Als Ihr Gestr. Hans Diettrich von Schlieben diese Welt gesegnet von Simon Dach
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Sey, meine Seel', in dich gestellt, |
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Beruff zusammen die Gedancken, |
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Thue einig dieß, nimb vor die Welt, |
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Durchsuch jhr Wesen, Thun vnd Wancken, |
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Schaw ob sie auch was anders sey |
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Als Eitelheit vnd Triegerey. |
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Vergnüget Ehre meinen Sinn? |
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Je grösser' Ehr', je grössre Plagen. |
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Groß Gut? wie reich ich jmmer bin, |
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So wil ich doch noch mehr erjagen. |
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Der Wollust Thun? von jhrer Macht |
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Wird Leib vnd Seele durchgebracht. |
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Gesund vnd frisch von Leibe seyn? |
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Was hilfft es mir, wann ich muß alten? |
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In Summa: Arbeit, Müh vnd Pein |
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Sieht man in allen Dingen walten. |
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Vnd wäre ja was ausser Noht, |
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So frisst vns sämptlich doch der Tod. |
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Wie groß wir sind, wie schön, wie zart, |
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So eilt er mit vns nach der Erden; |
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Was wir durch allen Fleiß erspahrt, |
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Muß andern hinderlassen werden. |
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Hie hilfft kein Diamanten Thor, |
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Kein Schloss, kein Felß, kein Hochmuth vor. |
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Zeuch, Jüngling, du nach Weißheit aus, |
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Vnd härt durch Arbeit deine Jugend, |
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Komm wieder heim, erfüll dein Hauß |
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Mit Ruhm vnd adelicher Tugend, |
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Vnd du, wend alle deine Macht |
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Auff Waffen vnd auff kühne Schlacht. |
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Nimb du den Handel vor die Hand, |
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Zeuch über Meer, reis' allenthalben: |
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Vnd du ergreiff den Liebes Stand, |
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Schmück deinen Leib mit Seid' vnd Salben, |
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Vnd wisst daneben aller seit: |
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Dieß alles währet kurtze Zeit. |
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Wenn jhr dahin gestrecket liegt, |
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Erblasst vnd häßlich anzuschawen, |
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Daß die Verwesung euch besiegt |
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Vnd jederman muß vor euch grawen, |
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Mein sagt, was Nutzes euch doch giebt |
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Die Eitelheit, so jhr verübt. |
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Vorauß, wann wir nun alle dort |
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Von vnserm gantzen Thun vnd Leben, |
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Ja auch von jedem schlimmen Wort |
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Gott schwere Rechnung sollen geben. |
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O Hertzeleid! was gehen an, |
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Die nichts als schnödes Ding getahn? |
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Kehrt vmb, es ist sehr hohe Zeit! |
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Führt augenblicklich euch zu Sinnen, |
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Wie flüchtig jhr sampt allem seyd, |
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Sucht Gott durch Busse zu gewinnen, |
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Vnd liebt den Nechsten wie man sol, |
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So ist euch jetzt vnd ewig wol! |
Details zum Gedicht „Als Ihr Gestr. Hans Diettrich von Schlieben diese Welt gesegnet“
Simon Dach
9
54
320
1645
Barock
Gedicht-Analyse
Simon Dach ist der Autor des Gedichtes „Als Ihr Gestr. Hans Diettrich von Schlieben diese Welt gesegnet“. Geboren wurde Dach im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel). Im Jahr 1645 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der Barock umfasst etwa den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Kriegseinwirkungen. Unzählige Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon maßgeblich geprägt. Die Epoche des Barocks zeichnet sich primär durch die Antithetik, also einem von Widersprüchen und Gegensätzen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Wollust und Tugend oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Die Literaturepoche des Barocks war die erste Epoche, die in Deutschland bewirkte, dass Gedichte von nun an nicht mehr in lateinischer Sprache, sondern auch auf Deutsch herausgegeben wurden. Eine besondere zur Zeit des Barock priorisierte Form der Lyrik bildete das sogenannte Sonett. Da innerhalb der Zeit des Barocks der Wohlklang und die äußere Ästhetik eines literarischen Werkes eine wichtige Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Symbole, Metaphern und Hyperbolik (Übertreibung) verwendet.
Das vorliegende Gedicht umfasst 320 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 54 Versen. Die Gedichte „Wenn Gott von allem Bösen“, „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“ und „Es wil des lieben Creutzes Pein“ sind weitere Werke des Autors Simon Dach. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Als Ihr Gestr. Hans Diettrich von Schlieben diese Welt gesegnet“ weitere 255 Gedichte vor.
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Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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