Ahndungsgrauend, todesmutig von Karl Theodor Körner

Ahnungsgrauend, todesmutig
bricht der große Morgen an,
und die Sonne, kalt und blutig,
leuchtet unsrer blut'gen Bahn;
In der nächsten Stunden Schoße
liegt das Schicksal einer Welt,
und es zittern schon die Lose,
und der ehrne Würfel fällt.
Brüder, euch mahne, die dämmernde Stunde,
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mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde,
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treu, so zum Tod, als zum Leben gesellt.
 
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Hinter uns, im Graun der Nächte,
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liegt die Schande, liegt die Schmach,
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liegt der Frevel fremder Knechte,
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der die deutsche Eiche brach.
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Unsre Sprache ward geschändet,
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unsre Tempel stürzten ein,
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unsre Ehre ist verpfändet,
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deutsche Brüder, löst sie ein.
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Brüder, die Rache flammt! reicht euch die Hände,
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daß sich der Fluch der Himmlischen wende,
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löst das verlorene Heiligtum ein!
 
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Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
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liegt der Zukunft goldne Zeit,
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steht ein ganzer Himmel offen,
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blüht der Freiheit Seligkeit.
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Deutsche Kunst und deutsche Lieder,
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Frauenhuld und Liebesglück,
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alles Große kommt uns wieder,
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alles Schöne kehrt zurück.
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Aber noch gilt es ein gräßliches Wagen,
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Leben und Blut in die Schanze zu schlagen,
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nur in dem Opfertod reift uns das Glück.
 
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Nun, mit Gott! wir wollen's wagen,
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fest vereint dem Schicksal stehn,
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unser Herz zum Altar tragen,
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und dem Tod entgegengehn.
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Vaterland, dir woll'n wir sterben,
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wie dein großes Wort gebeut!
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unsre Lieben mögen's erben,
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was wir mit dem Blut befreit.
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Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen,
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wachse empor über unsere Leichen!
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Vaterland, höre den heiligen Eid!
 
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Und nun wendet eure Blicke
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noch einmal der Liebe nach,
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scheidet von dem Blütenglücke,
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das der gift'ge Süden brach.
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Wird euch auch das Auge trübe
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keine Thräne bringt euch Spott,
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Werft den letzten Kuß hinüber,
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dann befehlt sie eurem Gott!
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Alle die Lippen, die für uns beten,
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alle die Herzen, die wir zertreten,
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tröste und schütze sie, ewiger Gott!
 
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Und nun frisch zur Schlacht gewendet,
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Aug und Herz zum Licht hinauf!
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Alles Ird'sche ist vollendet,
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und das Himmlische geht auf;
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Faßt euch an, ihr deutschen Brüder!
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jeder Nerve sei ein Held!
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treue Herzen sehn sich wieder,
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lebewohl für diese Welt!
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Hört ihr's? schon jauchzt es uns donnernd entgegen!
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Brüder, hinein in den blitzenden Regen!
66 
Wiedersehn in der besseren Welt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.1 KB)

Details zum Gedicht „Ahndungsgrauend, todesmutig“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
66
Anzahl Wörter
353
Entstehungsjahr
1791 - 1813
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ahndungsgrauend, todesmutig“ des Autors Karl Theodor Körner. Körner wurde im Jahr 1791 in Dresden geboren. Zwischen den Jahren 1807 und 1813 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 353 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 66 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Karl Theodor Körner sind „Frisch auf, frisch auf mit raschem Flug!“, „Der Ritter muß zum blutgen Kampf hinaus“ und „Liebe führt durch Nacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ahndungsgrauend, todesmutig“ weitere 15 Gedichte vor.

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