Also weichen von Simon Dach

Also weichen
Vnd verbleichen
Meine gutten Freunde mir,
Diese wandern
Nach den andern
Vnd verlassen mich alhier,
Auch Herr Blum eilt jhnen nach
In sein liebes Grab-Gemach.
 
Such' ich newe
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Die in Trewe
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Mir verpflichtet köntten seyn,
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Eh ich finde,
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Sie ergründe,
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Zehnmal geh' ich drüber ein.
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Freund' und alte Müntze sind
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Sachen die man selten findt.
 
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Nein ich werde
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In die Erde
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Auch nach wenig Zeit gethan,
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Die Geschäffte
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Meiner Kräffte
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Sagen mir es stündlich an.
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Liebste Schatten, frewet euch,
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Ich komm' auch in ewer Reich.
 
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Die im Leben
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Mich umbgeben
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Sind im Tod auch vngetrant.
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Alle Seelen
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In den Hölen
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Sollen rühmen unser Bandt.
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Vnterdessen macht mir dort
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Raum an einem gutten Ort.
 
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Was von Sachen
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Köntte machen
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Daß man gern lang leben woltt'?
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Jede Kammer
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Heget Jammer.
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Güldner Trug und trieglich Goldt,
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Vnmuth, Angst, betrübter Fall
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Herschen hie nur überall.
 
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Welcher siehet
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Was geschiehet
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Alles Schrecken, alle Noht,
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Vnd nicht Schmertzen
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Fühlt im Hertzen
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Ist vor seinem Tode todt.
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O der That die ich gesehn
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Gestern unverhofft geschehn.
 
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Kommt von Sinnen,
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Kunst-Göttinnen,
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Schlagt die Brüst' ohn untterlaß,
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Ewer Orden
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Hegt nun morden,
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Ist von Blut für Tinten naß.
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Sathan hat gewonnen Spiel,
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Vbt jetzt mang Euch was er wil.
 
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Gleich wie ein Reiß vom Baum gebrochen,
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Ein Lamm, das frisch ist abgestochen
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Vnd noch in seinem Blute liegt,
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So war der junge Mensch zu schawen,
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Sein Haupt und Brust war Blut und Grawen,
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Sein' Augen durch die Nacht besiegt.
 
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Es hat der reiche Strom die Mümmel
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Ihn wol zu balgen und Getümmel
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Nicht her nach Königsberg geschickt,
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Er soltt' hie Zucht vnd Weißheit fassen,
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Vnd mus sein junges Leben lassen,
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Ein Stein ist wer hierüber nicht erschrickt.
 
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Dieß alles vnd dergleichen
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Davor man möcht erbleichen,
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Kränckt euch, jhr Schatten, nicht,
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Ihr schwebt in Fried und Wonne,
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Scheint Euch nicht unsre Sonne,
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So kennt jhr ander liecht.
 
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Ihr liebt die alten Flammen
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Die Euch alhie zusammen
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In Freundschafft kuntten ziehn,
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Vnd singet Gott zu ehren,
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Für allen sind zu hören
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Stobeus, Roberthin.
 
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Auch Blum ist nicht der letzte
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Der hie uns offt ergetzte
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Durch seiner Stimmen Klangk.
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Der Schlosplatz must' erschellen
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Wenn er in der Capellen
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So hell vnd lieblich sangk.
 
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Er hat nun alles wieder,
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Kein Schlag lähmt jhm die Glieder,
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Ihn rewet nicht der Noht
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Die durch der Kranckheit Kette
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Zwey Jahr jhn auff dem Bette
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Gehalten wie für todt.
 
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Wol Ihm, wol allen denen
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Die sich nach Christo sehnen
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Aus dieser Qual und Pein.
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Wol mir auch, wenn ich werde
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Bald Asche, Staub vnd Erde
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Dorthin versamlet seyn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (30.7 KB)

Details zum Gedicht „Also weichen“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
14
Anzahl Verse
98
Anzahl Wörter
423
Entstehungsjahr
1605 - 1659
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Also weichen“ ist Simon Dach. Der Autor Simon Dach wurde 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Im Zeitraum zwischen 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Dach ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Literaturgeschichte seit 1800 das schriftstellerische Schaffen in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet und folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie schiefrunde, seltsam geformte Perle. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Kriegseinwirkungen. Unzählige Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Epoche des Barocks wurde davon stark beeinflusst. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks behandelten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Dies bezeichnet man auch als Antithetik. Inhaltlich folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Diesseits und Jenseits, Sein und Schein oder Blüte und Verfall. Die am häufigsten eingesetzten Formen in der Poesie waren das Sonett, die Ode, die Elegie und das Epigramm. Im Barock begannen die Dichter ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Die Dichter der Renaissance schrieben noch in lateinischer Sprache. Zu den berühmtesten Schriftstellern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das 423 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 98 Versen mit insgesamt 14 Strophen. Weitere Werke des Dichters Simon Dach sind „Der Palmbaum“, „Der Mensch hat nichts so eigen“ und „Herr Gott, meine Seele bringet“. Zum Autor des Gedichtes „Also weichen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

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