1632 von Paul Fleming

Als einsmals Krieg und Tod
die Pleiße hielt umschlossen,
und für der großen Not
die Schwestern zitternd flossen,
auch nun der Hirten Schaar
fast ganz von dannen war
aus Furchte der Gefahr:
 
da sprach der Sylvius
zu Tityrus, dem treuen:
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»Sind wir noch um den Fluß,
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den Hirt- und Heerden scheuen?
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Freund, höre doch mein Wort:
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laß uns auch machen fort
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an einen sichern Ort!«
 
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Wer gläubts, wie Korydon
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sich über dem betrübte?
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»Zieht«, sprach er, »ihr darvon,
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die ich so innig liebte,
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so muß ich trostlos hin
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zu meinem Tode ziehn,
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eh' als ich unpaß bin.
 
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Tut diß, soll ja Eins sein:
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laßt mir alhier die Heerden,
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setzt sie zu Pfänden ein,
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daß wir uns wieder werden!
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Was mein Verhängnüß hier,
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wart' ich bei der Revier
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und euer Gut mit mir.«
 
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»Mit Willen«! sprachen sie.
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»Wirstu uns nur erhalten,
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wer achtet dieses Vieh?
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Pan mag darüber walten!«
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So ließ ihm an dem Fluß
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ein Ieder samt dem Kuß
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Ade, den letzten Gruß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „1632“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
163
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „1632“. Geboren wurde Fleming im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen). Das Gedicht ist in der Zeit von 1625 bis 1640 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich im deutschen Sprachraum während und nach dem Dreißigjährigen Krieg entfaltete. Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 und endete im Jahr 1648. Als Bezeichnung der Epoche wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Auswirkungen des Krieges. Unzählige Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon stark geprägt. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Unter den Literaturgattungen genossen die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Autoren der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, verfassten, war man nun bestrebt, sich dem Deutschen zu widmen. Im Zeitalter des Barocks war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Huldigung der Fürsten. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Lyriker zum Anlass von Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten. Die Lyrik der Literaturepoche des Barocks wird daher auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 163 Worte. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Wie er wolle geküsset seyn“, „Tanzlied“ und „Ein getreues Herz zu wissen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „1632“ weitere 366 Gedichte vor.

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