Zwei Personen ganz verschieden von Johann Wolfgang von Goethe

Zwei Personen ganz verschieden
Luden sich bei mir zu Tafel,
Diesmal lebten sie in Frieden,
Fuchs und Kranich, sagt die Fabel.
 
Beiden macht ich was zurechte,
Rupfte gleich die jüngsten Tauben;
Weil er von Schakals Geschlechte,
Legt ich bei geschwollne Trauben.
 
Langgehälstes Glasgefäße
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Setzt ich ungesäumt dagegen,
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Wo sich klar im Elemente
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Gold- und Silberfischlein regen.
 
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Hättet ihr den Fuchs gesehen
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Auf der flachen Schüssel hausen,
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Neidisch müßtet ihr gestehen:
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Welch ein Appetit zum Schmausen!
 
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Wenn der Vogel ganz bedächtig
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Sich auf einem Fuße wiegte,
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Hals und Schnabel, zart und schmächtig,
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Zierlich nach den Fischlein schmiegte.
 
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Dankend freuten sie beim Wandern
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Sich der Tauben, sich der Fischchen;
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Jeder spottete des andern
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Als genährt am Katzentischchen.
 
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Willst nicht Salz und Schmalz verlieren,
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Mußt, gemäß den Urgeschichten,
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Wenn die Leute willst gastieren,
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Dich nach Schnauz und Schnabel richten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Zwei Personen ganz verschieden“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Zwei Personen ganz verschieden“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Im Zeitraum zwischen 1765 und 1832 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Zu den essenziellen Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Menschlichkeit und Toleranz. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Darüber hinaus verwendeten die Dichter jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die bedeutendsten Vertreter der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 136 Worte. Die Gedichte „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zwei Personen ganz verschieden“ weitere 1617 Gedichte vor.

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