An den Herrn B - - - In Hamburg von Christiana Mariana von Ziegler

Du weltberühmter B - - - verachte nicht die Zeilen,
Die aus besondern Trieb zu deinen Schwellen eilen,
Ich weiß es allzuwohl, daß meine Dichterey
Nur noch ein Kinderspiel mit Recht zu nennen sey,
Ob gleich dein andrer Theil vom irrdischen Vergnügen,
Auch meinen Nahmen mit will zu den andern fügen.
Ich weiß nicht, Grosser Geist, was dich so weit gebracht,
Daß deine Schmeicheley von mir ein Lob-Lied macht,
Ich kenne dich gar wohl, den Werth, und deine Gaben,
10 
Die Rang, und Vorzug wohl, vor vielen andern haben;
11 
Denn gantz Germanien stimmt mit mir überein,
12 
Daß deines gleichen nicht leicht wird zu finden seyn;
13 
Kein Mahler kan von dir uns rechten Abriß geben,
14 
Kein Pinsel schiltert dich nach Aehnlichkeit und Leben,
15 
Dieweil dein hoher Geist gar nicht zu treffen ist,
16 
Und man was herrliches aus deinem Wesen list.
17 
Dein Umgang heist uns schon ein Himmel auf der Erden,
18 
Ich selber wolte gleich ein Eremite werden,
19 
Träff ich dich, Edler Freund / auch in der Wüsten an,
20 
So hieß mir selbige durch dich ein Canaan.
21 
Dein Argwohn wird dich zwar auf die Gedancken treiben,
22 
Ob sucht ich alles dis aus Danckbarkeit zu schreiben;
23 
O nein, dein Ruff und Ruhm, der biß zum Sternen steigt,
24 
Macht, daß sich hier mein Kiel vor deiner Muse neigt,
25 
Du bist in meiner Gunst schon längstens angeschrieben,
26 
Denn alle Welt muß dich und deine Feder lieben.
27 
Nimm Grosser Ticher! hier den Willen vor die That,
28 
Weil die von Z- sonst nichts zur Vergeltung hat.
29 
Laß mich noch fernerweit die Gunst von dir besitzen,
30 
Und mich, mein Socrates, zu deinen Füssen sitzen;
31 
Ich nehme Lehren an, dieweil du selber weist,
32 
Daß alles Frauen-Volck ein schwaches Werckzeug heist.
33 
Ich schliesse meinen Brief, doch nicht mein Angedencken,
34 
Denn dieses werd ich dir, so lang ich lebe, schencken,
35 
Versichre dich von mir, daß ich beständig bin,
36 
Die dich bewundernde, verpflichte Z-.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „An den Herrn B - - - In Hamburg“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
310
Entstehungsjahr
1695 - 1760
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Die Autorin des Gedichtes „An den Herrn B - - - In Hamburg“ ist Christiana Mariana von Ziegler. Im Jahr 1695 wurde Ziegler in Leipzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1760 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei Ziegler handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 310 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit nur einer Strophe. Christiana Mariana von Ziegler ist auch die Autorin für das Gedicht „Auf den krancken Livio“, „Damons Antwort-Schreiben an die hochmüthige Marillis“ und „Auf den sich klug dünckenden Nympsius“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An den Herrn B - - - In Hamburg“ weitere 121 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Christiana Mariana von Ziegler (Infos zum Autor)

Zum Autor Christiana Mariana von Ziegler sind auf abi-pur.de 121 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.