Anke van Tharaw von Simon Dach

1	Anke van Tharaw öß, de my geföllt,
2	Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt.
3	Anke van Tharaw heft wedder eer Hart
4	Op my geröchtet ön Löw’ on ön Schmart.
5	Anke van Tharaw mihn Rihkdom, mihn Goet,
6	Du mihne Seele, mihn Fleesch on mihn Bloet.
7	Quöm’ allet Wedder glihk ön ons tho schlahn,
8	Wy syn gesönnt by een anger tho stahn.
9	Kranckheit, Verfälgung, Bedröfnös on Pihn,
10	Sal vnsrer Löve Vernöttinge syn.
11	Recht as een Palmen-Bohm äver söck stöcht,
12	Je mehr en Hagel on Regen anföcht.
13	So wardt de Löw’ ön onß mächtich on groht,
14	Dörch Kryhtz, dörch Lyden, dörch allerley Noht.
15	Wördest du glihk een mahl van my getrennt,
16	Leewdest dar, wor öm dee Sönne kuhm kennt;
17	Eck wöll dy fälgen dörch Wöler, dörch Mär,
18	Dörch Yhß, dörch Ihsen, dörch fihndlöcket Hähr.
19	Anke van Tharaw, mihn Licht, mihne Sönn,
20	Mihn Leven schluht öck ön dihnet henönn.
21	Wat öck geböde, wart van dy gedahn,
22	Wat öck verböde, dat lätstu my stahn.
23	Wat heft de Löve däch ver een Bestand,
24	Wor nich een Hart öß, een Mund, eene Hand?
25	Wor öm söck hartaget, kabbelt on schleyht,
26	On glihk den Hungen on Katten begeyht.
27	Anke van Tharaw dat war wy nich dohn,
28	Du böst mihn Dühfkẽ myn Schahpkẽ mihn Hohn.
29	Wat öck begehre, begehrest du ohck,
30	Eck laht den Rack dy, du lätst my de Brohk.
31	Dit öß dat, Anke, du söteste Ruh
32	Een Lihf on Seele wart vht öck on Du.
33	Dit mahckt dat Lewen tom Hämmlischen Rihk,
34	Dörch Zancken wart et der Hellen gelihk.

Details zum Gedicht „Anke van Tharaw“

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Anke van Tharaw“ des Autors Simon Dach. Dach wurde im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Im Jahr 1636 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich aus dem Portugiesischen ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Der Dreißigjährige Krieg, der im Jahr 1618 begann und 30 Jahre später (also 1648) endete, hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten und vornehmlich unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ging um etwa 30 Prozent zurück. Die Lyrik des Barocks ist vorwiegend von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) bestimmt, die die Einstellung der Menschen zum Leben beschreiben. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung bestimmt. Alle genannten Motive setzen sich auf unterschiedliche Art mit der verbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. Unter den Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend auf Latein, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, war man nun bestrebt, sich der deutschen Sprache zu widmen. Bedeutsame Vertreter für die Zeit des Barocks waren: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Weise und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das 254 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 34 Versen mit insgesamt 17 Strophen. Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Herr vnser Gott, wenn ich betracht“, „Wenn Gott von allem Bösen“ und „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“. Zum Autor des Gedichtes „Anke van Tharaw“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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• Aus Oseae C. 2. V. 19
• Wenn mich in meiner schweren Zeit

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