An Anna, die spröde von Paul Fleming

Als Echo ward zu einem Schalle,
zu einer unbeleibten Luft,
die durch das Tal mit halbem Halle,
die, so sie rufen, wieder ruft,
da ward der hole Wald voll Klage,
das feige Wild stund als betört,
die Nymfen ruften Nacht und Tage,
wo bist du, Lust, die man nur hört?
 
Narzissus, dir ist recht geschehen,
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vor sahst du sie und woltst sie nicht.
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Itzt wilt du, die du nicht kanst sehen,
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und hörst nur, was sie dir nachspricht.
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Der Brunnen, der dich dich ließ schauen,
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der strafte deinen stolzen Muth,
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daß nun nicht eine von den Frauen
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dir bis auf diesen Tag ist gut.
 
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Nicht, nicht so ist mein Sinn gesinnet,
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bei mir ist alles umgewant.
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Ich liebe, die mir Böses gönnet,
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ich folge der, die nicht hält Stand.
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Ich lauf', ich ruf', ich bitt', ich weine;
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sie weicht und schweigt und stellt sich taub.
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Sie läugnets und ists doch alleine,
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die mir mein Herze nimmt in Raub.
 
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Ach, Freundin, scheu der Götter Rache,
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daß da dir nicht zu sehr gefällst,
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daß Amor nicht einst deiner lache,
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den du itzt höhnst und spöttlich hältst.
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Daß, weil du nichts von mir wilst wissen,
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ich nicht mit Echo lasse mich,
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und du denn müssest mit Narzissen
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selbst lieben und doch hassen dich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „An Anna, die spröde“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
210
Entstehungsjahr
1639
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Anna, die spröde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Geboren wurde Fleming im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen). Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1639. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei dem Schriftsteller Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schwachen sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen schnell ausbreiten. Rund ein Drittel der Menschen kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Literatur des Barocks ist geprägt von der Antithetik. Das bedeutet, die Menschen nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten dennoch Luxus und Verschwendung. Die am häufigsten verwendeten Formen in der Dichtung waren das Sonett, das Epigramm, die Elegie und die Ode. Im Barock begannen die Autoren ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Autoren der Renaissance schrieben noch in lateinischer Sprache. Zu den bekanntesten Dichtern des Barocks gehören: Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Caspar Ziegler und Paul Fleming.

Das vorliegende Gedicht umfasst 210 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf des 8. Psalms Melodei“, „Nach des 6. Psalmens Weise“ und „Neujahrsode 1633“. Zum Autor des Gedichtes „An Anna, die spröde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.

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