Herbstgefühl von Paul Boldt

Der große, abendrote Sonnenball
Rutscht in den Sumpf, des Stromes schwarzen Eiter,
Den Nebel leckt. Schon fließt die Schwäre breiter,
Und trübe Wasser schwimmen in das Tal.
 
Ins finstre Laub der Eichen sinken Vögel,
Aasvögel mit den Scharlachflügeldecken,
Die ihre Fänge durch die Kronen strecken,
Und Schreien, Geierpfiff, fällt von der Höhe.
 
Ach, alle Wolken brocken Dämmerung!
10 
Man kann den Schrei des kranken Sees hören
11 
Unter der Vögel Schlag und gelbem Sprung.
 
12 
Wie Schuß, wie Hussah in den schwarzen Föhren
13 
Ist alle Farbe! Von dem Fiebertrunk
14 
Glänzen die Augen, die dem Tod gehören.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Herbstgefühl“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herbstgefühl“ stammt vom Autor Paul Boldt, der zwischen 1885 und 1921 lebte. Dies deutet auf eine zeitliche Einordnung in die Epoche des Expressionismus hin, da diese von etwa 1910 bis 1925 stattfand.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und melancholisch. Das lyrische Ich beschreibt den Herbst und den Übergang zum Winter in düsteren, pessimistischen Bildern. Die Landschaft wird als dunkel, kalt und verstörend dargestellt, wobei die Natur in ihrem Verfall als passendes Sinnbild für den Tod und das Altern gesehen wird.

Im Detail wird im ersten Abschnitt davon gesprochen, dass die Sonne, hier als großer, abendroter Ball beschrieben, im Kontext des Herbstes untergeht. Die Sonne, oft ein Symbol für Lebenskraft und Wärme, verschwindet in den „schwarzen Eiter“ des Flusses – sie stirbt quasi in dieser düsteren, morastigen Landschaft. Der Herbst, die Zeit des Sterbens und des Abschieds, wird mit den Metaphern des Sumpfes und des Eiters traurig und abstoßend wiedergegeben.

In der zweiten Strophe werden Vögel, die ins dunkle Eichenlaub sinken, zum Symbol für den Tod und die Endlichkeit. Die Vögel werden als Geier, als Aasfresser, beschrieben, was die düstere, tödliche Atmosphäre weiter vertieft. Ihr Schreien und Gepfeife verleiht der Szene eine fast unheimliche Anmutung.

In den abschließenden Strophen intensiviert sich das düstere Bild durch die brockende Dämmerung und den kranken See, bevor es mit dem Fiebertrunk, der den Tod symbolisiert, fatal endet.

Form und Sprache des Gedichts tragen stark zur düsteren Stimmung bei. Es handelt sich um freie Verse ohne erkennbares Reimschema, was dem Gedicht eine gewisse Unvorhersehbarkeit und Unruhe verleiht. Die Sprache ist stark bildhaft und metaphorisch. Es dominieren dunkle, abschreckende Bilder und Vergleiche, die dem Gedicht seine schwer melancholische Atmosphäre verleihen.

Zusammenfassend reflektiert „Herbstgefühl“ die düstere Atmosphäre des Herbstes in einer metaphorisch dichten, intensiven Sprache und stellt den Herbst als Zeit des Abschieds und des Sterbens dar. Wie für den Expressionismus typisch, geht es dabei um die intensive Emotion der Traurigkeit und Melancholie.

Weitere Informationen

Paul Boldt ist der Autor des Gedichtes „Herbstgefühl“. Der Autor Paul Boldt wurde 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Adieu Mädchenlachen!“, „Andere Jüdin“ und „Berlin“. Zum Autor des Gedichtes „Herbstgefühl“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.

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