Ännchen von Tharau von Simon Dach

Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt,
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
 
Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz
Auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz.
 
Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut,
Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
 
Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
Wir sind gesinnt, beieinander zu stahn.
 
Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
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Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.
 
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Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
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hat ihn erst Regen und Sturmwind gebeugt,
 
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So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß
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Durch Kreuz, durch Leiden und traurigem Los.
 
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Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
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Lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt;
 
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Ich will dir folgen durch Wälder und Meer,
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Eisen und Kerker und feindliches Heer.
 
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Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,
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Mein Leben schließ’ ich um deines herum.
 
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Was ich gebiete, wird von dir getan,
22 
Was ich verbiete, das lässt du mir stahn.
 
23 
Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
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Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?
 
25 
Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,
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Und gleich den Hunden und Katzen begeht.
 
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Ännchen von Tharau, das wolln wir nicht tun;
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Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.
 
29 
Was ich begehre, begehrest du auch,
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Ich lass den Rock dir, du lässt mir den Brauch.
 
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Dies ist dem Ännchen die süßeste Ruh’,
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Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.
 
33 
Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
34 
Durch Zanken wird es der Hölle gleich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Ännchen von Tharau“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
17
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
252
Entstehungsjahr
1636
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ännchen von Tharau“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Simon Dach. Dach wurde im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1636 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche im Zeitraum zwischen 1600 und 1720 den Namen. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Menschen der damaligen Zeit, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litten folglich unter den immensen Kriegseinwirkungen. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Die Lyrik des Barocks ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) geprägt, die die Lebenseinstellung der Menschen beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung geprägt. Alle genannten Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der verbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Die am häufigsten verwendeten Formen in der Lyrik waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. Im Zeitalter des Barocks begannen die Dichter ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Dichter der Renaissance verfassten ihre Werke noch in lateinischer Sprache. Im Barockzeitalter war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für den wohlhabenden Bürger schrieben Dichter zum Anlass von Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten. Die Dichtung im Barock wird daher auch Gesellschaftsdichtung genannt.

Das 252 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 34 Versen mit insgesamt 17 Strophen. Der Dichter Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“, „Es wil des lieben Creutzes Pein“ und „Entschlag dich aller Ding auff Erden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ännchen von Tharau“ weitere 255 Gedichte vor.

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