distanz und Fremdheit zwischen Mensch und Tier, die sich besonders in der letzten Strophe zeigt.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen, es hat also eine regelmäßige, symmetrische Form. Die Sprache ist dabei ebenso einfach wie eindrücklich. Boldt verwendet überwiegend konkrete, anschauliche Begriffe, die panoramaartige Bilder einer frühmorgendlichen, ländlichen Szenerie erzeugen. Seine Wortwahl lässt uns die Geräusche der rennenden Pferde fast hören, ihre Bewegung fast sehen. Im Ausdruck von Dynamik und Emotion zeigt sich die Nähe Boldts zur expressionistischen Dichtung, die auch in seiner Verwendung intensiver, leuchtender Farben („Rotdornhecken“, „Braune“, „Füchse“) zum Ausdruck kommt.

Zusammengefasst interpretiert, vermittelt das Gedicht eine starke emotionale Resonanz von Freiheit, Energie und Lebendigkeit, die sich in der frischen, dynamischen Bewegung der jungen Pferde manifestiert. Gleichzeitig wird eine Distanz und Fremdheit zwischen Mensch und Tier thematisiert, die jedoch eher von Bewunderung und Respekt denn von Furcht oder Ablehnung geprägt ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Junge Pferde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Boldt. Boldt wurde im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Die Gedichte „Berliner Abend“, „Capriccio“ und „Das Gespenst“ sind weitere Werke des Autors Paul Boldt. Zum Autor des Gedichtes „Junge Pferde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.

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