Ach frommer Gott, wo sol ich hin von Simon Dach
1 |
Ach frommer Gott, wo sol ich hin |
2 |
Mit meinem hochbetrübten Sinn |
3 |
Und tieffen SeelenSchaden, |
4 |
Mein kranckes Hertz, ist wie mit Ertz |
5 |
Und Steinen überladen. |
|
|
6 |
Wie klagt mich mein Gewissen an, |
7 |
Es thut mich grausam in den Bann, |
8 |
Ich muß mich selbst verjagen, |
9 |
Und seinen Mord an allem Ort |
10 |
In meinem Busen tragen. |
|
|
11 |
Gleich wie ein Wild durch schnelle Flucht |
12 |
Den Pfeilen zu entgehen sucht, |
13 |
Die schon sein Hertz empfinden, |
14 |
So eyl auch ich, und trage mich |
15 |
Mit meinen Höllen-Hunden. |
|
|
16 |
Wer hilfft in diesen Nöthen mir? |
17 |
Herr, mein Verlangen steht nach dir, |
18 |
Ich stell auff dich Vertrauen |
19 |
Und Hoffnung, Gott, laß keinen Spott |
20 |
Bey deiner Furcht mich schauen. |
|
|
21 |
Dann keiner, der gedultig dein |
22 |
Kan harren, wird in Schanden seyn, |
23 |
Laß den zu Schanden werden, |
24 |
Der deiner Macht verächtlich lacht, |
25 |
Und traut der schnöden Erden. |
|
|
26 |
Gedenck an die Barmhertzigkeit, |
27 |
Die du erwiesen allezeit |
28 |
Seyt daß die Welt gestanden, |
29 |
Gedencke nicht an dein Gericht |
30 |
Und meiner Jugend Schanden. |
|
|
31 |
Sieh meine Thorheit überhin |
32 |
Nach deiner großen Langmuht Sinn, |
33 |
Laß doch mein Hertz sich stillen, |
34 |
Gedencke mein in Lieb allein |
35 |
Umb deiner Güte willen. |
|
|
36 |
Gib deinem grossen Namen stat, |
37 |
Sey gnädig meiner Missethat, |
38 |
Die ich dir nicht verhäle, |
39 |
Ist gleich kein Ziel, und ihr so viel, |
40 |
Daß ich sie gar nicht zehle. |
|
|
41 |
Mach mich von meinem Kummer loß, |
42 |
Dann meines Hertzens-Angst ist groß, |
43 |
Entführ mich meinen Nöthen, |
44 |
Schau gnädig her auff mein Beschwer, |
45 |
Es dräuet mich zu tödten. |
|
|
46 |
Vergib, O Vater, aus Gedult |
47 |
Mir alle meine Sünden-Schuld, |
48 |
Laß meine Seele leben, |
49 |
Errette sie, damit ich nie |
50 |
In Schanden möge schweben. |
|
|
51 |
Dann sieh, ich trau allein auff dich, |
52 |
Durch Schlecht und Recht behüte mich, |
53 |
Gott woll auß allem Bösen |
54 |
Mein arme Seel und Israel |
55 |
Auß aller Noth erlösen. |
Details zum Gedicht „Ach frommer Gott, wo sol ich hin“
Simon Dach
11
55
282
1605 - 1659
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ach frommer Gott, wo sol ich hin“ des Autors Simon Dach. 1605 wurde Dach in Klaipeda (Memel) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1621 und 1659. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Kriegseinwirkungen. Unzählige Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Epoche des Barocks wurde davon maßgeblich beeinflusst. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von bitterer Armut und Pessimismus, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. In der Literatur des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Herausragende Schriftsteller für die Zeit des Barocks waren beispielsweise: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.
Das vorliegende Gedicht umfasst 282 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 55 Versen. Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Herr vnser Gott, wenn ich betracht“, „Wenn Gott von allem Bösen“ und „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“. Zum Autor des Gedichtes „Ach frommer Gott, wo sol ich hin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Simon Dach
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Simon Dach und seinem Gedicht „Ach frommer Gott, wo sol ich hin“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Simon Dach (Infos zum Autor)
- Der Palmbaum
- Der Mensch hat nichts so eigen
- Herr Gott, meine Seele bringet
- Herr vnser Gott, wenn ich betracht
- Wenn Gott von allem Bösen
- Betrachtung der unseligen Ewigkeit
- Es wil des lieben Creutzes Pein
- Entschlag dich aller Ding auff Erden
- Aus Oseae C. 2. V. 19
- Wenn mich in meiner schweren Zeit
Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt