An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla von Simon Dach
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Herr Heinrich Albert, ich, Herr Fauljoch und darneben |
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Herr Robertin, sind heut entschlossen recht zu leben, |
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Und zwar bey euch, Herr Bluhm, als dem nichts liebers ist, |
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Denn daß man ohne Scheu, ohn Heucheley und List |
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Auf diesen Tag zu euch mag vor die Pfanne kommen |
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Und thun, was Redlichkeit und wahre Treu der Frommen |
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Zu thun erlaubet hat. Herr Robert, unser Hertz, |
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Bringt weise Tischgespräch, Herr Fauljoch treugen Schertz, |
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Herr Heinrich lässet wo ein Instrument herholen |
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Und spielet uns was auf. Ich streich auf der Violen, |
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Der Endschaft meiner Pein und Mutter meiner Ruh, |
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Und hätt ich eine Stimm, ich sing auch wohl dazu. |
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Wir Armen, die wir hier das Elend müssen bauen, |
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Was sind wir, wenn wir nicht einander wolten trauen |
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Und gute Freunde seyn. Die stets nur vor sich hin |
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Und Menschen-scheue sind, was thun die ihrem Sinn |
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Vor Leid und Pein nicht an! Sie haben sich verziehen |
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Des Rechtes der Natur, die anfangs uns verliehen |
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Vnd noch will, daß ein Mensch den andern suchen soll, |
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Mit welchem er, es geh ihm übel oder wohl, |
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Zusammenhalten mag. Wir sehen an den Sternen, |
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Wie daß sie Freunde sind. Die Wolcken ziehn von Fernen |
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Wie in Gesellschaft fort, die schnellen Fisch im Meer, |
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Die Vögel in der Luft beschließen auch ein Heer |
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Und streichen also hin, das Wild geht in den Wäldern |
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Gepart in großer Zahl, das Horn-Vieh auf den Feldern |
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Kan niehmals eintzeln seyn; der Mensch entschläget sich |
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Der Güter oft, wozu Gott ihn und mich und dich |
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Gar weißlich hat gemacht. Laßt uns zusammenhalten, |
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So wird die Freude mehr, das Unglück minder walten, |
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Als wo man einsam ist. Was aber fällt mir ein? |
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Wenn kommt Sybillen Tag? Ihr müsst gebunden seyn. |
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Frau Bluhmin, morgen will sich euer Fest ansagen, |
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Der Tag, an welchem ihr sollt dieses Bändlein tragen, |
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An Zier und Ansehn schlecht, doch wenn ihr wissen wollt, |
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Das Band ist unser Hertz, der Will in uns das Gold, |
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Das reinlich gläntzet trotz den köstlichsten Metallen |
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Und was dem Auge schön auch sonsten mag gefallen. |
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Nehmt dieses so vorlieb und tragt es unbeschwehrt: |
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Wer Tugend liebt, hat nie ein besser Band begehrt. |
Details zum Gedicht „An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla“
Simon Dach
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40
355
1605 - 1659
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla“ des Autors Simon Dach. Dach wurde im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. In der Zeit von 1621 bis 1659 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Bezeichnung für eine Epoche konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche im Zeitraum zwischen 1600 und 1720 den Namen. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile Deutschlands zerstört. Die Menschen der damaligen Zeit, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litten folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Epoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Die Barockdichtung ist im Wesentlichen von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) beeinflusst, die die Lebenseinstellung der Bevölkerung beschreiben. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung beeinflusst. Alle genannten Motive setzen sich auf verschiedene Weise mit der weitverbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Theologen, Akademiker, Beamte und Adelige. Berühmte Dichter des Barocks sind beispielsweise Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 355 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 40 Versen. Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Herr vnser Gott, wenn ich betracht“, „Wenn Gott von allem Bösen“ und „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla“ weitere 255 Gedichte vor.
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