An Mary im Himmel von Robert Burns

Du Stern im müden Morgenstrahl,
Du flohst nicht mit der Finsterniß;
Du bliebst, zu schau’n des Tages Qual,
Der Mary mir vom Herzen riß.
O, theurer Schatten, mir entrückt,
Wo weilst Du nun, in sel’ger Ruh’?
Schau’st Du auf mich, so schmerzbedrückt,
Dann läch’le, Selige, mir zu. –
 
Die Stund’ vergeß ich nimmermehr
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Und nie vergeß ich jenes Thal,
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Wo wir am sanftgewund’nen Ayr
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Gesehen uns zum letzten Mal.
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Die Ewigkeit selbst nicht verwischt,
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Der Freuden Nachhall, nun vorbei,
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Nie Deines Kusses Bild erlischt,
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Wer dacht’, daß es der letzte sei!? –
 
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Der Ayr küßt’ seinen stein’gen Strand,
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Fast überwölbt mit wildem Wald;
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Die Birke drückt’ die Dornenwand
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An’s Herz, mit zärtlicher Gewalt.
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Die Blumen hauchten Liebespein,
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Von Liebe sang’s im grünen Hag’,
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Bis, ach, der Abenddämmerschein,
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Beendete den schönen Tag.
 
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O, die Erinn’rung immer wacht,
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Und stets in jenen Seenen lebt,
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Wie Zeit den Eindruck stärker macht,
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Wie sich das Strombett tiefer gräbt.
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O, theurer Schatten, mir entrückt,
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Wo weilst Du nun in sel’ger Ruh?
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Schaust Du auf mich so schmerzbedrückt,
32 
Dann läch’le, Selige, mir zu! –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „An Mary im Himmel“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
1789
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Robert Burns, ein schottischer Dichter, der von 1759 bis 1796 lebte. Er ist vor allem für seine Dichtung in schottischem Dialekt bekannt und gilt als Nationaldichter Schottlands. Das Gedicht „An Mary im Himmel“ ist also in der Spätphase der Aufklärung, im 18. Jahrhundert entstanden.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer melancholischen und sehnsüchtigen Stimmung geprägt. Das lyrische Ich richtet seine Worte an die verlorene Geliebte Mary, die im Himmel zu sein scheint, was auf ihren Tod hindeutet.

Inhaltlich handelt das Gedicht von dem tiefen Schmerz und der Erinnerung an die verlorene Liebe. Das lyrische Ich denkt zurück an die gemeinsamen Zeiten mit Mary und ihre innige Liebe. Es drückt seinen Wunsch aus, dass sie, obwohl nicht mehr physisch vorhanden, immer noch auf ihn blickt und ihm zulächelt. Des Weiteren spürt das lyrische Ich eine tiefe Trauer über den Verlust und die Unmöglichkeit, diese geliebte Person wiederzusehen. Eine intensive Nostalgie und Sehnsucht durchzieht das gesamte Gedicht.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen, also insgesamt 32 Versen. Der hier verwendete Reim- und Rhythmusmuster hilft, die melancholische Atmosphäre des Gedichts zu unterstreichen und die Sentimentalität der Aussage zu stärken.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von reichen metaphorischen Bildern und sinnlichen Wahrnehmungen, die die tiefen Gefühle des lyrischen Ichs transportieren. Burns verwendet Naturelemente wie den Morgenstrahl, den Ayr-Fluss oder den wilden Wald, um die Emotionen und Erinnerungen des Sprechers abzubilden. Jedes Bild, jede Metapher gibt der subjektiven Wahrnehmung des lyrischen Ichs Ausdruck und erzeugt eine intensive poetische Atmosphäre. Mit seiner sorgfältig ausgewählten und emotional geladenen Sprache gelingt es Burns, den tiefen Schmerz und die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach seiner verlorenen Liebe für den Leser greifbar zu machen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Mary im Himmel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Burns. Der Autor Robert Burns wurde 1759 in Alloway (Ayrshire) geboren. Im Jahr 1789 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 186 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „Daß das Weib sich nicht beklage“, „Dein Wohlsein, meine schöne Maid!“ und „Der Hochland-Bursche“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Mary im Himmel“ weitere 101 Gedichte vor.

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