Als etliche seiner Freunde von ihm zogen von Paul Fleming
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Du, öder Hain, |
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du, wilde Wüstenei, |
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sagt her, kans sein, |
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sagt her: wo sind sie drei? |
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Und, Zephyr, du, |
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wie denn ihr Andern auch, |
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weht mir noch einen Hauch |
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von ihnen zu! |
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So kehrt ihr doch, |
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Geliebte, zu mir ein |
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und wollet noch |
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von mir umfasset sein? |
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Wo aber hin, |
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wo nauß fliehn sie mit Fleiß? |
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Ich weiß nicht, was ich weiß, |
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wie ich dran bin. |
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Ich hört', ich sah', |
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ich griffe sie ja hier. |
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Ihr seid ja da, |
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ihr, meine Liebsten ihr? |
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Wie ist mir denn? |
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Sie sinds und sinds auch nicht. |
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Ich weiß nicht, was geschicht, |
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wie oder wenn. |
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Steht doch! Ach! nein, |
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sie sind es leibhaft nicht. |
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Es ist ihr Schein, |
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der mir die Augen bricht. |
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Ach ich, nur ich |
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weiß, daß ich gegend bin; |
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doch zweifelt noch mein Sin |
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an mir bei sich. |
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Ach! ach! ach! ach! |
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Wem ist mehr weh' als mir? |
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Wer mißt die Bach, |
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die ich verweine hier? |
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Wer zählt die Luft, |
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die durch die Lippen dringt? |
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Mein wundes Herze springt, |
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es klopft, es pufft. |
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Sie, sie sind dort, |
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ohn' die ich nicht bin ich. |
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Macht ihr euch fort, |
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ihr Seufzer, nach für mich, |
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daß, wenn sie sehn, |
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daß sich die Oder hoch |
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schwöllt' auf, es müss' annoch |
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durch euch geschehn! |
Details zum Gedicht „Als etliche seiner Freunde von ihm zogen“
Paul Fleming
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1609 - 1640
Barock
Gedicht-Analyse
Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Als etliche seiner Freunde von ihm zogen“. 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1625 bis 1640 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Epoche des Barocks dauerte von etwa 1600 bis 1720 an. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Der Dreißigjährige Krieg war ein Religions- und Territorialkrieg in Europa, der für Elend, Zerstörung und Tod sorgte. Dazu kamen Zerfall der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch befeuerte. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. In der vorherigen Epoche (Renaissance) waren noch viele Dichtungen auf Lateinisch veröffentlicht worden. Im Barock begann die Zeit der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Im Zeitalter des Barocks war der überwiegende Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Huldigung der Fürsten. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Lyriker zum Anlass von Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Lyrik im Barock wird deswegen auch Gesellschaftsdichtung genannt.
Das vorliegende Gedicht umfasst 208 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Wie er wolle geküsset seyn“, „Tanzlied“ und „Ein getreues Herz zu wissen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Als etliche seiner Freunde von ihm zogen“ weitere 366 Gedichte vor.
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- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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