Fariglioni von Marie Eugenie Delle Grazie

Wo schroff zum Meer
hinabstürzt der Klippen zackigste, im Äther
Das mövenumkreiste Haupt und in der Fluth
Die grüne, muschelumklammerte Sohle badend –
Da sitz' ich stundenlang und träum'
Und sinn' hinaus in dämmernde Fernen,
Bis mählich am Horizont
Des Sonnenwagens leuchtende Purpurfurchen
Verglimmen, und von den Höh'n,
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Ein sammt'ner Falter, der Abend
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Herniedersinkt mit thauschwerem Flügelpaar. –
 
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Das glüh'nde Haupt
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An die Felsbrust gelehnt, den Blick
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In's Weite verloren, lausch' ich hinaus ....
 
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Es nah'n mir dann
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Im Schwebe-Rhythmus der Wogen,
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Schaukelnd und gaukelnd
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Und lockend wie sie,
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Die Träume all', die einst meine Seele befeuert.
 
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Du räthselhafte Seele,
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Warum nicht hieltst du sie?
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Was zwang dich,
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Sie preiszugeben, die gold'nen,
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Die glückeslüstern du schon
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Am Fittich erfaßt?
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War's Stolz?
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War's Trotz? Oder wär's
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Von Ewigkeit her
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Des Dichters Verhängnis: einsam,
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Und nur vom Adlerfittich des Leid's
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Die Stirn umweht, zu hausen
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Im Ocean des Lebens, wie dort
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Im kreisenden Wellenschooß die Fariglioni? –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Fariglioni“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
33
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

„Fariglioni“ ist ein Gedicht von Marie Eugenie Delle Grazie, einer österreichischen Schriftstellerin der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Das Gedicht erweckt auf den ersten Eindruck den Eindruck einer altertümlichen und romantischen Stimmung. Es handelt sich um Natur, Einsamkeit und innerliche Reflexionen, die durch das Bild der Klippen, des Meeres und des Sonnenuntergangs hervorgerufen werden.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht sitzt stundenlang an einer Küste und träumt, während es hinaus auf das Meer und den Horizont blickt. Während dieser einsamen Stunden kommen ihm seine Träume und Sehnsüchte in den Sinn. Sie werden durch das Bild der heranrollenden Wogen symbolisiert, die wie sein inneres Selbst zu ihm hinschaukeln. Das lyrische Ich hinterfragt, warum es seine Träume nicht festgehalten hat und spricht von seinem Gefühl der Einsamkeit, das es als Schicksal eines Dichters ansieht. Es vergleicht sein Dasein in der Welt mit dem der Fariglioni (Felsformationen) in den kreisenden Wellen des Meeres.

Die Form des Gedichts ist regulär verteilt auf vier Strophen mit unterschiedlichen Längen, die es in gleichermaßen metaphorischer wie melodischer Sprache verfasst. Es folgt kein festes Reimschema, wodurch eine freie und fließende Form kreiert wird, die gut zur introspektiven und reflexiven Stimmung des Gedichts passt. Die Sprache ist altertümlich und poetisch mit der Verwendung von Bildern und Vergleichen wie „mövenumkreiste Haupt“, „leuchtende Purpurfurchen“ und „sammt’ner Falter“.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Fariglioni“ um ein lyrisches und nachdenkliches Gedicht, das introspektive Gefühle einer verträumten und melancholischen Stimmung vermittelt. Die poetische Sprache und die Metaphern laden zum Nachdenken und zur Reflexion ein, während die Bilder von Natur und Meer eine Atmosphäre der Ruhe und Einsamkeit schaffen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Fariglioni“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Marie Eugenie Delle Grazie. Geboren wurde Delle Grazie im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva). Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1892. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Schriftstellerin Delle Grazie ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 151 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 33 Versen. Die Gedichte „Abendsonnenschein“, „Abschied“ und „Addio“ sind weitere Werke der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie. Zur Autorin des Gedichtes „Fariglioni“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 71 Gedichte vor.

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