Ein Märchen von Max Dauthendey

Wollt ihr ein Märchen erlauschen?
Ein Märchen? - Ich weiß eines.
 
O so wunderbar fein, so zart.
Wollt' ich's in Laute, in Töne gestalten,
Wäre jeder Laut, jeder Ton zu lauttönend.
 
Vorsicht! Behutsam!
Denkt leise!
 
Sonnenfunken - goldner Hauch -
Löscht ihn nicht - leise! leise!
 
10 
Ein Garten, eine Gestalt - ein Mädchen.
11 
Rings auf zitternden Schwingen Farben und Düfte,
12 
Und mein Mädchen mitten in Farbe und Duft.
13 
Schwarzgrüne Büsche stumm, atemstockend,
14 
Und darunter Blütenherzen,
15 
Wildrote pochende Herzen,
16 
Pochend in hast'gem Genießen.
 
17 
Sie singt.
18 
Ihre Träume sind ihre Lieder.
 
19 
Weiße Astern,
20 
Blendende Astern,
21 
Wie sie sich wiegen.
22 
Und der Garten singt
23 
Und die Büsche,
24 
Alles, alles singt in Farben und Düften.
 
25 
Starrst du auf Rosen,
26 
Nimm dich in acht.
27 
Rosen sengen, brennen,
28 
Weißt du das!
29 
Sie weiß nichts.
30 
Ahnte sie nur die Glut,
31 
Müsste sie zitternd erglühn.
 
32 
Aber Flammen wärmen,
33 
Und Wärme weckt Flammen.
34 
O berühre nicht! - Fort! - Flieh!
35 
O berühre sie nicht!
 
36 
Zu spät!
37 
Erschrick nicht, rette,
38 
Rette aus Flammen den Duft.
 
39 
Angstfahle Blässe knirscht,
40 
Aber Reue zermalmt nicht.
41 
Auf weißen Astern schwarze Erde.
42 
Warum schwarze Erde?
43 
Warum nicht der Tod?
 
44 
Erde ist Leben.
 
45 
Auf weißen Astern schwarze Erde. -
46 
Das ist mein Märchen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Ein Märchen“

Anzahl Strophen
13
Anzahl Verse
46
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1867 - 1918
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein Märchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Max Dauthendey. Der Autor Max Dauthendey wurde 1867 in Würzburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1883 und 1918 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 197 Wörter. Es baut sich aus 13 Strophen auf und besteht aus 46 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Max Dauthendey sind „Kuckuckruf“, „Phallus“ und „Du und ich“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Märchen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 19 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Max Dauthendey (Infos zum Autor)

Zum Autor Max Dauthendey sind auf abi-pur.de 19 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.