Wassersnot von Hermann Ludwig Allmers

Es fliehen die Möwen in Schwärmen zum Land,
Es hat sich der Wind nach Nordwesten gewandt.
 
Stürmt es noch stärker, dann geht es nicht gut,
Neumond im Kalender und — bald wird es Flut.
 
Ha! sehet, schon naht sie, zu früh setzt sie ein,,
Nun mag der Almächtige gnädig uns sein!
 
O Gott! wie sie rollt, wie sie schwillt und sich streckt,
Schon hat sie das grünende Vorland bedeckt,
 
Und jetzt, jetzt erreicht sie des Deiches Fuß
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Und sendet hinüber den schäumenden Gruß.
 
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Es brechen die Wogen sich donnernd am Deich:
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Sie wollen zurück in ihr altes Reich,
 
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Daraus sie so siegreich verdrängt und verbannt,
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Zurück in das prächtige Marschenland.
 
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Sie spritzen voll Wut ihren Schaum hinein,
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Fahl blitzt es am Himmel wie Wetterschein,
 
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Und plötzlich — und jegliche Wange wird bleich:
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„Hilf, heiliger Gott! Dort will brechen der Deich!
 
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Wie wühlt es, wie spült es! Auf! Alle herbei!
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Und helft und legt Hand an und laßt das Geschrei!
 
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Schafft Bretter zur Stelle und Balken schwer
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Und das Reisigbund und den Sandsack her,
 
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Und fehlt's dran, was tut's, mit dem eigenen Leib
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Werft euch hinauf, es gilt Kind ja und Weib!
 
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O Jesus, zu spät! Da schießt sie hervor,
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Die schaumige Flut, aus dem klaffenden Tor.
 
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So flieht denn und bergt euer Weib, euer Kind,
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MIt der besten Habe aufs Dach geschwind;
 
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Die Herde, die mögt ihr den Wogen geben,
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Rettet nur, rettet das eigne Leben!"
 
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Allmächtiger Himmel, so hab doch Erbarmen! —
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Da bricht auch das Haus schon. Ja, Wehe euch Armen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Wassersnot“

Anzahl Strophen
16
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
255
Entstehungsjahr
1821 - 1902
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Hermann Ludwig Allmers ist der Autor des Gedichtes „Wassersnot“. Geboren wurde Allmers im Jahr 1821 in Rechtenfleth (Niedersachsen). Zwischen den Jahren 1837 und 1902 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 255 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 16 Strophen. Weitere Werke des Dichters Hermann Ludwig Allmers sind „Lewer dod as Slav!“, „Nach Sturm und Kampf und Not und Plage“ und „Der Halligmatrose“. Zum Autor des Gedichtes „Wassersnot“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 18 Gedichte vor.

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