Inventur von Günter Eich
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Dies ist meine Mütze, |
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dies ist mein Mantel, |
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hier mein Rasierzeug |
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im Beutel aus Leinen. |
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Konservenbüchse: |
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Mein Teller, mein Becher, |
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ich hab in das Weißblech |
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den Namen geritzt. |
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Geritzt hier mit diesem |
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kostbaren Nagel, |
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den vor begehrlichen |
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Augen ich berge. |
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Im Brotbeutel sind |
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ein Paar wollene Socken |
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und einiges, was ich |
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niemand verrate, |
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so dient es als Kissen |
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nachts meinem Kopf. |
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Die Pappe hier liegt |
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zwischen mir und der Erde. |
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Die Bleistiftmine |
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lieb ich am meisten: |
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Tags schreibt sie mir Verse, |
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die nachts ich erdacht. |
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Dies ist mein Notizbuch, |
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dies meine Zeltbahn, |
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dies ist mein Handtuch, |
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dies ist mein Zwirn. |
Details zum Gedicht „Inventur“
Günter Eich
7
28
100
1907 - 1972
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus,
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Inventur“ wurde von Günter Eich geschrieben, einem deutschen Lyriker und Hörspielautor. Eich wurde 1907 geboren und verstarb 1972. Er zählt zur Generation der Kriegslyriker und das Gedicht „Inventur“ entstand 1947, nur zwei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Dies ist auch der Kontext, in dem das Gedicht gelesen und interpretiert werden sollte.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht eher nüchtern und sachlich. Es besteht aus einer Aufzählung von Gegenständen, die das lyrische Ich bei sich führt. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass jede Aufzählung und jeder Gegenstand eine tiefe Bedeutung trägt.
Das lyrische Ich führt eine Inventur durch - es zählt seine Habseligkeiten auf und stellt fest, was es hat und was es braucht. Dabei geht es nicht um Luxus oder Reichtum, sondern um die einfachsten Dinge des Lebens: eine Mütze, einen Mantel, Rasierzeug, eine Konservenbüchse, einen Nagel, einen Brotbeutel, ein Paar Socken, eine Pappe, eine Bleistiftmine, ein Notizbuch, eine Zeltbahn, ein Handtuch und Zwirn. Diese Gegenstände sind die Grundausstattung für das Überleben in einer Nachkriegszeit oder in Gefangenschaft.
Das Gedicht gibt einen Einblick in die spartanischen Lebensumstände des lyrischen Ichs und übt gleichzeitig Kritik an dem Krieg und seinen Auswirkungen. Es beleuchtet die menschliche Fähigkeit, in schwierigen Zeiten zurechtzukommen und verweist auf die Wichtigkeit von Kreativität und Geisteskraft zur Bewältigung von Krisen.
Das Gedicht hat eine regelmäßige Form und besteht aus sieben vierzeiligen Strophen. Die Sprache ist einfach und direkt, ohne große Metaphern oder Verzierungen. Diese Klarheit und Einfachheit unterstreicht die Realität und Schwere der Situation des lyrischen Ichs. Jeder Gegenstand wird konkret und dinglich beschrieben, es gibt keinen Raum für das Abstrakte oder Symbolische. Dies dient dazu, den harten und realen Kontext des Nachkriegslebens zu betonen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Inventur“ ist Günter Eich. Der Autor Günter Eich wurde 1907 in Lebus geboren. Zwischen den Jahren 1923 und 1972 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zugeordnet werden. Eich ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Inventur“ keine weiteren Gedichte vor.
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